Veranstaltungsreihe
Die Regensburger Justiz stellt sich ihrer NS-Vergangenheit

06.02.2020 | Stand 13.09.2023, 1:45 Uhr
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Welche Verantwortung trugen Juristen im Dritten Reich für Urteile? Welche Verbrechen sind im Namen des Volkes begangen worden? Was sagt das den Juristen von heute? Mit diesen und ähnlichen Fragen befasst sich in diesem Jahr das Landgericht Regensburg.

Regensburg. Mit einer Veranstaltungsreihe für angehende, aber auch erfahrene Juristinnen und Juristen will man sich der eigenen Vergangenheit stellen und Lehren für die heutige Zeit ziehen.Landgerichtspräsidentin Sibylle Dworazik schildert, dass es vor allem um das Thema Wachsamkeit geht. Die Generation der Opfer und der Täter verschwinde, „die Verantwortung bleibt“, so Dworazik. Man müsse Bewusstsein schaffen für das, was im Dritten Reich passiert ist. Und man müsse bei aktuellen Geschehnisse – zum Beispiel in Polen – ganz genau hinsehen. Vereinzelt habe es schon Veranstaltungen zum Thema gegeben, so habe man zum Beispiel 2015 bei einer Fahrt in die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg die Ausstellung „Was damals Recht war“ besucht. Auch Vorträge habe es bereits gegeben. Als Ergebnis der bisherigen Veranstaltungen habe man festhalten können, dass es zuvor bei den Teilnehmern nicht viel historisches Wissen über die Justiz in der NS-Zeit gegeben hatte. Durch die einzelnen Termine habe man die großen Unterschiede der Rechtsanwendung aufzeigen können. Das Aushebeln der rechtsstaatlichen Prinzipien sei von den bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit großer Bestürzung aufgenommen worden. Auch in Regensburg wurden im Dritten Reich Urteile gefällt, die nichts mehr mit Rechtsstaatlichkeit zu tun hatten. Diese Zeit ist also nicht „weit weg“, sondern auch in der Domstadt und am Landgericht ganz nah. Mit der neuen Reihe wolle man hier im eigenen Haus noch nachhaltiger arbeiten. Ilse Danziger wird mit Juristen diskutieren Beim ersten Termin am Donnerstag, 6. Februar, wird der Film „Leo und Claire“ gezeigt. Danach findet eine Diskussion statt, an der auch Ilse Danziger von der jüdischen Gemeinde aus Regensburg teilnehmen wird. Im März findet ein Vortrag zum Buch „Furchtbare Juristen“ von Ingo Müller statt. Der dritte Termin ist aktuell noch in Planung.

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