Verkehrspolizei warnt
Geisterfahrer verursacht Verkehrsunfall auf der A6 bei Waidhaus

02.10.2020 | Stand 24.07.2023, 22:16 Uhr
−Foto: n/a

Am Freitag, 2. Oktober, gegen 1.10 Uhr, befuhr eine Streife der Bundespolizei die Autobahn A6 zwischen den Anschlussstellen Waidhaus und der Landesgrenze in Richtung Tschechien, als ihnen ein Pkw auf ihrer Fahrspur entgegen kam.

Waidhaus. Die Beamten versuchten den Geisterfahrer durch Betätigen der Lichthupe auf seine Falschfahrt aufmerksam zu machen und ihn zum Anhalten zu bewegen. Der Fahrer reagierte aber nicht und fuhr mit circa 50 km/h auf der A6 in falscher Richtung unvermindert weiter. Kurz vor der Landesgrenze zu Tschechien konnten die Bundespolizisten ihr Fahrzeug wenden und auf der Fahrspur in Richtung Waidhaus parallel neben dem Geisterfahrer fahren, um ihn mit Licht- und Schallzeichen zum Anhalten zu bewegen, während sie über die Einsatzzentrale Unterstützungskräfte der örtlich zuständigen Verkehrspolizeiinspektion Weiden anforderten.

Kurz vor der Ausfahrt Waidhaus kam es dann zu einem Verkehrsunfall. Ein Klein-Lkw wollte einen 40-Tonner überholen und scherte dabei auf die linke Fahrspur aus. Als die beiden Fahrzeugfahrer den Falschfahrer bemerkten, versuchten sie noch nach rechts auf den Standstreifen auszuweichen. Der Pkw des Falschfahrers streifte beim Ausweichversuch den Klein-Lkw. Dabei kam es zum Unfall und die Geisterfahrt war beendet. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.

Beim Unfallverursacher handelte es sich um einen 19-jährigen vietnamesischen Staatsbürger mit Wohnsitz in Tschechien. Bei der Unfallaufnahme durch die Verkehrspolizeiinspektion Weiden stellten die Beamten den mutmaßlichen Grund für die Falschfahrt fest: Verdacht auf Alkoholkonsum. Nach Blutentnahme, Sicherstellung des Führerscheins und Anzeigenerstattung wegen eines Vergehens der Gefährdung des Straßenverkehrs wurde er wieder an die Kollegen der Bundespolizeiinspektion Waidhaus überstellt, da er außerdem ohne Pass nach Deutschland eingereist war. Den Fahrzeugführer erwartet nun eine Strafanzeige der VPI Weiden wegen eines Vergehens der Gefährdung des Straßenverkehrs.

Einer zu dieser Zeit gering frequentierten A6 und der geringen Geschwindigkeit des Geisterfahrers ist es wohl zu verdanken, dass die Beteiligten hier mit dem Schrecken davonkamen und nur ein relativ geringer Sachschaden an den beteiligten Fahrzeugen von insgesamt 3.000 Euro zu beklagen war.

Hintergrundinformationen der Verkehrspolizeiinspektion Weiden zum Thema „Falschfahrer“

Die Polizei subsumiert unter den Begriff „Falschfahrer“ definitionsgemäß alle Fahrten, bei denen sich Kraftfahrzeugführer oder Führer nicht motorisierter Fahrzeuge (zum Beispiel auch Radfahrer) auf der Autobahn oder auf einer autobahnähnlichen Straße (mit baulich getrennten Richtungsfahrbahnen) entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung bewegen. Studien belegen hier: Pro Jahr sind rund 1.800 Falschfahrerinnen und Falschfahrer auf deutschen Autobahnen unterwegs. Die Folge sind jährlich etwa 75 bis 80 – oft schwere – Verkehrsunfälle. Bei jedem sechsten Falschfahrer-Verkehrsunfall kommt ein Verkehrsteilnehmer ums Leben. Bei etwa jedem dritten Verkehrsunfall ist eine verletzte Person zu verzeichnen. Die meisten Falschfahrerinnen und Falschfahrer fahren an unübersichtlichen Anschlussstellen, Rastanlagen oder am Beginn einer Autobahn in falscher Richtung auf. Überdurchschnittlich viele Falschfahrerinnen und Falschfahrer sind über 65 Jahre alt. Diese sind meist tagsüber in falscher Richtung unterwegs. Wenn nachts Falschfahrerinnen und Falschfahrer gemeldet werden, handelt es sich häufig um junge Autofahrerinnen und Autofahrer bis 25 Jahre.

Folgende Hauptursachen für eine Falschfahrt lassen sich nach Erfahrung der VPI Weiden feststellen

Überforderung (Orientierungsschwierigkeiten, mangelnde Routine, Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit durch Übermüdung, Verwirrtheit, Ärger, Stress), Alkoholisierung (und die damit verbundene verlangsamte Informationsverarbeitung, falsche Reaktion, nicht angepasste Geschwindigkeit und erhöhte Risikobereitschaft), bewusste Falschfahrten (Wenden auf der Fahrbahn, weil Ausfahrt verpasst wurde oder Ladung verloren ging oder ähnliches).

Was rät die VPI Weiden den Verkehrsteilnehmern, wenn ein „Geisterfahrer“ in ihrem Streckenbereich gemeldet wird?

1. Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit.

2. Schalten Sie die Warnblinkanlage an.

3. Fahren Sie auf dem äußeren rechten Fahrstreifen.

4. Überholen Sie nicht.

5. Halten Sie ausreichend Abstand zum Vordermann.

6. Wenn Sie sich unsicher fühlen, fahren Sie gegebenenfalls den nächsten Parkplatz an oder nutzen Sie die nächstgelegene Abfahrt.

7. Behalten Sie den Seitenstreifen im Auge, um notfalls auf diesen ausweichen zu können.

8. Hören Sie aufmerksam den Verkehrsfunk, um zu erfahren, wann die Gefahr vorüber ist.

Falschfahrerstatistik 2019 (2018)

Im Verlauf des Kalenderjahres 2019 wurden im Freistaat Bayern insgesamt 335 Falschfahrten auf Bundesautobahnen gemeldet (2018: 285; plus 17,5 Prozent), wobei 51 Falschfahrer sowie 21 Falschfahrerinnen gestellt werden konnten (2018: 49 beziehungsweise 21). Der Anteil von gestellten Falschfahrerinnen und Falschfahrern an allen gemeldeten Falschfahrten betrug dabei 21,5 Prozent (2018: 24,6 Prozent). In fünf Fällen (2018: fünf; 0,0 Prozent) standen die Akteure unter Alkoholeinfluss. Als Folge der Falschfahrten kam es 2019 auf den Bundesautobahnen zu insgesamt 14 Verkehrsunfällen (2018: 15; minus 6,7 Prozent), wobei vier Verkehrsteilnehmer getötet (2018: vier; 0,0 Prozent) sowie 19 (2018: 22; minus 13,6 Prozent) verletzt wurden.

Im Bereich der Verkehrspolizeiinspektion Weiden wurden 2019 lediglich fünf (2018: fünf) Falschfahrermeldungen registriert, davon zwei (2018: eine) auf der A6 und drei (2018: vier) auf der A93. Die Falschfahrten führten in 2019 und 2018 zu keinen Verkehrsunfällen.

Schwandorf