Rund 600 Anrufe pro Tag
„112“ und schnelle Hilfe ist in Sicht – Bürgermeisterin und Landrätin sagen Danke

05.12.2019 | Stand 12.10.2023, 10:23 Uhr
−Foto: Foto: jb

Am Mittwoch, 4. Dezember, statteten Landrätin Tanja Schweiger und Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer der Integrierten Leitstelle Regensburg ihren obligatorischen Adventsbesuch ab. Die Politikerinnen bedankten sich für die geleistete Arbeit und informierten sich über die Einsatzzahlen des vergangenen Jahres.

REGENSBURG Ein bisschen kommt man sich vor wie auf Raumschiff Enterprise – nur die Zimmerpflanzen dazwischen wollen nicht so recht in das Bild des Hightech-Büros in der Integrierten Leitstelle Regensburg passen. Abgesenkt vom eigentlichen Stockwerk mit den „normalen“ Büros und Aufenthaltsräumen, befindet sich ein Großraumbüro, das einer Insel oder eben der Brücke eines Raumschiffes gleicht: Die Mitarbeiter sitzen beziehungsweise stehen vor ihren riesigen Schreibtischen, ein Headset auf dem Kopf, fünf Bildschirme zu überblicken, die Tastatur und Maus fest in der Hand. Mehrere Telefone und unzählige Knöpfe und Schalter verbergen sich in der Schreibtischarmatur und an jedem Platz steht eine, vom ganzen Büro einsehbare rote Alarmlampe, die gefühlt im Minutentakt aufleuchtet. Immer, wenn sie leuchtet, hat der entsprechende Mitarbeiter einen Notruf in der Leitung.

Es herrscht dennoch ziemliche Stille. Eine Stille, die man in einem Kontrollzentrum für Notfälle nicht erwarten würde. Wenn bei Otto-Normalverbraucher die Panik ausbricht, er im Notfall hektisch und vielleicht hysterisch wird, behalten die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle einen kühlen Kopf. Ruhig, aber hochkonzentriert managen sie Situationen, die viele Menschen vermutlich überfordern würden. Ein schwerer Verkehrsunfall auf der Autobahn mit einer eingeklemmten Person, ein Kleinkind, das zu ersticken droht, dazu ein beginnender Brand in einem Dachgeschoss – manchmal kommt alles gleichzeitig, aber immer heißt es: schnell sein! Denn wer die „112“ wählt, der tut dies nicht zum Spaß – zumeist nicht, wie man traurigerweise vom Leiter der Integrierten Leitstelle Regensburg, Martin Hartl, erfahren muss: „Unter den rund 600 Anrufen, die wir im Schnitt täglich haben, sind leider auch bewusste Fehlalarme dabei und manchmal auch sinnlose Anliegen, wie die Frage nach dem nächsten Termin für die Müllabfuhr. Das macht unsere Arbeit nicht einfacher.“

Einfach ist die Arbeit der rund sieben Mitarbeiter sicherlich ohnehin nicht, die tags wie nachts im Einsatz sind, um für schnelle Hilfe im Notfall zu sorgen. Und wenn man „schnell“ sagt, dann meint man „blitzschnell“. Egal um welche Art von Notfall es sich handelt, ob es brennt, ein Verkehrsunfall mit Verletzten geschehen ist oder ein Mensch einen Notarzt benötigt, mit der Notrufnummer 112 ist Hilfe garantiert. Alle Anrufe, die über diesen Notruf gehen und noch etliche andere, kommen in der Integrierten Leitstelle bei den qualifizierten Mitarbeitern an. Wer jetzt denkt, die Dame oder der Herr am anderen Ende der Leitung könne Feuerwehrautos und Krankenwagen nur vom Bildschirm aus delegieren, der irrt: Die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle haben auch eine fundierte feuerwehrtechnische und rettungsdienstliche Ausbildung durchlaufen und wissen ganz genau, worauf es im Ernstfall auch vor Ort ankommt.

