Fall „Bayern-Ei“
Eigentlich ist es nur ein Ei – doch der Handel damit scheint nicht so einfach zu sein

13.11.2019 | Stand 13.09.2023, 0:52 Uhr
−Foto: n/a

Derzeit steht der ehemalige Geschäftsführer der Firma „Bayern-Ei“ vor dem Landgericht Regensburg. Er soll von Salmonellen gewusst, seine Eier aber weiter verkauft haben. Auch im Ausland, zum Beispiel in Frankreich, gab es Erkrankte, die salmonellenhaltige Eier zu sich genommen hatten. Welche Eier das waren und woher diese stammten, versucht man jetzt, zurückzuverfolgen.

REGENSBURG Verschiedene Abnehmer der Eier aus den Farmen der Firma „Bayern-Ei“ sagten bereits vor Gericht aus. Am Mittwoch, 13. November, waren zwei Einkäufer eines betroffenen Discounters sowie ein Rechtsanwalt, der diesen Discounter mit seiner Kanzlei berät, geladen. Beide Einkäufer erschienen zusammen mit ihren Rechtsbeiständen und hatten sich sorgfältig vorbereitet.

Der Einkäufer, der damals im internationalen Einkauf arbeitete, seit 2018 aber für eine andere Firma tätig ist, war in den Jahren 2013 und 2014 für die Warengruppe Eier zuständig und stand in Kontakt mit den Lieferanten, so auch mit „Bayern-Ei“. Er gab an, dass in den ebenfalls in seinen Zuständigkeitsbereich fallenden Rahmenverträgen die Beschaffenheit der Eier festgelegt war. Diese mussten der Klasse A entsprechen und verkehrsfähig sein. Ob dies auch indirekt bedeute, dass sie salmonellenfrei sein müssen, konnte der Zeuge so nicht bestätigen, zur Verkehrsfähigkeit gehöre aber auf alle Fälle, „dass die Eier nicht kaputt und nicht verdreckt sind“.

Als den Discounter 2014 die Meldung aus Frankreich erreicht hatte, dass mehrere Salmonelleninfektionen bekannt seien, die möglicherweise auf die Eier der Firma „Bayern-Ei“ zurückzuführen seien, habe man die Eier sofort aus dem Verkauf genommen und eine Stellungnahme der Firma „Bayern-Ei“ eingefordert, so der Einkäufer und sein damals Vorgesetzter (ebenfalls Einkäufer) vor Gericht. Daraufhin hatte der Discounter von der Firma „Bayern-Ei“ das Ergebnis einer externen Überprüfung geschickt bekommen, in der die Salmonellenfreiheit der Ware versichert und auch bestätigt worden war, dass das Futtermittel in Ordnung sei. Auf Nachfrage des Gerichts beteuerte der Einkäufer, dass der Discounter keine Verwendung für B-Eier oder nicht-verkehrsfähige Eier gehabt hätte.

Der Discounter hat seit 2010 für solche Fälle eine Abteilung Risikobewertung, die dann eine Handlungsempfehlung ausspricht. Der zuständige Rechtsanwalt, der mit seiner Kanzlei diese Risikobewertung übernimmt, war am Mittwoch ebenfalls vor Gericht und hatte sich ebenfalls sehr gut vorbereitet. Er betonte immer wieder, wie „verantwortungsbewusst und zackig“ der Discounter sei und arbeite. „Binnen Stunden“ werden die Lieferanten abgefragt, wenn Salmonellen gefunden werden. Der Discounter mache da „permanente Hausaufgabenbetreuung“. Der Rechtsanwalt sei erstmal nicht verwundert, wenn in einer großen Eier-Firma Salmonellen gefunden werden, ihn interessiere da mehr das Konzept der betroffenen Firma, das er dann auch sorgfältig überprüfe.

Der Rechtsanwalt redete vor Gericht sehr viel, aber der Richter schien dennoch nicht ganz zufrieden und versuchte den Zeugen dazu zu bringen, konkretere Aussagen zu machen. Es gab viele Nachfragen der Beteiligten, die zu spürbaren Spannungen im Gerichtssaal führten.

Am Donnerstag, 5. Dezember, wird der Prozess fortgesetzt.

Regensburg