Neun Jahre und sechs Monate Knast
Überfall auf Pizza-Lieferservice war versuchter Mord

04.12.2019 | Stand 02.08.2023, 16:51 Uhr
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Vermummt und mit einem Messer bewaffnet, marschierte der damals 25-jährige Florian F. (Name geändert) am Ostersonntag in den Pizza-Lieferservice in der Niedermayerstraße in Landshut und forderte Geld. Doch der Besitzer und ein Angestellter ließen sich das nicht gefallen und setzten sich erfolgreich zur Wehr: Sie schlugen den Angreifer mit einem Besen und einer Wok-Pfanne im wahrsten Sinne des Wortes in die Flucht.

LANDSHUT/ LKR. DINGOLFING-LANDAU Nach nur einem Verhandlungstag verurteilte die als Schwurgericht tagende erste Strafkammer des Landgerichts Landshut den Angeklagten wegen versuchten Mordes, versuchter schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung unter Einbeziehung eines Urteils des Amtsgerichts Landau zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren und sechs Monaten. Zudem ordnete die Kammer seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an.

Dessen Verteidiger Thomas Fauth erklärte zu Prozessbeginn, dass sein Mandant aufgrund seines erheblichen Alkoholkonsums und der Medikamenteneinnahme am Tattag „keine tragfähigen Erinnerungen an das Geschehen“ habe. „Er bedauert es aber außerordentlich und kann sich nicht vorstellen, dass er jemanden töten wollte“, so Fauth.

Laut Anklageschrift verbrachte Florian F., der zuletzt in Dingolfing lebte, den Abend mit einem Freund in der Wohnung einer Bekannten in Landshut und tankte mindestens eine Flasche Wodka. Eine später entnommene Blutprobe ergab laut Staatsanwaltschaft einen Wert von 1,85 Promille. Zudem wurden diverse Benzodiazepine in seinem Blut nachgewiesen.

Später, habe Florian F. seinem Freund dann offenbart, er werde jetzt die Wohnung verlassen und „Scheiße bauen“. Dann soll er sich ein Messer geschnappt, die Wohnung verlassen und vermummt mit einem schwarzen Tuch in das Lokal des Pizza- Lieferdienstes marschiert sein. Der Inhaber befand sich gerade hinter dem Tresen und nahm eine telefonische Bestellung entgegen, während sich die beiden Angestellten in der Küche aufhielten.

Florian F. lief auf den Inhaber zu, kam hinter den Tresen und wollte Geld. Doch der Besitzer ergriff die Flucht über den hinteren Teil des Lokals, verfolgt vom Angeklagten. Als er stürzte, stach der der Angeschuldigte mehrfach auf den Oberkörper des am Boden liegenden Mannes, doch dieser konnte die Stiche mit seinen Händen abwehren. Währenddessen eilte der Angestellte, bewaffnet mit einer großen Suppenkelle, seinem Chef zu Hilfe und schlug damit den Angreifer.

Der Inhaber des Pizzaservice nutzte die Ablenkung, griff sich einen Besen und schlug auf den Angeklagten. Der Mitarbeiter setzte nach und schlug Florian F. mit einer schweren Wok-Pfanne auf den Kopf und verpasste ihm eine blutende Kopfplatzwunde. Benommen von dem Schlag ergriff er die Flucht und kehrte zunächst zurück zur Wohnung und erzählte seinem Freund von der Tat. Wegen der Kopfverletzung rief dieser den Notruf und schickte ihn aus der Wohnung.

Kurze Zeit später wurde der Angeklagte gegenüber dem Pizza-Lieferservice von der Polizei aufgegriffen. Wegen seiner Verletzung wurde er vom Rettungswagen ins Klinikum Landshut gebracht. Der Vorsitzende Richter Markus Kring erwähnte, dass Florian F. regelrecht in den Krankenwagen „gesprungen“ sei und sich selbst als „Opfer des ominösen fremden Räubers“ dargestellt habe. „Das wirkt nicht sehr weggetreten, sondern eher raffiniert“, wie er in Richtung des Angeklagten bemerkte.

Vor Gericht ist der Angeklagte kein unbeschriebenes Blatt: Im Bundeszentralregister sind bereits elf einschlägige Einträge vermerkter, unter anderem wegen Diebstahl, Bedrohung, Beleidigung, Hausfriedensbruch und Drogengeschichten wurde er mehrmals zu Jugendarrest und auch Gefängnis verdonnert.

Bisher gehörten Alkohol und Drogen zu seinem bisherigen Leben: Wie er selbst erzählte, begann er mit 12 Jahren zu trinken, mit 14 Jahren kamen die Drogen dazu und zwar die ganze Bandbreite: Cannabis, Crystal Meth, Speed, Kokain, Heroin. Laut dem Vorsitzenden Richter machte er zwar mehrere Entgiftungen, aber nie eine Drogentherapie. Dafür habe er jetzt die nötige Motivation, wie der Angeklagte erklärte und fügte hinzu: „Ich möchte mein Leben ändern und nicht in der Gosse mit einer Überdosis landen“.

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