Dultauftakt aus Sicht der Polizei
Volle Haftzellen auf der Inspektion und Beamte im Dauer-Stress

20.08.2018 | Stand 13.09.2023, 0:46 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: Foto: Sobolewski

Hauptkommissar Stefan Scheibenzuber ist das, was man einen alten Hasen nennt. Jedes Mal, wenn in Landshut die Dult gefeiert wird, ist auch der 55-Jährige, der schon 38 Dienstjahre auf dem Buckel hat, im Einsatz. Was sich aber am ersten Festwochenende abgespielt hat, das lässt selbst den erfahrenen Beamten staunen: „Ab 23 Uhr ist es am Samstag über uns regelrecht hereingebrochen“, sagt der Sprecher der Landshuter Polizei. Drei gravierende Fälle, die sich unmittelbar hintereinander ereigneten, hielten die ohnehin schon gut beschäftigten Beamten in Atem.

LANDSHUT Zunächst erwischt ein stark betrunkener 29-Jähriger gegen 23.45 Uhr neben dem Dultgelände, in der Preysingallee, zwei Fahrraddiebe dabei, wie sie seinen Drahtesel klauen wollen. Er spricht sie an, will Fotos mit seinem Smartphone machen, dann hagelt es Schläge. Einer der Täter, beide sind etwa 30 Jahre alt und in Tracht unterwegs, nimmt den 29-Jährigen in den Schwitzkasten, beide Täter prügeln auf den 29-Jährigen ein. Als das Opfer am Boden liegt, bekommt es auch noch Tritte ins Gesicht. Einer der Schläger wirft dem Mann das Mobiltelefon noch an den Kopf, dann türmen die Schläger. Der 29-Jährige wird zum Glück nur leicht verletzt.

Kurz darauf, gegen Mitternacht, der nächste Alarm. Dieses Mal gibt es Stress auf dem Festgelände. Im Außenbereich eines Festzelts machen vier Syrer im Alter von 14 bis 24 Jahren Ärger. Einer aus der Gruppe, ein 21-Jähriger, wirft eine Flasche auf einen anderen Gast. Das Quartett flüchtet, kommt aber nicht weit. Polizisten stellen den 21-Jährigen mithilfe eines Schaustellers, der die Tat gesehen hat und sich dem 21-Jährigen in den Weg stellt. Die Freunde des Täters greifen ein und wollen ihren Landsmann befreien. Es kommt zu einer „massiven Rangelei“ zwischen den Beamten und den Syrern. Erst als der Sicherheitsdienst des Krämmer-Festzeltes den Polizisten zu Hilfe kommt, können die Beamten die Schläger unter Kontrolle bringen. Die Polizisten bleiben unverletzt, bei der Rauferei wird aber ihre Dienstkleidung beschädigt.

Nur 25 Minuten später wird eine versuchte Vergewaltigung in der Preysingallee gemeldet. Eine 19-Jährige ist dort auf dem Nachhausweg aus „gesundheitlichen Gründen“ plötzlich ohnmächtig geworden, wie sie den Beamten erzählt. Als sie wieder zu sich gekommen sei, habe ein Mann auf ihr gelegen, die Hände um ihren Hals gelegt, berichtet sie. Der Täter sei dann geflüchtet, als er bemerkt habe, dass sie wieder zu sich gekommen sei. „Die Frau blieb unverletzt. Sie beschreibt den Mann als schlank und dunkelhäutig. Er war bekleidet mit einer schwarzen Hose, einem schwarzen ärmellosen Kapuzenshirt und roten Nike-Turnschuhen.“ In dem Fall ermittelt jetzt die Kriminalpolizei.

Die Haftzellen der Inspektion in der Neustadt, berichtet Stefan Scheibenzuber, waren zum Auftakt des Dultwochenendes prall gefüllt. Denn auch die üblichen Vorfälle zur Volksfestzeit wie Schlägereien, Trunkenheitsfahrten und Ruhestörungen vor allem im Bereich der Altstadt, wo nach der Dult weitergefeiert wird, hielten die Ordnungshüter auf Trab.

„Ich bin in den 90er Jahren zur Dultzeit Streife gefahren. Mit heute kann man das aber nicht mehr vergleichen“, sagt Scheibenzuber. Die Aggressivität der Leute sei mittlerweile enorm, die Arbeitsbelastung der Beamten hoch. „Vor allem der Samstag war echt heavy.“ Die Dult in Landshut dauert noch bis Sonntag, 26. August.

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