2019 waren es über 130.000 Einsätze

Um den Einsatz der Mitarbeiter zu würdigen und sich ein Bild von den Einsatzzahlen des vergangenen Jahres zu machen, besuchten Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Landrätin Tanja Schweiger, am Mittwoch, 4. Dezember, die Integrierte Leitstelle Regensburg. Es sei mittlerweile schöne Tradition, der Leitstelle immer in der Vorweihnachtszeit einen Besuch abzustatten und „Danke“ für die hervorragende Arbeit zu sagen, waren sich Maltz-Schwarzfischer und Schweiger einig. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr gab es 2019 glücklicherweise keine signifikante Steigerung in den Einsatzzahlen“, berichtete Geschäftsstellenleiter Hartl. Insgesamt seien es 131.169 Einsätze gewesen, wovon 121.000 auf den Rettungsdienst entfallen waren. Bei den Einsätzen der Feuerwehr schlug der Landkreis Cham mit 2.396 Einsätzen zu Buche, gefolgt von der Stadt Regensburg mit 2.723 Einsätzen und an der Spitze der Landkreis Regensburg mit 3.368 Einsätzen. „Lediglich“ 1.531 Einsätze fanden im Landkreis Neumarkt statt. Zusätzlich unterstützte die Feuerwehr aus dem Gebiet der Integrierten Leitstelle Regensburg die Nachbarlandkreise bei 150 Einsätzen. Zwei Großeinsätze sind Hartl aus diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben: der Bombenfund in der Bukarester Straße im April sowie ein Brand in der Steinergasse in der Regensburger Innenstadt Ende Juli. „Bei dem Brand waren alle Schichten der Berufsfeuerwehr und der freiwilligen Feuerwehren im Einsatz. 180 Atemschutzgeräte wurden benötigt, denn die Rauchentwicklung war enorm“, erinnert sich Hartl.

Damit trotz der oft schwierigen Zufahrtsbedingungen in der Altstadt von Regensburg oder auch bei Baustellen und Stau auf den Autobahnen die Hilfe dennoch innerhalb kürzester Zeit für die Notrufenden eintrifft, ist nicht nur hervorragende Koordination wichtig, sondern auch ein ganzer Stab an Rettungsfahrzeugen aller Art. Daniel Weitzer, stellvertretender Geschäftsstellenleiter der Integrierten Leitstelle Regensburg, gab den Politikerinnen und der Presse einen Überblick über die Zahlen in diesem Bereich: In Regensburg Stadt und Landkreis befinden sich derzeit sechs Rettungswachen, drei Stellplätze und fünf Notarztstandorte. „Rettungswachen sind Standorte von Rettungswagen, die 24 Stunden besetzt sind. An Stellplätzen werden in der Regel nur tagsüber Rettungswagen vorgehalten“, erläuterte Weitzer. Hinzu kämen in dem Bereich ein Verlegungsarztfahrzeug und ein Intensivtransportwagen. „Dieser Wagen ist einer von sechs in ganz Bayern und so etwas wie eine rollende Intensivstation“, erklärte Weizer. Hinzu käme noch ein Intensivtransporthubschrauber, der das gesamte Gebiet der Integrierten LeitstelleRegensburg, das heißt, rund 4.400 Quadratkilometer, bedienen müsste und darüber hinaus, da der nächste erst wieder in Straubing beziehungsweise Ingolstadt stationiert sei.

„Wir versuchen nicht erst, wenn es ‚brennt‘ unser Bestes zu geben, sondern schon vorausschauend zu planen, wenn wir von verstärkten Einsätzen ausgehen können“, ist Hartl stolz. So sind er und seine Kollegen natürlich nicht nur in Habachtstellung, wenn der Wetterdienst Unwetterwarnungen herausgibt, sondern auch schon weit zuvor, wenn Bürgerfest, Stadtmarathon und jetzt auch bald wieder Silvester anstehen.

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