Raubserie ist jetzt aufgeklärt
DNA-Treffer führt die Polizei zum Tatverdächtigen

05.11.2018 | Stand 04.08.2023, 0:18 Uhr
−Foto: Foto: Bundespolizei

Eine Serie von schweren Raubüberfällen auf Geldinstitute, Supermarktfilialen, Tankstellen und eine Postagentur beschäftigte die Ermittler der Landshuter, Erdinger und Münchner Kripo über mehr als ein Jahrzehnt. Eine DNA-Spur führte die Kripo nun zu einem 52-jährigen Tatverdächtigen.

ESSENBACH/ALTDORF Bereits am 29. März 2006 betrat der bei allen Überfällen maskierte Tatverdächtige gegen 21 Uhr eine Tankstelle in Neufinsing (Landkreis Erding) und bedrohte die Kassiererin unter Vorhalt einer Waffe zur Herausgabe von Bargeld. Der Täter erbeutete einen dreistelligen Betrag. Vor dem Überfall entwendete der 52-Jährige in Landshut einen nicht versperrten Pkw, dem späteren Fluchtfahrzeug.

Am 24. April 2006 überfiel der Tatverdächtige kurz vor Ladenschluss einen Discounter in der Altdorfer Kristallstraße. Er forderte die Kassiererin unter Vorhalt einer Pistole zur Herausgabe eines mittleren vierstelligen Betrages auf. Zuvor entwendete er in Landshut ein unversperrtes Fahrrad, um zum Tatort zu gelangen. Nach der Tat bedrohte der Mann einen auf dem Parkplatz im Auto wartenden Kunden und flüchtete mit dessen Fahrzeug.

Am 16. Mai 2006 erbeutete der Täter kurz nach Ladenschluss, wiederum in einem Discounter in Moosburg, Degernpoint, einen mittleren dreistelligen Betrag. Die Kassiererin bedrohte er mit einer Schusswaffe, anschließend flüchtete der Mann zu Fuß. Wie bereits bei der Tat Ende März 2006 nutzte der Täter eine günstige Gelegenheit und entwendete zuvor in München einen nicht versperrten Pkw, bei dem der Schlüssel steckte, um damit an den späteren Tatort zu gelangen.

Am 14. November 2006 wurde eine Tankstelle in der Wasserburger Landstraße in München Ziel des Täters. Unter Vorhalt einer Schusswaffe bedrohte der Mann gegen 19 Uhr die Kassiererin, er erbeutete einen niedrigen vierstelligen Betrag; er konnte mit dem Fahrzeug der Kassiererin unerkannt flüchten.

Nur zwei Tage später überfiel der Mann eine Bankfiliale in Dornwang (Landkreis Dingolfing-Landau). Er nahm eine anwesende Kundin zunächst als Geisel, bedrohte sie mit einer Schusswaffe und ging mit der Frau in den Schalterraum. Anschließend forderte er von einer Angestellten die Herausgabe von Bargeld. Die Beute: ein hoher fünfstelliger Betrag. Nach dem Überfall versuchte der Täter vergeblich, mit dem Fahrzeug der Kundin zu flüchten. Nachdem er den Motor abwürgte, flüchtete er unerkannt zu Fuß.

Die Raubserie setzte sich schließlich am 15. Juli 2008 mit einem Überfall auf ein Geldinstitut in Oberahrain (Landkreis Landshut) fort. Ähnlich wie bei dem Überfall in Dornwang bedrohte der Täter eine im Vorraum der Bank anwesende Kundin mit einer Pistole und forderte von einer Bankangestellten die Herausgabe von Bargeld. Der Täter erbeutete einen mittleren vierstelligen Betrag. Er entkam unerkannt mit dem zuvor von der Kundin entwendeten Pkw.

Eine Woche später wurde die Bankfiliale in Dornwang (Landkreis Dingolfing-Landau) erneut Ziel eines Überfalles. Auch diesmal hat der Täter wieder eine Kundin mit einer Pistole bedroht und von der Kassiererin die Herausgabe von Bargeld gefordert. Er konnte einen niedrigen vierstelligen Betrag erbeuten. Zur Tatausführung entwendete der Täter zuvor die Kennzeichen eines BMW und brachte diese an seinem BMW, den er in Tatortnähe abstellte, an.

Gut zwei Jahre später, am 26. November 2010, erbeutete der Täter bei einem Überfall auf eine Bankfiliale in Pliening (Landkreis Ebersberg) einen niedrigen vierstelligen Betrag. Der Täter bedrohte einen Angestellten mit einer Schusswaffe und forderte so die Herausgabe von Bargeld. Der Mann konnte zu Fuß unerkannt flüchten.

Am 25. März 2011 suchte der Täter gegen 13 Uhr eine Bankfiliale in Kronwieden (Landkreis Dingolfing-Landau) heim. Wiederum bedrohte er zunächst eine Kundin im Vorraum der Bank mit einer Pistole. Da der Schalterraum noch geschlossen war, konnte er diesen nicht betreten, allerdings forderte er von der Kundin die Herausgabe ihrer EC-Karte und die dazugehörige PIN. Es gelang ihm, einen niedrigen dreistelligen Betrag mit der EC-Karte von einem Geldausgabeautomaten abzuheben. Wie bei den vorherigen Taten entwendete der Täter in Landsham (Landkreis Ebersberg) ein offenstehendes Fahrzeug, um damit zum Tatort zu gelangen.

Am 19. Oktober 2012 endete die Raubserie mit einem versuchten Überfall auf eine Postagentur in Essenbach (Landkreis Landshut). Gegen 9 Uhr betrat der Täter die Agentur und forderte von der Kassiererin unter Vorhalt einer Pistole die Herausgabe von Bargeld. Nachdem die Angestellte die Kasse nicht öffnen konnte, flüchtete der Mann mit einem Pkw ohne Tatbeute. Die am Fluchtfahrzeug angebrachten Kennzeichen entwendete der Täter kurz vorher im Bereich Ohu.

Der über viele Jahre unbekannte Täter handelte immer nach einem ähnlichen Tatmuster. Dank der akribischen und über die Jahre hinweg unermüdlichen Arbeit der Ermittler, auch unter Einbindung der Operativen Fallanalyse des Polizeipräsidiums München sowie ein über das Polizeipräsidium Niederbayern hinaus erarbeitetes Fahndungskonzept, konnten an den jeweiligen Tatorten u.a. brauchbare DNA- sowie Fingerspuren gesichert und dadurch ein Zusammenhang zu den Taten, die sich überwiegend im Raum Dingolfing, Landshut, Poing und dem Münchner Osten ereignet haben, hergestellt werden.

Bereits Anfang März 2018 wurde schließlich ein 52-Jähriger ohne festen Wohnsitz in Haar (Landkreis München) von der Polizei kontrolliert und aufgrund mehrerer Haftbefehle in anderer Sache festgenommen. Ein Abgleich mit den an den Tatorten gesicherten Spurenkomplexen erhärtete den Tatverdacht gegen den 52-Jährigen.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Landshut ist noch im Mai 2018 Haftbefehl ergangen, der 52-Jährige befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Landshut