Statistik
Bilanz 2018 für Oberfranken – weniger Unfälle, weniger Verletzte, weniger Tote

23.02.2019 | Stand 04.08.2023, 19:00 Uhr
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„Obwohl wir weniger Unfalltote und Verletzte in unserer Verkehrsunfallstatistik zum vergangenen Jahr verzeichnen können, wollen wir die Sicherheit auf den oberfränkischen Straßen weiterhin verbessern“, resümiert Oberfrankens Polizeivizepräsident Udo Skrzypczak bei der Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik 2018. „Unsere bewährte Verkehrssicherheitsarbeit zahlt sich aus, wie auch ein leichter Rückgang der Gesamtunfallzahlen zeigt. Reisende sollen sich in Oberfranken weiterhin sicher bewegen können“, so Skrzypczak weiter.

OBERFRANKEN Die Oberfränkische Polizei registrierte im Jahr 2018 32.834 Verkehrsunfälle und somit einen Rückgang um rund 0,5 Prozent (2017: 33.001). Von diesen Verkehrsunfällen endeten 55 tödlich (2017: 47). Im Zuständigkeitsbereich der Oberfränkischen Polizei starben 56 Menschen an den Folgen eines Verkehrsunfalls (2017: 68). Das bedeutet einen Rückgang von über 16 Prozent. Anzumerken ist hierbei, dass im Jahr 2017 alleine bei dem tragischen Busunglück auf der Autobahn A9 nahe Münchberg im Landkreis Hof 18 Businsassen ihr Leben verloren.

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit verletzten Personen in Oberfranken sank um gut -2 Prozent auf 4.180 Verkehrsunfälle (2017: 4.266). Insgesamt wurden im Jahr 2018 5.535 Verkehrsteilnehmer verletzt (2017: 5.648), wobei 1.083 Personen schwere Verletzungen erlitten (2017: 1006).

Die Verkehrsunfälle mit Sachschaden, die eine Anzeige zur Folge hatten, gingen um -4,6 Prozent auf 9.229 (2017: 9.674) zurück. Um rund 1,9 Prozent stiegen hingegen die 19.425 Kleinunfälle mit Blechschäden (2017: 19.061). Rund zwei Fünftel dieser Kleinunfälle ereignete sich im Zusammenhang mit Wildwechsel.

Rückgang der Geschwindigkeitsunfälle

Auch 2018 war eine überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit die Hauptunfallursache für schwere und tödliche Verkehrsunfälle, wie es auch der bayernweite Vergleich widerspiegelt. Erfreulicherweise sanken die Geschwindigkeitsunfälle von 2.260 (2017) auf 1.636 (2018) Verkehrsunfälle und somit um rund -28 Prozent.

Weitere Hauptunfallursachen sind neben einer falschen Straßenbenutzung und dem Nichtbeachten des Rechtsfahrgebotes, das Nichtbeachten der Vorfahrt oder des Vorranges.

Mehr Alkohol- und Drogenunfälle

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Alkoholeinfluss erhöhte sich im Jahr 2018 um über 4,7 Prozent auf 444 (2017: 424). Alkoholkonsum war bei 7 Getöteten unfallursächlich (2017: 3). In Verbindung mit Alkoholunfällen erlitten 270 Personen Verletzungen (2017: 230). Deutlich mehr als die Hälfte der betrunkenen Fahrzeugführer (253 von 443) hatte über 1,5 Promille Alkohol im Blut (2017: 235 von 424).

Unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln verursachten im vergangenen Jahr oberfrankenweit 39 Fahrzeugführer Verkehrsunfälle (2017: 40). Dabei erlitten 23 Personen Verletzungen.

Kinder im Straßenverkehr

Bei 291 Verkehrsunfällen im Jahr 2018 waren Kinder beteiligt (2017: 274), wobei 326 Kinder Verletzungen erlitten (2017: 309). Leider kamen im Jahr 2018 drei Kinder bei Verkehrsunfällen ums Leben. Anfang Januar 2018 starb ein sechs Monate alter Säugling bei Marktrodach, Landkreis Kronach, bei einem Frontalzusammenstoß zweier Autos und zwei Tage später ein vier Monate alter Säugling bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn A9 bei Münchberg, Landkreis Hof. Ein Achtjähriger wurde Mitte August in Michelau, Landkreis Lichtenfels, mit seinem Fahrrad von einem Lastwagen erfasst und ebenfalls tödlich verletzt.

Schulwegunfälle

Die Oberfränkische Polizei registrierte eine Steigerung von über 6 Prozent bei den 50 Schulwegunfällen (2017: 47). Kein Schulwegunfall in Oberfranken endete tödlich und 62 Schüler erlitten Verletzungen (2017: 55).

