Landgericht Regensburg
Messerattacke am St. Kassiansplatz: Angeklagter will Befehl von Gott erhalten haben

29.01.2018 | Stand 13.09.2023, 6:21 Uhr
Verena Bengler
−Foto: Foto: vb

„Der Angeklagte sieht sich momentan nicht in der Lage, etwas zu sagen. Das ist seiner Krankheit geschuldet“, erklärt sein Verteidiger beim Prozessauftakt am Montag, 29. Januar, für den 23-jährigen Angeklagten aus Syrien, der sich wegen versuchten Mordes vor dem Regensburger Schwurgericht verantworten muss. Der 23-Jährige soll am 29. März 2017 unvermittelt und ohne jeden Grund mit einem Küchenmesser mit einer acht Zentimenter langen Klinge von hinten auf einen 28-jährigen Passanten in der Regensburger Innenstadt eingestochen haben.

REGENSBURG Er soll das Messer dabei zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule platziert haben. Der 28-Jährige brach daraufhin zusammen, das Messer blieb in seinem Rücken stecken, er schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Der 23-jährige mutmaßliche Täter soll geflohen sein. Der Angeklagte leidet außerdem an Schizophrenie und soll sich zum Zeitpunkt der Tat in einem Zustand der Schuldunfähigkeit befunden haben. Neben einigen Polizeibeamten und Augenzeugen trat auch der 28-jährige Geschädigte selbst in den Zeugenstand. Er erzählte, wie er die Attacke aus seiner Sicht erlebt hat: Gemeinsam mit seiner damaligen Freundin –inzwischen hat das Paar geheiratet – spazierte er durch die Regensburger Innenstadt. Ihre sechs Monate alte Tochter ließen sie zum ersten Mal bei Oma und Opa. „Wir wollten uns einen schönen Tag machen“, erzählt er. Plötzlich spürte er von hinten einen festen Schlag auf die Schulter, wusste gar nicht, was los ist. Aus Angst, beraubt worden zu sein, tastete er hektisch nach seinem Geldbeutel in seiner Hosentasche. Als er feststellte, dass der Geldbeutel noch da ist, drehte er sich um und wollte seinem Angreifer etwas hinterherrufen. „In dem Moment, in dem ich mich umdrehte, fing meine Frau ganz grässlich an zu schreien“, beschrieb er die Situation. Der Grund: Ein Messer steckte in seinem Rücken! Dann merkte er auch schon, wie sich seine Kleidung mit Blut vollsaugte. Schnell bildete sich eine Pfütze am Boden. Der 28-Jährige konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, legte sich bäuchlings auf den Boden. Seine Frau presste eine Jacke auf seine Wunde. Nach wenigen Minuten kam schließlich der Rettungswagen. „Ich stand unter Schock. Erst als ich in den Rettungswagen gebracht wurde, setzten die Schmerzen ein“, schilderte er vor Gericht. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht und operiert.

Der mutmaßliche Täter wurde derweil von mutigen Passanten festgehalten und schließlich von der schnell eintreffenden Polizei abgeführt. Ein Polizeibeamter beschrieb ihn als „weggetreten“. Im Streifenwagen soll er –laut Aussage des Polizisten – erzählt haben, dass Gott ihm diese Tat befohlen hätte. Immer wieder soll er dabei Richtung Himmel gestikuliert haben.

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