Mehr Prävention und Schulsozialarbeit
Drogenkonsum an bayerischen Schulen nimmt zu

14.05.2018 | Stand 28.07.2023, 20:19 Uhr
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Die Zahl der Drogendelikte an bayerischen Schulen hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Das hat eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion ergeben.

PASSAU Seit 2012 hat die Anzahl der Rauschgiftdelikte an Schulen um 87 Prozent zugenommen, auf zuletzt 464 Delikte im Jahr 2016. MdL Bernhard Roos sowie Diplom-Sozialpädagoge und Bezirkstagskandidat Benjamin Lettl sind überzeugt: Prävention und Schulsozialarbeit müssen noch stärker in den Fokus rücken!

Unter den Drogenarten wird laut Antwort der Bayerischen Staatsregierung an niederbayerischen Schulen am häufigsten Cannabis konsumiert, dessen Anteil an den Fallzahlen 74 Prozent ausmacht. Dem folgen Amphetamine/Ecstasy mit 7 Prozent und sonstige Betäubungsmittel mit 14 Prozent.

MdL Roos betont: „Die bisherigen Bemühungen an Schulen reichen nicht, um die Kinder und Jugendlichen aufzuklären.“ Die Zahlen dürften keineswegs verharmlost werden, meint auch Bezirkstagskandidat Lettl, mit Verweis auf eine Lebenszeitprävalenz von 1,7 Prozent bei Crystal Meth Konsum in Bayern: „Von 1000 Schülerinnen konsumieren 17 Crystal Meth während ihres Lebens. Wenn davon auszugehen ist, dass die Zielgruppe von 14 bis 25 Jahren die hauptsächliche darstellt, konsumieren mindestens fünf SchülerInnen während sie eine Schule mit einer Schülerstärke von 1000 besuchen.“ Zudem sei bei allen Drogenarten von einer Dunkelziffer von bis zu 90 Prozent auszugehen.

Kritisch sehen Roos und Lettl vor allem die Ausnahme von Grundschulen bei der Schulsozialarbeit. Auch Grundschulen sollten über Lehrkräfte mit Spezialwissen zur Suchtprävention verfügen. Lettl denkt dabei an die early-onset Abhängigkeit bereits ab einem Alter von 9 bis 10 Jahren.

Gerade was Prävention angeht, muss sich die Staatsregierung, die bisher verstärkt auf einen repressiven Kurs setzt, um Besserung bemühen. „Repressive Ansätze mögen vielleicht SchülerInnen abschrecken, die per se nicht zur Risikogruppe gehören. Durch peer to peer Projekte lassen sich die individuellen Fragestellungen und vor allem die persönlichen Motive der KonsumentInnen viel genauer erarbeiten.“, so Lettl. Im Hinblick auf bereits suchtabhängige Schülerinnen und Schüler führt das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus – so heißt es in dem Antwortschreiben – gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege das Projekt ‚MOVE – Motivierende Kurzinterventionen bei konsumierenden Jugendlichen‘ durch. Auch das sieht Lettl kritisch: „Bei einer manifesten Suchtabhängigkeit reicht die alleinige Erzeugung von Motivation zur Veränderung nicht mehr aus. Es ist neben einer qualifizierten körperlichen Entgiftung auch eine suchttherapeutische Intervention anzuraten.“

Roos verweist abschließend auf Artikel 131 der Bayerischen Verfassung: „Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Bei der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler müssen wir unsere bayerischen Schulen besser unterstützen – sowohl mit Leitfäden als auch finanziellen Mitteln.“

Passau