Job-Protokoll

Was macht eigentlich ein Diplomat?

09.11.2021 | Stand 16.08.2022, 8:16 Uhr

Botschafter werden - Moritz Jacobshagen, Leiter des Referats für Digitales Informations- und Wissensmanagement im Auswärtigen Amt, träumt davon, eines Tages Botschafter in einem anderen Land zu werden. - Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Der Diplomaten-Beruf hat für viele etwas Schillerndes. Im Ausland an Empfängen teilnehmen oder der Austausch mit der Vertretung anderer Staaten ist aber nur ein Teil des Job-Alltags.

Diplomat oder Diplomatin sein: Keine Frage, der Beruf hat viel Charme. Als Angehörige im höheren Dienst des Auswärtigen Amtes in Berlin sind Diplomaten drei bis vier Jahre an einer der 230 Auslandsvertretungen tätig.

Danach kehren sie für etwa den gleichen Zeitraum auf einen Posten in Berlin zurück, um dann wieder an einer der Auslandsvertretungen zu arbeiten.

Dieses Rotationsprinzip setzt sich über das gesamte Berufsleben fort. Das ist einerseits abwechslungsreich, hat aber auch seine Schattenseiten, wie Moritz Jacobshagen im Job-Protokoll verrät. Der Diplomat ist derzeit Leiter des Referats für Digitales Informations- und Wissensmanagement im Auswärtigen Amt.

Der Weg in den Beruf:

Andere Länder interessieren mich. Schon als Jugendlicher träumte ich davon, als Repräsentant meines Heimatlandes, also Deutschland, im Ausland tätig zu sein. Nach dem Abitur habe ich das Fach International Affairs studiert, später den Masterstudiengang für Politische Ökonomie in London absolviert und für eine Unternehmensberatung gearbeitet.

Aber mein Wunsch, als Diplomat ins Ausland zu gehen, hat mir keine Ruhe gelassen. Im Herbst 2010 habe ich am Auswahlverfahren für den höheren Auswärtigen Dienst teilgenommen. Es war einer der schönsten Momente meines Lebens, als ich die Nachricht bekam, dass ich bestanden hatte.

Die Aufgaben als Diplomat:

Aktuell habe ich einen Inlandseinsatz. Das heißt, ich bin in Berlin im Auswärtigen Amt tätig. Als Leiter des Referats für Digitales Informations- und Wissensmanagement kümmere ich mich darum, wie wir den Wissensschatz, der in all unseren Dokumenten und vor allem auch Köpfen steckt, mithilfe moderner Technologie effizienter nutzen können.

Ich bin erst seit einigen Monaten wieder zurück. Zuvor war ich drei Jahre lang der zweite Mann in der Deutschen Botschaft in Nicaragua. Das war keine einfache Zeit, weil sich das Land in einer schweren Krise befindet. Und dann kam noch die Pandemie hinzu.

Als Diplomat gehörte es zu meinen Aufgaben, einen guten Zugang sowohl zur Regierung als auch zur Opposition zu finden. Nahezu täglich standen Gespräche mit Vertretern beider Seiten auf der Agenda sowie regelmäßig mit Repräsentanten der Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Der Alltag als Diplomat:

Generell sieht der Diplomaten-Alltag so aus: Man trifft sich mit hochrangigen Vertretern von Politik und Wirtschaft, nimmt an Veranstaltungen teil und verfolgt die Berichterstattung in den Medien. Über Gesprächsverläufe, Erkenntnisse und Eindrücke verfassen Diplomaten ein Dossier und schicken es an die Zentrale des Auswärtigen Amtes in Berlin.

In Halbjahresberichten beschreiben sie detailliert die politische, wirtschaftliche und umweltbezogene Lage des jeweiligen Landes. So ist die Bundesregierung über andere Staaten informiert.

Diplomaten haben daneben die Aufgabe, in dem Land, in dem sie im Einsatz sind, über ihre Heimat zu informieren, etwa über das politische System in Deutschland.

Die schönsten Seiten des Berufs:

Es ist wirklich herausfordernd und anspruchsvoll: Zum Beispiel in unserer besonderen Rolle in Nicaragua, im Kontakt mit beiden Konfliktseiten. So erhält man als Diplomat tiefen Einblick in die Strukturen eines anderen Landes. Hinzu kommen andere Denkweisen, andere Mentalitäten. Man kommt mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen. Das bereichert enorm. Außerdem verfällt man auch dank der Postenrotation nie in eine Routine.

Die Schattenseiten des Berufs:

Als Diplomat muss man weltweit einsatzbereit sein. Aber längst nicht überall ist die Gesundheitsversorgung top. Und auch die Reisebedingungen sind nicht immer ideal. Ich habe zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren. Noch ist es einfach, sie mitzunehmen, wenn ein Auslandseinsatz ansteht. Eines Tages aber werden sie vielleicht nicht mehr so leicht dafür zu begeistern sein.

Und: Wer in einem Krisengebiet eingesetzt ist, hilft anderen. Die Deutsche Botschaft in Nicaragua hat zu Beginn der Pandemie deutsche Staatsangehörige dabei unterstützt, aus dem Land zu kommen. Aber wir Diplomaten selbst sind vor Ort geblieben, mit unseren Familien.

Die Verdienstaussichten:

Diplomaten sind als Beamtinnen und Beamte Angehörige des Auswärtigen Dienstes. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit haben sie im höheren Dienst in der Besoldungsgruppe A 13 zum Einstieg ein Grundgehalt von 4511 Euro, später kann es in der Besoldungsgruppe A 16 bei 7935 Euro liegen. Hinzu kommt für Diplomaten ein Auslandszuschlag, der unterschiedlich gestaffelt ist.

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