Langes Training und viel Geduld nötig
„Dobbys“ feine Nase kann ein Menschenleben retten

23.12.2017 | Stand 13.09.2023, 0:30 Uhr
−Foto: Foto: Ursula Hildebrand

Freudig begrüßt wird man im Hause Boßmann von „Dobby“, einem sechs Jahre alten Labrador-Pinscher-Mischling. Das verspielte Tier tollt im Garten herum, doch als Jürgen Boßmann in seiner orangen Einsatzkleidung auftaucht, dann ist „Dobby“ zur Stelle. Denn er weiß: Jetzt wird es ernst, jetzt geht es zum Einsatz, ein Menschenleben ist in Gefahr!

REGENSBURG Seit seinem 17. Lebensjahr hat der Regensburger Jürgen Boßmann Hunde. Seit neun Jahren ist er bei der Rettungshundestaffel Bayerwald dabei. Die Idee dazu kam ihm bei einer Wanderung im Bayerischen Wald, dort waren Bergretter im Einsatz, die hatten auch einen Hund dabei. Von da an interessierte sich Boßmann für das Thema Rettungshunde.

Grundsätzlich könne jeder Hund zum Rettungshund ausgebildet werden. Mit einem Jahr muss der Hund einen Wesens- und Eignungstest absolvieren, nach dem spielerischen Training gibt es eine erste Vorprüfung, die Hauptprüfung muss dann spätestens bis zum siebten Lebensjahr absolviert werden. Die gesamte Ausbildung dauert etwa drei bis vier Jahre, das kommt auf die Rasse und auch den Hund selbst an. Im Alter von zehn bis zwölf Jahren geht ein Rettungshund dann in den „Ruhestand“. Bis dahin hat er viel erlebt, denn rund 30 bis 40 Einsätze stehen für die Rettungshundestaffel Bayerwald im Jahr an. Meist geht es um vermisste Personen – die Hunde suchen nach Demenzkranken oder Kindern. Auch nach Suizid-Ankündigungen kommt es zu Einsätzen der Hunde. Die Information kommt dabei in der Regel von der Polizei, die Einsätze werden dann an die Mitglieder der Staffel weitergegeben.

Die Einsätze finden meist nachts statt

Vor Ort gibt es neben dem Einsatzleiter der Polizei auch einen Einsatzleiter der Hundestaffel. In Teams wird das Gebiet abgesucht, ein Hundeführer ist mit seinem Hund sowie einem Helfer unterwegs, der Helfer kümmert sich dabei um das Gepäck und die Karte fürs Suchgebiet, sodass sich der Hundeführer voll auf sein Tier konzentrieren kann. Ist der Vermisste gefunden, bellt „Dobby“ solange, bis sein Herrchen da ist.

Rettungshunde haben ganz unterschiedliche Einsatzgebiete. Neben den Flächensuchhunden, die in freier Fläche jeden Menschen anzeigen, der liegt, steht, sitzt oder hängt, gibt es auch die Mantrailer. Diese reagieren auf Geruchsproben und gehen bei der Suche an der Leine. Ein Trümmerhund sucht in eingestürzten Häusern, zum Beispiel nach Erdbeben, nach Verschütteten. Der Lawinensuchhund kommt, wie der Name schon sagt, nach Lawinenabgängen zum Einsatz. Die Hunde für die Wassersuche reagieren auf Leichengase.

Nicht jeder Einsatz geht gut aus, berichtet Boßmann. Schwer war zum Beispiel die Suche nach einer 14-Jährigen im Raum Landshut. Das junge Mädchen wurde letztlich tot von einer Kollegin Boßmanns aufgefunden. Boßmann erinnert sich aber auch an die Suche nach einem 16-Jährigen, der mit seinem Rollstuhl in einem Wald unterwegs war. Es sei bereits sehr kalt gewesen, berichtet Boßmann, man habe fast schon aufgegeben – und konnte den jungen Mann letztlich doch noch retten.

Meist, so berichtet der Hundeführer, finden diese Einsätze nachts statt – „und um 7 Uhr geht der Wecker“. Müdigkeit kennt man da nicht, es ist selbstverständlich, auch nach einer anstrengenden nächtlichen Suche zur Arbeit zu gehen. „Dobby“ ruht sich indes aus – und springt auf, sobald Boßmann die orange Jacke aus dem Schrank holt ...

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