Fälle häufen sich wieder
Schleuser auf der A6 erwischt – Polizei entdeckt „unmenschlich enge Verstecke“

14.03.2019 | Stand 03.08.2023, 15:22 Uhr
−Foto: n/a

Schon am Sonntagmorgen, 10. März, stellte die Bayerische Grenzpolizei auf dem Autobahnparkplatz Ulrichsberg-Nord der Autobahn A6 bei Waidhaus (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) sechs Iraker und drei Iraner in einem britischen Mercedes Sprinter in eingebauten Zwischenwänden fest.

WAIDHAUS Tags darauf, Montag, 11. März, gegen 13.45 Uhr tauchte wiederum an gleicher Stelle, ein britisches Mietfahrzeug gleicher Bauart, ebenfalls mit eingebauten Zwischenwänden auf. Obwohl die Fahnder der Bundespolizeiinspektion Waidhaus sofort eine Fahndung nach dem Fahrer einleiteten, war dieser verschwunden – aus dem engen Versteck im versperrtem Fahrzeug krochen aus der Einstiegsklappe am Boden fünf junge Syrer.

Professionell durchgeführte Einschleusung

Die Bayerische Grenzpolizei verhinderte in Zusammenarbeit mit Fahndern der Bundespolizeiinspektion Waidhaus am Sonntagmorgen gegen 7 Uhr eine sehr professionell durchgeführte Einschleusung von insgesamt neun Personen von Tschechien nach Deutschland. Auch hier zeigte sich, wie menschenverachtend die Schleusermafia arbeitet.

Ein 38-jähriger Litauer mit Wohnsitz in Großbritannien hatte in seinem Mercedes Sprinter insgesamt neun Personen in eingebauten Zwischenwänden – mit Unter- und Oberabteil, die jeweils knapp 60 Zentimeter Tiefe hatten – transportiert. Die drei Iraner im Alter von 24 bis 35 Jahren, drei Iraker (28 bis 37 Jahre) und eine irakische Familie (35-jähriger Mann, seine 33-jährige irakische Frau mit ihrem achtjährigen Sohn) mussten ihre unmenschlich engen Verstecke durch eine Klappe mit 40 Zentimeter Durchmesser erreichen. In das obere Abteil gelangten sie durch eine weitere Klappe im Innenraum der doppelten Wand. Das Versteck hinter der doppelten Wand war so präpariert, dass es nur sehr schwer über den Laderaum entdeckt werden konnte. Es zeugte von einer guten, handwerklich professionalen Arbeit.

Sechs Personen konnten sich nicht ausweisen, drei Iraner legten totalgefälschte griechische Identitätskarten vor. Sämtliche Geschleuste waren bei der Kontrolle durch Beamten der Grenzpolizei im Begriff, ihr Versteck zu verlassen und aus dem Fahrzeug auszusteigen.

Ein 35-jähriger Iraner musste wegen gesundheitlicher Probleme in das Klinikum Weiden gebracht werden. Der 38-jährige litauische Schleuser hatte die Gruppe im rumänischen Timisoara in das Fahrzeug geladen und war für einen Schleuserlohn von 1000 Euro insgesamt zehn Stunden ohne Verpflegung und Pause Richtung Deutschland gefahren und wollte sie am ersten Autobahnparkplatz auf deutschem Gebiet „aussetzen“. Beim polizeilichen „Abchecken“ wurde festgestellt, dass der Lkw keinen aktuellen Versicherungsschutz hat. Die irakische Familie wurde an die Erstaufnahmeeinrichtung nach Regensburg geleitet, die restlichen sechs Männer nach Tschechien zurückgeschoben. Der Schleuser aus Litauen, der bisher Pizzafahrer in Großbritannien war, wurde am Montag dem Haftrichter beim Amtsgericht Weiden vorgeführt, der Untersuchungshaftbefehl erließ.

Weiterer Fall am Folgetag

Tags darauf, am Montagmittag gegen 13.45 Uhr stand der gleiche Typ Fahrzeug wiederum auf dem Autobahnparkplatz Ulrichsberg-Nord auf der A6. Das Fahrzeug war versperrt und vom Fahrzeugführer war weit und breit nichts zu sehen. Fünf junge Männer aus Syrien waren aus ihrer engen Versteck aus einem wiederum britischen Mercedes Sprinter (Mietfahrzeug) aus einer Einstiegsklappe an der Unterseite des Fahrzeugs entstiegen. Sie waren ebenfalls von Rumänien aus nach Deutschland verbracht worden und mussten für die letzte Etappe der Schleusung 2000 Euro bezahlen. Bis zu 12 Stunden waren sie in ihrem engen Versteck und konnten ihre Notdurft lediglich in Getränkeflaschen entrichten. Der Minderjährige wurde einer Jugendeinrichtung zugeführt, die anderen vier Syrer leiteten die Beamten an die Ersthilfeeinrichtung nach Regensburg weiter. Vom bisher unbekannten Fahrer des britischen Fahrzeugs fehlt jede Spur. Die Ermittler der Waidhauser Bundespolizei haben die Recherchen aufgenommen.

Hintergrund

Seit Beginn des Jahres haben die Fahnder der Bundespolizeiinspektion Waidhaus insgesamt neun Schleusungen mit 34 Migranten registriert. Die Ermittler der Inspektion konnten dabei insgesamt 14 Ermittlungsverfahren gegen 13 Schleuser und Beihelfer auch im Rahmen der Nachermittlungen einleiten. Gerade in den letzten Wochen stellen die Ermittler fest, dass die Schleusungsfälle sich wieder häufen. Die Bevölkerung wird gebeten, eventuelle Feststellungen zu melden.

Im vergangenen Jahr 2018 waren 28 Schleusungsfälle, 53 Ermittlungsverfahren gegen 74 Schleuser und Beihelfer eingeleitet werden. Die Gesamtzahl der festgestellten eingeschleusten Personen betrug 2018 insgesamt 186 Personen.

Schwandorf