Feuerwehreinsatz-Übung
Flugzeug-Absturz nach Kollision mit Heißluftballon

23.09.2018 | Stand 02.08.2023, 18:27 Uhr
−Foto: n/a

Insbesondere durch die Klasse der zweisitzigen Ultraleichtflugzeuge ist der Flugsport einem breiteren Personenkreis zugänglich geworden.

Aufgrund ihrer besonderen Bauweise ist bei diesen Luftfahrzeugen zur Minderung der evtl. gravierenden Folgen bei einem Absturz ein sogenanntes Gesamtrettungssystem vorgeschrieben. Das bedeutet es kann bei einer Notlage ein Rettungsfallschirm mit einer Rakete ausgeschossen werden, an dem das ganze Flugzeug samt Insassen weitestgehend sicher zu Boden sinkt.

Flugunfälle sind eine spezielle Herausforderung für Einsatzkräfte. Neben den Beschädigungen am Luftfahrzeug gehen manchmal auch widrige Umstände und Begleitschäden an anderen Sachwerten oder der Umwelt einher.

Der Fokus der Einsatzkräfte liegt primär auf der Menschenrettung. Diese haben jedoch bei dieser Art von Unglücken zahlreiche abweichenden Gefahren von der oft geläufigeren Technischen Hilfe im Bereich des Straßenverkehrs zu beachten. Für die Feuerwehren keine alltäglichen Einsätze. Es gibt sie aber – immer wieder.

Das Üben und die durch einen Fachmann während des Tages vorgebrachten Handlungsempfehlungen sollen zu einer Optimierung der Vorgehensweise bei Unglücken dieser Art.

Speziell die Gefahren, die von nicht ausgelösten Gesamtrettungssystemen für Einsatzkräfte ausgehen sind erheblich. Eine unkontrollierte Auslösung einer Startrakete kann schwerste oder tödliche Verletzungen verursachen. Die größte Gefahr bilden dabei die Retter selbst: Durch das Schaffen von Versorgungs- und Zugangsöffnungen oder auch die Rettung von Personen kann es zu einem unbeabsichtigten Auslösen des Gesamtrettungssystems kommen. Auch die richtige Anäherung, Lageerkundung, Sicherung des Gesamtrettungssystems, richtiges Absperren der Unfallstelle, Ordnung des Raumes und die eigentliche Rettung verunfallter Personen waren inhaltliche Bestandteile dieser großangelegten Übung.

Und: Um die Unfallermittlungen im Nachgang nicht unnötig zu erschweren, sind nur Maßnahmen zu treffen, die der Rettung von Menschenleben dienen. Alle weiteren Schritte haben bis zum Eintreffen der zuständigen Ermittlungsbehörden zu unterbleiben und sind nur nach Absprache durchzuführen.

Ein schaurig realistisches Szenario hatte Brandmeister Manfred Fasching mit der Unterstützung von Oberlöschmeister Hannes Sammer und Hans Rachl, Sachverständiger für Luftfahrt, ausgearbeitet. Sie inszenierten für die Einsatzkräfte der Feuerwehren, Rettungsdienst, Technischen Hilfswerk und Polizei ein besonderes, weitläufiges Szenario:

Im Luftraum über Passau kam es zu einem Zusammenstoß zwischen einem Heißluftballon und einem Ultraleichtflugzeug. Das Flugzeug, besetzt mit vier Passagieren stürzt zu Boden, streift mehrere Bäume und geht nach Aufprall in Flammen auf; die Insassen sind schwer verletzt oder bereits verstorben.

Der Heißluftballon, besetzt mit sechs Personen, geht rund 500 Meter weiter westlich zu Boden. Durch ausströmendes Gas kommt es zum Brand von Grünflächen und Bäumen in unmittelbarer Umgebung der Absturzstelle. Die Insassen werden aus dem Korb geschleudert und müssen zunächst aufgefunden werden. Schwerverletzte Personen laufen orientierungslos auf Wiesen und in Waldstücken umher.

Die ILS Passau alarmiert gemäß vorliegenden Alarmplan „Unfall mit Kleinflugzeugen“.

Während zunächst nur die Feuerwehr unter Atemschutz im direkten Gefahrenbereich am brennenden Flieger arbeiten kann, übernehmen andere Kräfte die Suche nach weiteren Verletzten und installieren eine nahe gelegene Patientenablage. Dort medizinische Sichtung und Erstversorgung der Geretteten, die kategorisiert je nach Schweregrad koordiniert mit den zunächst nur begrenzt vorhandenen Tragen und Rettungsfahrzeugen abtransportiert werden.

Um einen noch realistischeren Eindruck  an dem eigens für diese Übung zugeführten Flugzeug-Wrack zu erlangen unterstützte Hauptlöschmeister David Stockbauer das Team mit pyrotechnischen Effekten: Rauch und Explosionen.

Stellenweise wird es mit den großen Fahrzeugen richtig eng. Zu- und Abfahrten müssen von einer eigenen Abschnittsleitung geregelt werden, damit sich die vielen Fahrzeuge nicht gegenseitig blockieren.

Auch diese Übung förderte für die Teilnehmer (Feuerwehr Neukirchen am Inn, Heining, Schalding r.d.D. und Löschzug Hauptwache, die Unterstützungsgruppe Örtlicher Einsatzleiter (UG-ÖEL) sowie Kräfte von Rettungsdienst, Technischen Hilfswerk und Polizei) wertvolle Erfahrungen und Thesen zu Tage, welche in Einsatzmaßnahmen für einen, hoffentlich niemals eintretenden, Ernstfall einfließen werden. Denn: „Die Frage ist nicht, ob etwas passiert“, so Hans Trachl, Beauftragter für Flugunfalluntersuchung (BFU), „sondern wann und wo.“

Passau