Schutz vor Masern
Landshut ist die Stadt der Impf-Muffel!

25.04.2019 | Stand 12.10.2023, 10:38 Uhr
−Foto: Foto: obx-medizindirekt (

Für einen wirksamen Impfschutz gegen Masern bei Kindern werden zwei Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren empfohlen. Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen jetzt, dass der Impfschutz in Landshut bei Kindern von vielen Eltern vernachlässigt wird. Die Zweitimpfungsrate liegt bei nur 55,8 Prozent. Landshut bildet damit das Schlusslicht in ganz Bayern.

LANDSHUT In der nächsten Woche wird Bundesgesundheitsminister Jens Spahn seine Pläne bezüglich einer Masern-Impfpflicht vorstellen. Seit dieser Ankündigung des CDU-Politikers wird heiß diskutiert, ob es eine derartige Vorschrift denn geben muss. Feststeht aber: Die Impfquote ist zu gering, um die Masern endgültig auszurotten. Das bestätigt auch Dr. Heribert Stich, Leiter des Landshuter Gesundheitsamtes. Hierfür sei eine sogenannte Durchimpfungsrate von 95 Prozent oder mehr nötig, wie auch das Robert-Koch-Institut bestätigt. Die Zweitimpfungsquote liegt gar bei mickrigen 55,8 Prozent.

„Vergleichbar ist dies mit den Pocken“, so Stich zum Wochenblatt. Im Jahr 1807 sei die Pocken-Impfplicht in Bayern eingeführt worden. „Bis 1982. Dann waren die Pocken ausgerottet und die Impfpflicht wurde ausgesetzt“, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes. Dass auch die Masern, die hoch ansteckend und vor allem für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich sind, ausgerottet werden können, hofft Stich. Er weiß aber auch, dass bis dorthin noch ein weiter Weg ist.

Denn die aktuelle Durchimpfungsrate liege bei derzeit zwischen 85 und 90 Prozent – und sei damit zu niedrig. Stich zum Wochenblatt: „Um den Infektionszyklus in der Bevölkerung unterbrechen zu können, ist eben eine Quote von 95 Prozent oder mehr nötig.“ Es sei aber schwierig, noch mehr Bürger zum Impfen zu bewegen.

Das große Problem sei, dass vor allem die Quote bei der zweiten Imfpung – bei den Masern sind zwei Impfungen nötig – zu niedrig sei. Bayernweit liegt die Rate der zweiten Impfung bei 92,2 Prozent. Wobei hier die Stadt Landshut das unrühmliche Schlusslicht bildet. Laut Robert-Koch-Institut liegt die Zweitimpfungsquote bei Kindern in der Dreihelmenstadt bei mickrigen 55,8 Prozent. Landshut ist damit das Schlusslicht in ganz Bayern. Das wurde unter anderem in der Sendung „Münchner Runde“ des Bayerischen Rundfunks thematisiert.

Eine Tatsache, die Prof. Dr Dr. Heribert Stich ganz und gar nicht verstehen kann: „Natürlich gibt es bei Impfungen Mit-Reaktionen. Aber der Nutzen der Impfungen ist um ein Vielfaches höher als diese Reaktionen.“ Schließlich könnten die Masern einen sehr heftigen Verlauf mit Komplikationen nehmen, an denen der Patient sterben könne. Stich weiter: „Die Masern-Impfung schützt den Einzelnen, aber auch Andere, da die Krankheit sehr ansteckend ist. Die Anzahl der echten Impfschäden ist sehr gering und liegt weit unter den Folgen einer Masern-Erkrankung.“ Deshalb habe er keinerlei Verständnis für sogenannte „Masern-Partys“, bei denen andere Kinder vorsätzlich krank gemacht werden. „So etwas ist verantwortungslos.“

Für ihn, so Heribert Stich weiter, „ist eine Impfpflicht vom Medizinischen her sinnvoll. Ob sie auch umzusetzen ist, ist dagegen eine politische Entscheidung.“

Hier geht es zur Seite des Robert-Koch-Instituts mit den Zweitimpfungsraten: http://www.vacmap.de/

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