Verurteilung im Fall „Cucina-Clan“
„So kriminell, das gibt es selten“

12.07.2018 | Stand 31.07.2023, 7:04 Uhr
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Das Landgericht Landshut hat vier Mitglieder einer Diebesbande zu Haftstrafen zwischen einem Jahr und sechs Monaten und drei Jahren verurteilt. In einem Fall wurde die Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt. Dies teilte Peter Pöhlmann, Pressesprecher und Vorsitzender Richter am Landgericht Landshut, am gestrigen Mittwochabend in einer Pressemitteilung mit.

LANDSHUT Die Staatsanwaltschaft hatte den vier kroatischen Staatsangehörigen vorgeworfen, als Mitglieder der Führungsebene andere Bandenmitglieder aus dem Familienverbund zur Begehung von Einbrüchen angehalten zu haben. Laut Pressemitteilung waren die Angeklagten selbst bei den Einbrüchen in Deutschland nicht an den Tatorten zugegen. Zwei der vier Angeklagten wurden aus Kroatien, einer aus Italien ausgeliefert.

Die Taten, die der Anklage zugrunde lagen, wurden in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen begangen. Tatorte in Bayern waren nicht Gegenstand des Strafverfahrens. Der Gesamtschaden der Fälle, die den Verurteilungen zugrunde lagen, beläuft sich auf knapp 8.500 Euro.

Den Fall ins Rollen brachte Ende Januar 2016 die Festnahme von drei jungen Mädchen in München. Zivilbeamte ertappten sie auf frischer Tat beim Einbruchsversuch in ein Mehrfamilienhaus. Es konnte festgestellt werden, dass die Mädchen Teil einer Großfamilie sind, die ihren Lebensunterhalt fast ausschließlich mit Wohnungseinbrüchen bestreitet. Die Ermittlungsgruppe „Cucina“ wurde gegründet (das Wochenblatt berichtete).

Die Handys der festgenommenen Mädchen wurden ausgewertet, wodurch den Ermittlern schnell ersichtlich wurde, dass Hintermänner in Kroatien existieren, um tägliche Instruktionen zu erteilen. Sämtliche Diebestouren konnte die Polizei aufgrund der Telefonüberwachung mitverfolgen, wie der Hauptsachbearbeiter der Münchner Ermittlergruppe vor Gericht aussagte. „Das Ganze war so kriminell – das erwartet man selten. Den ganzen Tag war von Einbrüchen die Rede“, so der Kriminalhauptkommissar.

Der Prozessauftakt war bereits am 18. Juni. Vorgesehen waren ursprünglich zehn Verhandlungstage. Doch nun kam es bereits am zweiten Verhandlungstag zu einem schnellen Urteil, da die Verteidiger der Angeklagten laut SZ mit einem Vorschlag zur Verständigung auf die Staatsanwaltschaft zugegangen waren. Die Ermittlungen gegen andere Mitglieder des Einbrecherclans gehen allerdings noch weiter.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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