USA:

Weltweit erster Restaurantchef mit Down-Syndrom überzeugt mit einzigartigem Geschäftsmodell

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 22:11 Uhr

Trotz seiner Trisomie-21-Behinderung hat sich Tim Harris aus Albuquerque seinen Traum erfüllt und sein eigenes Restaurant eröffnet. Der 26-Jährige beschäftigt bereits rund 30 Mitarbeiter in seinem Diner mit dem schlichten Namen „Tim’s Place“.

DEUTSCHLAND _25 WELT Doch wer in dem kleinen Restaurant im US-Bundesstaat New Mexiko zu essen geht, den locken wahrscheinlich nicht die kulinarischen Höhepunkte. Denn die Speisekarte bietet mit Pancakes mit Blaubeeren und Bananenscheiben oder dem „Yummy Omlett“ mit Schinken und Speck kaum sterneverdächtige Gourmet-Gerichte.

Vielmehr ist es ein anderes Erfolgsrezept, das laut Inhaber Tim Harris die Gäste lockt: Liebe. Denn hier erwartet den Besucher etwas, das sonst nirgendwo angeboten wird – nämlich „Hugs“, also Umarmungen. Wie die „Welt“ berichtet, gibt es die dort nicht nur kostenlos, sondern außerdem vom Chef höchstpersönlich. Jeden Tag steht der 26-jährige Tim Harris am Eingang, begrüßt seine Gäste mit Handschlag, lächelt freundlich – und drückt sie einmal fest an sich. „Meine Gäste sollen sich wohl fühlen“, sagt er dem TV-Sender CNN, während er das Kamerateam durch den kleinen Diner führt und sein Geschäftsmodell erklärt. Inzwischen ist der Laden für seine Atmosphäre so berühmt, dass das Restaurant als das vermutlich freundlichste der Welt gilt.

Viele Gäste im so prüden Amerika sind aber nicht nur vom Körperkontakt überrascht, sondern vom Wirt selbst. Denn Tim ist weltweit der einzige Mensch mit Down-Syndrom, der ein Restaurant eröffnet hat und es auch leitet. „Ich habe zwar eine Behinderung, trotzdem bin ich in der Lage, dieses Restaurant zu führen“, sagt Tim.

Dass es der junge Mann jemals so weit bringen würde, daran hatten nicht viele geglaubt. Obwohl vereinzelte Fälle bekannt geworden sind, bei denen Betroffene trotz ihrer Beeinträchtigung die Universität abgeschlossen haben, ist es eher ungewöhnlich, dass Menschen mit Trisomie ein selbstständiges und unabhängiges Leben führen, so die „Welt“.

Doch seine Eltern schraubten ihre Erwartungen in ihren Sohn keineswegs herunter: Tim ging zur Schule, spielte in Sportmannschaften, war sogar bei den Paralympics dabei und wurde zum Ballkönig gewählt. „Ich habe Tonnen von Goldmedaillen“, erzählt er stolz. 2008 machte er schließlich seinen Abschluss an der Eastern New Mexico University für Service, Büroarbeit und Gastronomie. Danach arbeitete er in mehreren Restaurants in New Mexico, bis er 2010 „Tim's Place“ eröffnete.

Seinen Slogan „Breakfeast Lunch Hugs“ (Frühstück, Mittagessen, Umarmungen) nimmt Tim sehr genau. Und mit jedem „Hug“, der auch auf der Internetseite des Restaurants als kalorienfrei und lebensverlängernd beworben wird, wächst sein Erfolg. Im Restaurant läuft sogar ein Zähler, wonach Tim bereits über 20.000 Umarmungen verteilt hat.

Jedoch hat Tim damit nicht nur seinen persönlichen Traumverwirklich. Seine Idee hat auch vielen anderen Menschen geholfen: Auf der Webseite von „Tim’s Place“, dem Restaurant von Tim Harris, haben mehr als 800 Leute gratuliert, gegrüßt und gedankt. Es sind Stammgäste, Verwandte, aber auch Leute, die selbst unter einer Behinderung leiden und für die Tims Schicksal eine großartige  

Regensburg

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