Prozess
Ehemaliger Verlobter angeklagt – freute sich Maria Baumer wirklich auf die Hochzeit?

15.07.2020 | Stand 13.09.2023, 6:33 Uhr
−Foto: n/a

Im Prozess gegen den ehemaligen Verlobten der Maria Baumer waren am Mittwoch, 15. Juli, zwei IT-Sachverständige und zwei Bekannte von Maria am Landgericht Regensburg geladen. Maria wurde 2012 als vermisst gemeldet, ihr Leichnam wurde 2013 in einem Wald bei Bernhardswald gefunden. Der Angeklagte soll sie betäubt und dort vergraben haben.

Regensburg. In der Befragung der beiden IT-Sachverständigen für forensische Daten und Nutzerverhaltensanalysen ging es unter anderem um Systemereignisse am 25. und 26. Mai 2012, um Google-Suchen, um eine Fritz-Box und um Passwörter. Die Gutachter erhielten dafür verschiedene Beweismittel wie externe Festplatten, USB-Sticks, Handys, Laptops und so weiter. Diese wurden mit Hilfe einer Software ausgewertet. Für die Analyse werde eine Festplatte „gespiegelt“, erklärten die Sachverständigen, und mit diesem sogenannten „Image“ werde eine „virtuelle Maschine“ erstellt. Mit dieser wiederum könne dann gearbeitet werden, ohne dass das Original beeinträchtigt werde.

Es wurde sehr technisch und für Laien schwer verständlich, auch das Gericht musste einige Male nachfragen. Interessant war, dass Auswertungen ergaben, dass der Angeklagte wohl als Facebook-Passwort den Namen der Patientin benutzte, für die er sich näher interessiert haben soll. Diese Patientin könnte ein mögliches Tatmotiv sein, so wirft man ihm vor. Des Weiteren habe man festgestellt, dass eine Tauschbörse auf dem Rechner des Angeklagten installiert war, über die man Dateien suchen kann. Die Auswertung habe Hinweise auf kinderpornografisches Material ergeben. Mit Hilfe sogenannter Log-Dateien, die Gelöschtes anzeigen, habe man außerdem Suchbegriffe wie Lithium, der perfekte Mord, Lorazepam, Kalk oder Guillotine-Griff wiederherstellen können.

Im Anschluss an die Ausführungen der Sachverständigen wurde eine Freundin von Maria als Zeugin gehört. Richter Michael Hammer ging es vor allem darum, wie nahe sich die beiden Freundinnen standen, wie die Zeugin die Beziehung zwischen den Verlobten wahrgenommen hatte und als welche Person die Zeugin Maria kannte. Ein paar Tage vor Marias Verschwinden habe sie Maria besucht, um Tomatenpflanzen vorbeizubringen, der Verlobte sei auch da gewesen. Aus einem kurzen wurde ein längerer Besuch mit „mehreren Weizen“ im Vorgarten, erzählte die Zeugin, die wie Maria in der Landjugend aktiv war. Maria sei sehr glücklich gewesen mit ihrem Verlobten und habe sich auf die Hochzeit gefreut. Doch sie habe mit schlimmen Regelschmerzen zu kämpfen gehabt und auch ein Gedächtnisaussetzer habe Maria beunruhigt. Außerdem sei Maria sehr direkt und ehrlich gewesen. Beispielsweise habe sie dem damaligen Freund ihrer Schwester bei einer Landjugend-Tagung „den Kopf gewaschen“, als dieser ihre Schwester mit einer anderen Frau hintergangen habe.

Der damalige Freund der Schwester sagte dann auch als nächster Zeuge vor Gericht aus. Er bestätigte Marias direkte und ehrliche Art, doch bei der Frage nach dieser anderen Frau wurde er sehr nervös und versuchte, konkrete und intimere Nachfragen zu umgehen. Doch dass Maria ihn immer als „zukünftigen Ex-Schwiegersohn“ bezeichnet haben soll, leugnete er nicht. Nach längerem Hin und Her und immer unspezifischeren Antworten des Zeugen, ging es dann um den Tag, als der Zeuge mit Marias Schwester in die Wohnung nach Regensburg gefahren sein soll, um dort mögliche Hinweise auf Anrufe von Maria zu erhalten. Doch die Anrufliste sei „komplett leer“ gewesen. Auch auf Marias Laptop habe er nichts Auffälliges finden können, auch nicht mit einem speziellen Programm, das gelöschte Dateien anzeigt. Am Nachmittag ging es dann mit der Befragung der IT-Sachverständigen weiter. Der nächste Verhandlungstag wird planmäßig am Montag, 20. Juli, stattfinden, es werden weitere Zeugen gehört werden.

Regensburg