Herausragend war ein Schulbusunfall Ende September 2018, als ein mit 18 Schülern besetzter Omnibus auf dem morgendlichen Weg zur Schule aufgrund Wildwechsels bei Pegnitz, Landkreis Bayreuth, von der Straße abkam und in einer Wiese landete. Bei dem Verkehrsunfall erlitten zehn Schüler und der Busfahrer leichte Verletzungen.

Junge Erwachsene (18- bis 24-Jährige)

Mit einem Rückgang von rund -5 Prozent war die Altersgruppe der jungen Fahranfänger im Jahr 2018 an insgesamt 2.982 Verkehrsunfällen beteiligt (2017: 3.133). Bei den von dieser Altersgruppe als Hauptverursacher schuldhaft verursachten Unfällen ist ein Rückgang von 1.822 auf 1.643 Verkehrsunfälle (minus 9,8 Prozent) festzustellen. Insgesamt starben sechs Personen aus der Gruppe der jungen Erwachsenen (2017: acht) und 856 wurden verletzt (2017: 840).

Senioren (ab 65 Jahre)

Analog zur demografischen Entwicklung der Altersstruktur registrierte die Oberfränkische Polizei eine Zunahme von über 1,6 Prozent bei den Verkehrsunfällen, an denen Senioren beteiligt waren. Während im Jahr 2017 noch 2.792 Senioren in Verkehrsunfälle verwickelt waren, so stieg deren Beteiligung im Jahr 2018 auf 2.838 an. In 1.850 Fällen verursachte diese Altersgruppe im Vorjahr den Verkehrsunfall selbst. 13 Senioren, die aktiv am Straßenverkehr teilnahmen, wurden im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen auf oberfränkischen Straßen getötet (2017: 17).

Mit 634 Verletzten wurden im Jahr 2018 12,4 Prozent mehr Personen aus dieser Altersgruppe verletzt (2017: 564).

Weniger Verkehrsunfälle mit Fußgängern

Einen Rückgang um rund vier Prozent auf 380 Verkehrsunfälle registrierte die Oberfränkische Polizei bei den Unfällen, an denen Fußgänger beteiligt waren (2017: 395). Für neun Fußgänger in Oberfranken endete im Jahr 2018 ein Verkehrsunfall tödlich (2017: fünf) und 308 Passanten erlitten bei Verkehrsunfällen Verletzungen (2017: 337). Insgesamt waren im vergangenen Jahr oberfrankenweit 405 Fußgänger an Verkehrsunfällen beteiligt (2017: 423).

Mehr Motorradunfälle

Die aufgrund des heißen Sommers lange Biker-Saison 2018 schloss mit einem Anstieg an Motorradunfällen in Oberfranken um rund 1,8 Prozent. Insgesamt waren 799 Mal motorisierte Zweiradfahrer an Verkehrsunfällen beteiligt (2017: 785). Leider erlagen 7 Motorradfahrer (2017: acht) und drei Mofa-, bzw. Mopedfahrer (2017: sechs) in Oberfranken ihren schweren Unfallverletzungen. 710 motorisierte Zweiradfahrer, und somit 3,2 Prozent mehr, erlitten bei den Verkehrsunfällen auf oberfränkischen Straßen Verletzungen (2017: 688).

Knapp zwei Drittel (469 von 799) der oberfränkischen Motorradunfälle im vergangenen Jahr wurden von den Bikern selbst verursacht.

Erneut mehr Wildunfälle

Mit einer Steigerung von über 4,1 Prozent registrierte die Oberfränkische Polizei erneut eine Zunahme der Verkehrsunfälle, an denen Wildtiere beteiligt waren. Während sich im Jahr 2017 oberfrankenweit noch 7.355 Wildunfälle ereigneten, stieg deren Anzahl im Jahr 2018 auf 7.658 Verkehrsunfälle an.

Bei den Verkehrsunfällen mit Wildbeteiligung kam zwar kein Mensch ums Leben, aber dennoch erlitten 64 Personen (2017: 58) bei 48 Wildunfällen (2017: 51) Verletzungen. Bei statistischen Auswertungen kristallisierten sich insbesondere Zusammenstöße mit Rehwild (77 Prozent), Schwarzwild (8 Prozent) und Hasen/Kaninchen (7 Prozent) heraus.

Oberfränkische Verkehrssicherheitsarbeit

Mit der alljährlichen Motorradsternfahrt in Kulmbach, die heuer am 27. und 28. April 2019 stattfindet, wurde bereits vor vielen Jahren ein markanter Baustein des Verkehrssicherheitsprogramms 2020 „BAYERN MOBIL – SICHER ANS ZIEL“ installiert.

