Kaltblütig erschossen!
Warum musste der sanfte Bubu sterben?

15.12.2017 | Stand 03.08.2023, 22:03 Uhr
−Foto: n/a

Polizei ermittelt gegen den Nachbarn – Der sagt aus, den Hund in Notwehr erschossen zu haben

HAARBACH Bubu macht echt was her. 50 bis 66 Zentimeter Schulterhöhe hat ein Kangal und die sind durchaus beeindruckend. Aber Bubu ist eine Seele von Hund, ein echtes Herzchen – oder besser: Er war es.

„Die Handwerker waren da und Bubu ist in einem unbeobachteten Moment durch das kurz geöffnete Gatter geschlüpft“, erinnert sich Marion Kellberger von der Vilshofener Hunderettung. Bubu ergriff seine Chance, einfach um mal nachzusehen, was da draußen so geboten ist – sein Todesurteil (PaWo berichtete).

Nach ihren Schilderungen befand Bubu sich im Hof des Nachbarn K. (Name d. Red. bekannt), der ihnen schreiend und schimpfend entgegenkam. „Er hatte einen Prügel in der Hand und jagte den Hund aus dem Innenhof, lief ihm sogar noch nach, sodass wir ihn nicht mehr einfangen konnten“, berichtet die Hundefreundin.

Der familiäre Suchtrupp versuchte, die Verfolgung aufzunehmen, hatte Bubu aber bald aus den Augen verloren. Trotzdem lief Marion Kellbergers Ehemann ebenso zurück wie ihre Tochter, mit dem Auto ging die Suche weiter, da die Kellbergers befürchteten, „dass der Hund nach diesem Erlebnis weiter wegläuft.“ Eine Fehlannahme, denn Bubu war mittlerweile schon wieder auf dem Rückweg.

Nachdem die Kellbergers etwa eineinhalb Kilometer gefahren waren, Bubu aber nicht gefunden hatten, kehrte die Familie wieder zurück zum Hof – und hier lag der große Hund schwer verletzt stark blutend vor der Hoftür. „Anscheinend hatte Herr K. eine Waffe geholt und Bubu aufgelauert“, vermutet Marion Kellberger.

Kleinkaliber-Waffe bei Nachbarn gefunden

„Die Kugel ist wohl links vorne in seinen Brustkorb eingedrungen und blieb rechts im Rippenbogen stecken. Bubus Lunge war total zerfetzt“, schildert Marion Kellberger mit brüchiger Stimme die Geschehnisse von Oktober. Mit seiner Verletzung konnte der Rüde nicht mehr weit gelaufen sein. „Die Zeitspanne der Suche mit den Autos betrug zirka acht Minuten“, denkt Marion Kellberger mit Grausen zurück. Aufgrund dieser Tatumstände erstattete sie bei der Polizei Bad Griesbach nun Anzeige gegen den Nachbarn Herrn K.. „Ich komme einfach nicht darüber hinweg. Mir hat es förmlich den Boden unter den Füßen weggezogen.“

Ein freundlicher Hund sei er gewesen, eine Seele von Hund – groß, mächtig und unendlich lieb. „Bubu hat niemandem etwas getan, nicht ein einziges Mal, nicht einmal unseren Katzen. Und Bubu hat auch nie Probleme gemacht, auch nicht beim Tierarzt. Wir hätten ihn bei uns behalten, weil er so lieb war“, schildert Marion Kellberger Bubus scheinbar sanftmütigen Charakter. In einem Schreiben des von Kellbergers eingeschalteten Rechtsanwalts heißt es dagegen: „…Der Beschuldigte gab den Schuss auf Ihren Hund zu, er beruft sich darauf, in Notwehr gehandelt zu haben.“

Dass Herr K., Inhaber einer Waffenbesitzkarte, wohl mehrere Waffen besitzt, weiß Marion Kellberger mittlerweile. „Die Waffen wurden geerbt und sind registriert. Munition ist vorhanden, wir wissen nicht, ob sie gemeldet ist. Leider wurde nur die Tatwaffe eingezogen, was wir überhaupt nicht nachvollziehen können und was uns durchaus etwas Angst macht.“

Die Polizei wurde in der Sache ebenso eingeschaltet wie das Passauer Landratsamt. Gerhard Eichinger, Leiter der Polizeidienststelle Bad Griesbach, informiert über den Fall: „Wir haben eine Kleinkaliber-Waffe sichergestellt. Es wird wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ermittelt.“

Passau