Prozessauftakt in Landshut
Physiotherapeut soll 14-Jährige vergewaltigt haben

12.03.2019 | Stand 21.07.2023, 16:21 Uhr
−Foto: n/a

Sie vertraute ihm ihre Gesundheit an, wollte sich von ihm ihre Schulterverletzung behandeln lassen, doch der angesehene Landshuter Physiotherapeut hat laut Staatsanwaltschaft dieses Vertrauen aufs Übelste ausgenutzt: Der 47-Jährige soll das damals erst 14-jährige Mädchen in seinem Praxisraum vergewaltigt haben. Seit Montag muss sich der Mann vor der Jugendkammer unter anderem wegen Vergewaltigung unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses verantworten.

LANDSHUT Etwas verspätet betrat der Angeklagte den Gerichtssaal. Die dicke Strickmütze, die hochgeschlossene Jacke und das Blatt Papier vor seinem Gesicht sollten ihn vor dem Blitzlichtgewitter der wartenden Fotografen schützen. Was ihm vorgeworfen wird, ist schockierend. Laut Anklage war die Schülerin beim Beschuldigten unter anderem wegen einer Schulterverletzung in Behandlung und befand sich deshalb am 17. August 2017 von 10 bis 13 Uhr im Rahmen eines physiotherapeutischen Behandlungsverhältnisses mit ihm in einem Fitnessstudio. Nach einer Trainingseinheit zur Kräftigung der Schultermuskulatur habe er seine minderjährige Patientin an der rechten Schulter getapt. Wie bei den vorherigen Behandlungen auch, habe sie dafür ihr T-Shirt und ihren BH ausgezogen und sei mit nacktem Oberkörper auf der Behandlungsliege gesessen.

Nach Aussage der Staatsanwaltschaft nutzte der Angeklagte diese Situation aus, um sich zwischen ihre Beine zu drängen und ihr an die Brust zu fassen, doch das Mädchen wehrte sich und versuchte ihn mit einem „Na“ wegzudrücken. Nachdem sie aufgestanden sei, um sich anzuziehen und wegzugehen, soll er sie an der Taille festgehalten und sie komplett ausgezogen haben. Danach habe er sie erst zwischen den Beinen berührt, dann habe er ihren Oberkörper nach hinten gedrückt, sich zwischen ihre Beine gedrängt und sie vergewaltigt, während er ihre Beine festgehalten haben soll.

Im Rahmen einer medizinisch-gynäkologischen Untersuchung der 14-Jährigen einen Tag nach der mutmaßlichen Tat, wurde laut der behandelnden Frauenärztin am Hymen des Mädchens „an zwei Stellen Einrisse“ festgestellt. „Die Untersuchung gestaltete sich als äußerst schwierig, sie weinte sehr viel, zuckte bei jeder Berührung zusammen und konnte sich nur lückenhaft erinnern“, erklärte die Ärztin Dr. Barbara Weber vom Klinikum Landshut. Ihr gegenüber habe das Mädchen von einer „Schockstarre“ gesprochen, weswegen sie sich „nicht wehren konnte“ und habe zudem über Schmerzen im Unterbauch geklagt.

Die Vernehmung des Angeklagten und des mutmaßlichen Opfers fand über mehrere Stunden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Verhandlung wurde unterbrochen, weil der Anwalt des Angeklagten erkrankt war. Sie wird am Donnerstag um 9 Uhr fortgesetzt.

Landshut