Wolbergs-Prozess
„Ohne Tretzel und ohne sein Investment gäbe es keinen Jahn in Regensburg mehr“

01.10.2018 | Stand 13.09.2023, 0:49 Uhr
Verena Bengler
−Foto: Foto: vb

„Jetzt ist er gegangen“, scherzt Elke Escher, die vorsitzende Richterin im Prozess gegen den suspendierten Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, BTT-Chef Volker Tretzel, Ex-SPD-Fraktionschef Norbert Hartl und Franz W. am Montag, 1. Oktober. Mit „er“ meinte sie den Geschäftsführer der Kapitalgesellschaft des SSV Jahn, Christian Keller, der zu diesem Zeitpunkt bereits über zwei Stunden darauf wartete, in den Gerichtssaal gerufen zu werden, um dort als erster Zeuge im Prozess auszusagen. Doch natürlich war der 39-Jährige nicht gegangen und nahm kurz darauf im Zeugenstand Platz.

REGENSBURG „Ohne Volker Tretzel und ohne sein Investment gäbe es keinen Profifußball und keinen Jahn in Regensburg mehr“, stellte Keller , der Tretzel in der Vergangenheit immer wieder um Investitionen gebeten hatte, während seiner stundenlangen Befragung klar. Keller erklärte, warum Tretzel überhaupt in den SSV Jahn investiert hatte: „Er hat mit dem Standort Regensburg viel Geld verdient und wollte etwas zurückgeben.“

Tretzel hat, laut Keller, immer wieder in den Jahn investiert, weil er daran glaubte, dass sich die „Geschichte irgendwann ins Positive wenden wird“. Immer wieder soll Tretzel deutlich gemacht haben, dass er kein Interesse daran hätte, in ein unrentables Unternehmen zu investieren und drängte die Verantwortlichen, das strukturelle Defizit beim Jahn so bald wie möglich zu schließen. Der Vermutung der Ermittler, es bestünde ein Zusammenhang zwischen den Kapitalerhöhungen beim SSV Jahn und der Vergabe des Nibelungenkasernenareals widersprach Keller vehement. Der 39-Jährige machte deutlich, dass kein Zusammenhang zwischen einer Kapitalerhöhung und der Baugrundstücksvergabe besteht. Diese Annahme sei laut Keller „an den Haaren herbeigezogen“. Volker Tretzel investierte erstmals 2005 in den SSV Jahn Regensburg. Insgesamt investierte er mehrere Millionen Euro. Zuletzt gehörten ihm circa 90 Prozent der Anteile.

Regensburg