Prozessauftakt
49-Jähriger soll Nichte sexuell missbraucht haben

18.07.2018 | Stand 31.07.2023, 9:39 Uhr
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„Ich habe sie absolut geliebt“, erklärte der 49-jährige Arnstorfer unter Tränen auf der Anklagebank. Doch die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer: Achtmal soll er sich an seiner erst neunjährigen Nichte vergangen haben. Deswegen steht ihr Onkel als Angeklagter jetzt vor der Jugendkammer des Landgerichts Landshut. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49-jährigen Mann schweren sexuellen Missbrauch eines Kindes vor.

ARNSTORF Der Angeklagte ist der angeheiratete Onkel des Mädchens. Laut Anklage kam es im Zeitraum vom 11. September 2001 bis 31. Juli 2002 zu den sexuellen Übergriffen, während das Schulmädchen bei ihm übernachtete. Dabei habe er sie ins Bett gebracht, wo er sie dann angefasst und so sexuell missbraucht haben soll. Damals war sie noch ein kleines Schulmädchen.

Gleich zu Prozessbeginn legte der Angeklagte ein Teilgeständnis ab. Doch alle Vorwürfe wollte er nicht auf sich sitzen lassen und erklärte den Anwesenden im Gerichtssaal seine Version der Geschehnisse: „Ja, ich habe sie dreimal gestreichelt. Die Hand war da, aber es war nie die Hand eines miesen Pädophilen.“ So wäre er stets behutsam mit ihr gewesen. Die Vorwürfe gegen ihn finde er „hammerhart“, denn so wäre es nicht gewesen.

Der gebürtig aus Burgkirchen an der Alz stammende Angeklagte, hatte ein enges Verhältnis zu der Familie des Kindes, wie er selbst erzählte. Deswegen sei er auch in deren Nähe nach Arnstorf gezogen. Das Mädchen habe von Anfang an seine Nähe gesucht – schnell wurde er zu ihrem „Lieblings-Onkel“, berichtete der Angeklagte. „Ich habe täglich was mit ihr gemacht. Es war eine sehr intensive Beziehung zwischen uns, wie Magie“, so der Mann.

Sie sei wie ein verliebtes Kind gewesen und habe ihn auch auf den Mund geküsst, was für das Mädchen und auch für deren Eltern, normal gewesen wäre. Was ihr Elternhaus angehe, so gab er an, dass ihr Vater gewalttätig war und ihre Mutter sie immer nur wegschickte. „Zuhause war sie ein lästiges Übel. Sie war immer bei mir“, erklärte er.

„Kraulen“ vor dem Fernseher und Schlafen im gemeinsamen Bett seien ebenso völlig normal gewesen. „An einem Tag habe ich sie gekrault und bin dann weiter runter. Ich habe ihr aber immer gesagt, sie soll sofort sagen, wenn ich damit aufhören soll“, so der Angeklagte. Es sei kein „Triebstreicheln“ gewesen und er könne sich bis heute nicht erklären, wieso er das gemacht habe. Daraufhin habe er sie dann nicht mehr bei sich übernachten lassen und sich von ihrer Familie zurückgezogen. „Ich habe gemerkt, dass was mit mir nicht stimmt. Für mich war klar, dass dies ganz sicher erste Symptome von Pädophilie waren“, wie er zugab.

Etwa zur gleichen Zeit bahnte sich die Beziehung zur Tante des Mädchens und seiner jetzigen Ehefrau, an. Das schockierende daran ist, dass seine Frau damals gerade mal 13 Jahre alt war, als deren Beziehung begann.

Erst im Januar 2014 kam es zu einer Aussprache zwischen den Familienmitgliedern und ihm. Dabei habe er allen erklärt, dass er das Mädchen gestreichelt habe. „Sie hat mir sogar verziehen“, sagte der Angeklagte. Bis dann laut seiner Aussage, die „Hammer-Anklage“ etwa ein halbes Jahr später kam.

Insgesamt sind vier Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess wird am 18. Juli fortgesetzt.

Rottal-Inn