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Menschliche Schutzengel retten 88-Jähriger nach Unfall-Drama das Leben

28.02.2018 | Stand 20.07.2023, 19:53 Uhr
−Foto: Foto: Obele

Tragische Geschichte mit Happy End: Beim Einweisen auf einen Parkplatz war das Bein der Renterin vom Auto ihres Mannes schwer eingeklemmt und abgetrennt worden. Nur dem vorbildlichen Einsatz von drei Ersthelfern verdankt die Dame ihr Leben ....

GARCHING / ALTÖTTING. Dass der Oberneukirchener Simon Emehrer am 25. Oktober 2017 für seine Firma in der Fabrikstraße in Hart eine Photovoltaikanlage aufbauen musste, stellte sich für eine Rentnerin als einmaliger Glücksfall heraus. Denn als diese ihrem Mann (89) vor dem Einkaufen beim Einparken einweisend hilfreich zur Seite stehen wollte, passierte ein Unfalldrama, das man selbst nicht erleben möchte: Plötzlich verlor der ältere Herr die Kontrolle über seinen Wagen, schoss auf seine Ehefrau zu und klemmte diese zwischen dem Betonsockel des Kramerladens und der Stoßstange ein. Schwerstverletzt kippte die Frau seitlich weg.

Mandy Schreiner (39), die im Lebensmittelladen einen Rumms hörte und dachte, der Rentner, der schon eine Zeit lang geräuschvoll rangierte, sei an ihrem Auto angefahren, lief nach draußen: „Erst mal bin ich total erschrocken, weil die ältere Dame wohl ihre Perücke verloren hatte und es aussah, als ob da ein Kopf ohne Körper am Boden liegt“, schildert die Oberschroffnerin die Situation. Diese stellte sich dann zwar nicht ganz so entsetzlich, aber dennoch als äußerst erschreckend und lebensgefährlich heraus: Denn durch den Unfall war der Unterschenkel des Opfers abgetrennt worden.

In einer riesigen Blutlache liegend musste der 88-Jährigen also möglichst schnell geholfen werden, und die drei Ersthelfer reagierten vorbildlich: Rita Smole, Inhaberin des Geschäftes, rief den Rettungswagen, der in Form der Helfer vor Ort, die sich gerade in Garching Brotzeit holen wollten, sehr schnell zum Unfallgeschehen kam.

Mit geliehenem Gürtel Bein abgebunden

Mandy Schreiner nahm den Kopf der Rentnerin in den Schoß, die ansprechbar und klar im Kopf war und beruhigte sie. „Sie hatte wohl einen großen Schock, wollte trotz des zermalmten Beines immer wieder aufstehen, sie war wirklich voll da und wahnsinnig tapfer“, erinnert sich die Helferin.

Zeitgleich lieh sich geistesgegenwärtig Simon Emehrer den Gürtel eines Arbeitskollegen aus und band das sehr stark blutende Bein ganz oben am Oberschenkel ab – keine leichte Aufgabe, die der Gruppenleiter der Freiwilligen Feuerwehr Oberneukirchen aber bravourös meisterte. „Erst, als die Besetzung des Rettungshubschraubers kam, durfte ich den Gürtel loslassen, vorher musste ich mit aller Kraft zuziehen“, erinnert sich der tatkräftige Feuerwehrmann.

Ob sein Einsatz von Erfolg gekrönt sein würde, stand zu diesem Zeitpunkt in den Sternen: „Man macht sich da währenddessen schon Gedanken, ob die Verunfallte so eine Verletzung in dem hohen Alter überleben kann und wie schwer die Folgen sind“, schildert der 27-Jährige.

Auch Rita Smole und Mandy Schreiner ließen die blutigen Bilder des Unfalls lange nicht los. Vor allem Rita Smole dachte immer wieder an das liebenswerte Ehepaar, das oft bei ihr Einkaufen und immer ein Herz und eine Seele war. „Umso mehr freute es mich, als sich der Sohn eines Tages telefonisch bei mir bedankte und berichtete, dass es der Dame nach der Not-OP den Umständen entsprechend gut gehe – und das Ehepaar sich nicht gram sei.“

Einen überraschenden Anruf bekam auch Simon Emehrer – nämlich von der Polizei. Zusammen mit den beiden Ersthelferinnen wurde er in die Inspektion Altötting eingeladen, um für seine außergewöhnliche Hilfe ausgezeichnet zu werden. „Unsere Gesellschaft besteht aus vielen Schiedsrichtern und wenigen Mitspielern“, so Polizeioberrat Hannes Schneider, der im Namen von Polizeipräsident Kopp nicht nur Urkunden, sondern auch eine kleine finanzielle Belohnung übergab. „Diese Anerkennung ist etwas ganz Besonderes, weil sie sich auch besonders verhalten haben“, lobte Schneider. „Die Verletzung war so schwer und die Hilfeleistung wirklich nicht einfach, sodass auch die Sanitäter Ihnen großen Respekt zollten. Mit Ihnen waren wirklich die richtigen Leute zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.“

Altötting

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