39-Jähriger vor dem Landgericht
Kein Bier mehr? Randale in der Eisdiele

13.12.2018 | Stand 03.08.2023, 22:23 Uhr
−Foto: n/a

Weil ihm die Wirtin kein Bier mehr ausschenken wollte, ging ein 39-Jähriger auf Gäste los und griff Polizeibeamte an. Dann flüchtete er durch die Rott. Nun musste sich der gebürtige Trostberger vor Gericht verantworten. Die Unterbringung in der Psychiatrie steht im Raum.

TRAUNSTEIN/NEUMARKT-ST. VEIT. Ein psychisch kranker 39-jähriger gebürtiger Trostberger geriet in einer Eisdiele in Neumarkt-St. Veit außer sich – weil die Wirtin dem schon Angetrunkenen weiteres Bier verweigerte. Er attackierte Gäste, ging - bewaffnet mit dem Messer, einem Hammer und einem Holzstock – draußen auf Polizeibeamte los. Auf der Flucht durchschwamm er die vier Grad kalte Rott, ehe er überwältigt werden konnte. Im Sicherungsverfahren der Zweiten Strafkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzendem Richter Erich steht die Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus im Raum.

​Zentrale Zeugin, auf deren Erscheinen der 39-Jährige und sein Verteidiger, Olav Mitter aus Mühldorf, beim Prozessauftakt am Donnerstag, 18. März, beharrten, ist die Wirtin einer Eisdiele am Stadtplatz. Sie konnte urlaubsbedingt nicht erscheinen. Ob sie zu dem Fortsetzungstermin am 27. Dezember um 10 Uhr kommen wird, ist derzeit offen.

Die Wirtin wollte dem Beschuldigten am 29. März 2018 gegen 23 Uhr kein Bier mehr ausschenken. Als der 39-Jährige aggressiv wurde, drohte die Frau gemäß Anklage von Staatsanwältin Barbara Dallmayer, die Polizei zu rufen. Da soll der Gast ausgerastet sein. Er soll der Frau das Handy entrissen haben und darauf getreten sein. Dann soll er eine Flasche zu Boden geschleudert haben. Ein geworfener Tisch aus Kunststoff verletzte einen Gast leicht am Schienbein. Mehrere Personen drängten den 39-Jährigen aus dem Lokal.

Er kehrte mit einem Messer in der Hand zurück. Ein Zeuge stellte sich dem Beschuldigten in den Weg und erntete bei dem folgenden Gerangel einen Schnitt am Finger. Gegen 23.50 Uhr traf eine Polizeistreife ein. Die übrigen Gäste hatten sich zu der Zeit in die Eisdiele zurückgezogen und eingesperrt. Der 39-Jährige befand sich draußen und hatte das Messer, einen Hammer und einen langen Holzstock in Händen. Die Beamten forderten den Beschuldigten auf, die Waffen fallen zu lassen. Das ignorierte dieser und versuchte zu flüchten. Nahe der Stadtbücherei drehte er sich laut Anklage um, ging mit Messer und Hammer auf die Polizisten zu, beleidigte sie im Verlauf des Geschehens immer wieder. Die zwei Beamten wichen zurück. Der 39-Jährige ergriff erneut die Flucht. Erst nach längerer Zeit samt Durchschwimmen des Flusses konnte er in Ufernähe vorläufig festgenommen werden.

​Nach Worten des psychiatrischen Sachverständigen, Oberarzt Rainer Gerth vom Bezirksklinikum in Gabersee, leidet der 39-Jährige unter Verfolgungsängsten. Bei der Tat habe die Alkoholisierung von etwa einem Promille keine wesentliche Rolle gespielt. Geringe Anlässe reichten aus, den Beschuldigten in Rage zu bringen. Wegen einer schizophrenen Psychose sei seine Schuldfähigkeit zur Tatzeit vollkommen aufgehoben gewesen: „Er war gefangen in seinem inneren Erleben.“

Der Sachverständige empfahl die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Die Erkrankung könne – sofern der Beschuldigte die Medikamente nehme – etwa binnen eines Jahres erfolgreich behandelt werden. Der 39-Jährige unterbrach den Gutachter gestern mehrfach. Vor der Polizei habe er „Todesangst“ empfunden: „Ich wollte nicht wieder eingesperrt werden.“ Er bezichtigte einige der Zeugen, nicht die Wahrheit berichtet zu haben.​​​​​

Mühldorf a.Inn