Vorbild
Abensberg ist „Hauptstadt der Barrierefreiheit“

27.02.2020 | Stand 01.08.2023, 11:29 Uhr
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„Abensberg ist der bayerische Meister in Sachen Barrierefreiheit.“ Das sagte Sozialministerin Carolina Trautner am Dienstag, 25. Februar, beim Besuch in der niederbayerischen Stadt. Im dortigen Berufsbildungswerk (B.B.W.) St. Franziskus der Katholischen Jugendfürsorge überreichte Ministerin Trautner drei Signets „Bayern barrierefrei“ an das B.B.W. selbst, an die Steuerberatungsgesellschaft RNHS und an das Ingenieurbüro Varoplan.

Abensberg. Mit Blick auf die vielen, bisher vergebenen Signets „Bayern barrierefrei“ in Abensberg lobte sie die „Hauptstadt der Barrierefreiheit“ und sprach ihr herzliches Dankeschön aus. Die Altstadt von Abensberg war eine der ersten in Niederbayern, die nahezu komplett barrierefrei umgestaltet worden ist. Auch der Bahnhof und alle Schulen sind barrierefrei zugänglich. Und 2016 wurde in Abensberg der Herzogskasten, der das Stadtmuseum beherbergt, barrierefrei. Damals übergab Ministerialdirektor Michael Höhenberger die erste Auszeichnung. Kein Jahr später war Höhenberger wieder in Abensberg – insgesamt 19 Signets wurden vergeben und Höhenberger bezeichnete Abensberg als „Musterstadt der Barrierefreiheit“ und „Vorbild für Niederbayern“. Sehr zur Freude des ersten Bürgermeisters Dr. Uwe Brandl, der die Sozialministerin gemeinsam mit den Verantwortlichen des Berufsbildungswerks herzlich begrüßte.

Maßgeblich an den Auszeichnungen beteiligt war Abensbergs Behindertenbeauftragte und Stadträtin Marion Huber-Schallner, die nun auch die drei weiteren Gebäude und Einrichtungen an die Vorgaben der Barrierefreiheit herangeführt hat. In ihrer Rede betonte Frau Huber-Schallner die besondere Freude darüber, dass diesmal drei Arbeitgeber das Signet erhalten. Auch in ihrer Funktion als Inklusionsbotschafterin der Bundesagentur für Arbeit wisse sie, wie wertvoll für Menschen mit Behinderung die Teilhabe am Arbeitsmarkt sei, denn Menschen mit Behinderung wollen nicht bemitleidet oder bevormundet werden, sondern respektiert und akzeptiert, selbstbestimmt ihr Leben gestalten.

Und so betonte auch Daniel Ritz, Geschäftsführer der Abensberger Steuerberatungsgesellschaft RNHS, seine Freude über die Auszeichnung. Barrierefreiheit rückte bei ihm ins Zentrum, als er die Bewerbung eines Jugendfreundes auf dem Tisch hatte – und der ist auf den Rollstuhl angewiesen. Der Umzug in neue Geschäftsräume eröffnete dann die Möglichkeit für entsprechende bauliche Maßnahmen. Dabei blieb es nicht, wie Ritz betonte: „Ich möchte diese Auszeichnung unserem Mitarbeiter Christian widmen.“ – Der war unter den Gästen. Ritz weiter: „Du bist ein Sechser im Lotto für uns, auch unser Teamgeist hat sich verbessert. Wir sind sehr stolz.“

Das Ehepaar Claudia und Reinhard Zott hat das neue Varoplan-Geschäftsgebäude komplett barrierefrei erstellt. Behindertengerechte Parkplätze im Hof, entsprechende Toiletten im mit modernster Technik ausgestatteten Gebäude, großzügige Bewegungsflächen, ein Glasaufzug, höhenverstellbare Tische und mehr – Reinhard Zott: „Wer sich optimal bewegen kann, fühlt sich wohl und arbeitet gerne bei uns. Ich sehe mein Unternehmen als große Familie und es freut mich sehr, dass unsere Bemühungen so wahrgenommen werden.“

Das dritte Signet ging an das Berufsbildungswerk St. Franziskus Abensberg. Walter Krug, Gesamtleiter des Berufsbildungswerkes in Abensberg, bedankte sich für die Verleihung des Signets. Er bezeichnete die Barrierefreiheit als eine Herausforderung an eine inklusive Gesellschaft. „Der Abbau von Barrieren – sowohl für Kunden wie auch für Mitarbeiter – beginnt in den Köpfen und Herzen. Denn: Das Ziel der inklusiven Gesellschaft ist immer verbunden mit der Aufgabe, Barrieren für Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen zu beseitigen und die Barrieren auch zielgruppenspezifisch abzubauen“, betonte Walter Krug. „Wir als Berufsbildungswerk Abensberg werden eine umfassende Barrierefreiheit nicht ganz umsetzen können. Zu unterschiedlich sind unsere Behinderungs- und Beeinträchtigungsarten und zu heterogen ist der jeweilige Bedarf. Wir erleben Barrieren in den Köpfen und Herzen immer wieder, wenn wir uns beispielhaft an die Aufgabe machen, für unsere anvertrauten jungen Menschen im Anschluss an ihre Ausbildung Arbeitsplätze auf dem Arbeitsmarkt zu finden“, so Krug erklärend. Umso mehr freute es ihn, dass mit dem B.B.W. zwei Vertreter der Wirtschaft geehrt wurden, die nicht die baulichen Strukturen der Preisträger abbildet, sondern die Barrierefreiheit in ihren Köpfen und Herzen.

Diese überregionale Einrichtung in der beruflichen Rehabilitation und Integration wird von der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg getragen, Gesamtleiter ist Walter Krug. Das große Hauptgebäude vor den Toren der Stadt Abensberg verfügt über einen behindertengerechten Haupteingang mit automatischen Türen, alle Innenräume sind barrierefrei und auch per Aufzug erreichbar, es gibt große Bewegungsflächen und Farben als Leitsystem im Haus. Behindertengerechte Parkplätze und Toiletten, eine in einfacher Sprache verfasste Hausordnung oder Details wie die Unterfahrbarkeit der Tische sind Ecksteine der Auszeichnung. Krug dankte insbesondere Stadträtin Huber-Schallner und seiner Mitarbeiterin Silvia Haumer, die die Auszeichnung vorangetrieben hätten.

Der Direktor der katholischen Jugendfürsorge, Michael Eibl, gab in seiner Rede bereits einen Ausblick auf die weitere Entwicklung im Abensberger Ortsteil Offenstetten, wo die KJF Werkstätten, das Cabriniheim und das Cabrinizentrum betreibt. In knapp zwei Wochen könnte dort der Startpunkt für „einen echten inklusiven Ort“ gesetzt werden. Er dankte der Ministerin herzlich „für diese heutige, besondere Auszeichnung“.

Im Anschluss an die Übergaben stellten die B.B.W.-Verantwortlichen der Sozialministerin ihr Gebäude und ihre Leistungen vor.

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