Landgericht Regensburg
Bluttat von Ascholtshausen – ein Totschlagsprozess, der Fragen aufwirft

18.09.2019 | Stand 13.09.2023, 2:01 Uhr
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Für Außenstehende ist die Welt in der ein 41-Jähriger aus dem Mallersdorfer Ortsteil Ascholtshausen im Landkreis Straubing-Bogen lebt, nur schwer verständlich: Von schwarzer Magie ist die Rede, von Sätzen, die ihm „ins Gehirn gesetzt“ worden sind, von Stimmen, die ihm etwas einflüstern, von Telepathie. Der gelernte Energieelektroniker muss sich seit Mittwoch, 18. September, vor dem Landgericht Regensburg verantworten. Er hat bereits zugegeben, Anfang März dieses Jahres seine Eltern und seine Schwester erschlagen zu haben. Angeklagt ist er wegen Totschlags.

REGENSBURG/ASCHOLTSHAUSEN Die Eltern des Angeklagten – der Vater 72, die Mutter 69 Jahre alt – sowie de 37-jährige Schwester waren am 4. März tot im Haus in Ascholtshausen aufgefunden worden. Nach Angaben des Angeklagten, die er auch bereits bei und kurz nach seiner Festnahme am Tatort machte, sei es zwischen ihm und seinem Vater zum Streit gekommen, es ging wohl – nicht zum ersten Mal – um die Frage, ob man Ökostrom für das Haus beziehen könne, was der Vater ablehnte. Im Streit habe er dann seinen Vater geschubst, er sei zu Boden gefallen. In dem Moment sei die Mutter hinzugekommen und habe nach der Tochter gerufen, die die Polizei holen solle, „wir bringen ihn wieder nach Mainkofen“, soll sie gesagt haben. Das aber, nämlich einen weiteren Aufenthalt im Bezirksklinikum, wollte der 41-Jährige nicht. Auch seine Tabletten hatte er abgesetzt, diese würden ihm nur schaden. Danach kam es zur blutigen Tat: Erst mit den Fäusten, dann mit den Füßen und schließlich mit einem Hammer traktierte der 41-Jährige Eltern und Schwester, sodass alle drei starben – und das wohl schon am Samstagabend, 2. März. Nun könnte man das als Affekthandlung ansehen – wenn da nicht die Frage nach schwarzer Magie und Telepathie im Raum stünde. Auch dazu äußerte sich der Angeklagte am Mittwoch vor Gericht.

Schon oft habe es telepathische Angriffe von Verwandten und „Dorfleuten“ gegeben. Als er acht Wochen in Mainkofen im Bezirksklinikum war, seien fünf oder sechs Verwandte plötzlich erkrankt, auch seine Schwester und seine Mutter seien darunter gewesen. Der Angeklagte sprach von „karmischer Belastung“ seiner Familie, „alles, was man sendet, bekommt man zurück“. Und so habe er an jenem Samstag Anfang März in Notwehr gehandelt und seine Eltern, seine Schwester und auch zwei Katzen getötet.

Für Außenstehende ist das alles nur schwer verständlich, vor allem stellt sich die Frage, ob man diese Tat hätte verhindern können. Hätte der heute 41-Jährige bessere Betreuung bekommen können? Warum hat niemand gemerkt, wie ernst es eigentlich ist? Wurde einfach nur weggesehen?

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt, mit einem Urteil ist für Freitag, 20. September zu rechnen.

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