Mit zahlreichen Programmpunkten werden sich die Veranstalter intensiv dem Thema Verkehrssicherheit widmen. Zusätzlich sollen Fahrsicherheitstrainings im Vorfeld das Fahrverhalten der Biker zu Saisonbeginn positiv beeinflussen. Weitere Informationen und Termine zur Motorradsternfahrt in Kulmbach finden Sie unter www.motorradsternfahrt.de.

Die im Sommer 2018 errichtete Motorradkontrollgruppe der Polizei Oberfranken bildet mit speziell geschulten Beamten den neuesten Baustein zu der bereits seit Jahren sehr erfolgreichen Verkehrssicherheitsarbeit im Bereich der Hauptrisikogruppe der Motorradfahrer. Neben präventiven Maßnahmen, wie Bildung eines Gefahrenbewusstseins oder baulicher Veränderung des Verkehrsraumes, stellen Kontrollen motorisierter Zweiradfahrer ein weiteres wichtiges Element in der Verkehrssicherheitsarbeit dar. Durch die Kontrollen sollten Manipulationen an Krafträdern aufgedeckt und das Fahrverhalten der Biker positiv zu beeinflusst werden.

Parallel zur Prävention will die Oberfränkische Polizei aber auch mit einer konsequenten Ahndung von Verkehrsverstößen zur Reduzierung der Unfallzahlen beitragen. Deshalb wird auch in diesem Jahr der Schwerpunkt auf einer Reduzierung der Geschwindigkeitsunfälle durch verstärkte Kontrollen liegen, um weiterhin die Anzahl der Verkehrsunfalltoten und Schwerverletzten stetig zu reduzieren. Als Grundlage für die Kontrollörtlichkeiten dienen den Beamten die Auswertungen der Unfallkommissionen und die polizeiliche Verkehrsunfallstatistik. Neben der gezielten Überwachung von Unfallbrennpunkten und Unfallgefahrenpunkten wird die Oberfränkische Polizei auch flächendeckende Geschwindigkeitskontrollen durchführen.

Mit der wöchentlichen Ankündigung von Messstellen sowohl auf der Internetseite der Oberfränkischen Polizei als auch in den Sozialen Medien, soll in Anlehnung an den Blitzmarathon zusätzlich eine Prävention durch Öffentlichkeitsarbeit erreicht werden. Die Verkehrsteilnehmer sollen auch auf diesem Weg für die Gefahren hoher Geschwindigkeiten im Straßenverkehr sensibilisiert werden.

Auch beim Thema „Alkohol und Drogen“ setzt das Polizeipräsidium Oberfranken neben repressiven Maßnahmen auf Prävention. Eine Ankündigung von oberfrankenweiten Kontrollaktionen, wie beispielsweise zur Faschingszeit, soll diese Thematik den Verkehrsteilnehmern bereits vor einer Teilnahme im Straßenverkehr ins Bewusstsein rufen.

Darüber hinaus setzt die Oberfränkische Polizei nach wie vor auf eine qualifizierte Fortbildung ihrer Beamten zur Erkennung einer drogenbedingten Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit, um drogenberauschte Verkehrsteilnehmer frühzeitig aus dem Straßenverkehr zu ziehen. Zielgerichtete Verkehrskontrollen führten dazu, dass im vergangenen Jahr die Fahrten von 1.305 fahruntüchtigen Drogenkonsumenten noch vor einem Verkehrsunfall unterbunden werden konnten.

Um dem oberfranken- als auch bayernweiten Anstieg der Wildunfälle entschieden entgegenzutreten, beteiligt sich das Polizeipräsidium Oberfranken mit zwei Versuchsstrecken im Landkreis Wunsiedel am Test eines neuen Wildwarnsystems. Die neue Technik, die vor kurzem an Straßenleitpfosten auf der Staatsstraße 2176 zwischen Marktleuthen und Höchstädt und auf der Staatsstraße 2177 zwischen Röslau und Neudes vom Bayerischen Verkehrsministerium installiert wurde, soll drei Jahre getestet werden. Nähert sich in der Dunkelheit ein Tier der Fahrbahn, dann schaltet der Bewegungsmelder, der mit Wärmesensoren gekoppelt ist, das Warnlicht am Pfosten ein. Auch die Module benachbarter Straßenpfosten beginnen dann zu leuchten und weisen so Autofahrer auf die Gefahr hin. Das Start-Up „AniMot“ setzt im Gegensatz zu anderen Wildwarnsystemen nicht auf eine Abschreckung der Tiere, sondern auf eine optische Warnung der Autofahrer.

Schwandorf