59-Jähriger steht vor Gericht
Mit Axt auf Fischereiaufseher losgegangen – Prozess startet

07.02.2020 | Stand 13.09.2023, 1:45 Uhr
−Foto: n/a

Richter Michael Hammer und seine Kammer am Landgericht Regensburg sind nicht zu beneiden – meist stehen hier die härteren Fälle zur Verhandlung. Ob Schublade oder Sushi-Messer – alles, was als Waffe genutzt werden kann, war schon Gegenstand der Verhandlungen. Am Montag, 3. Februar, drehte sich alles um eine Axt. Mit der nämlich soll ein betrunkener 59-Jähriger aus Ihrlerstein am 19. Juni 2019 in Kelheim auf einen Fischereiaufseher losgegangen sein. Der Vorwurf: versuchter Mord!

Regensburg. Diverse Prellungen und Schürfwunden, so meldete die Polizei im Juni 2019, sollen dem Fischereiaufseher zugefügt worden sein, als er kontrollieren wollte, ob ein gefangener Fisch durch den heute Angeklagten auch ins Fangbuch eingetragen worden war. Nach der Aussage eines weiteren Fischereiaufsehers habe dieser den Angeklagten an jenem Freitagnachmittag im Juni 2019 das erste Mal kontrolliert. Der Fischereischein und der Erlaubnisschein seien in Ordnung gewesen, ein Fisch, „25 bis 30 Zentimeter lang“, sollte noch im Fangbuch vermerkt werden. Er selbst habe wieder weg zu einem anderen Termin müssen, deshalb habe er das spätere Opfer gebeten, nochmals nachzusehen, ob alles seine Ordnung hat. Da es immer häufiger zu Unregelmäßigkeiten bei den Fangmengen und den Einträgen in die Fangbücher gekommen war, habe man dieses System der doppelten Kontrolle eingeführt. Bei der zweiten Kontrolle am Abend des selben Tages kam es dann offenbar zum folgenschweren Vorfall. Der Angeklagte hatte zu Beginn des Prozesses durch seinen Anwalt Jörg Sodan eine Erklärung verlesen lassen, in der geschildert wurde, dass er das Verhalten des Fischereiaufsehers als „schikanös“ empfunden habe. Um sich zu wehren, habe er ihn gegen einen Grill geschubst, die Axt gegriffen und ihn damit erneut zurückgeschubst. In der Folge sei es zu einem Gerangel um die Axt gekommen, man habe sich gegenseitig gebissen, aus Reflex habe er auch zugeschlagen. Er selbst sei dann zu seinem Fahrzeug zurückgegangen, der Fischereiaufseher habe die Polizei geholt. Es tue seinem Mandaten alles aufrichtig leid, so Sodan, man wolle nichts relativieren, der Angeklagte habe aber zu keiner Zeit den Fischereiaufseher töten wollen. Auch das damalige Opfer schilderte vor Gericht, wie sich der Vorfall aus seiner Sicht abgespielt hat. Diese Schilderungen decken sich mit der Anklageschrift. Noch heute leide er unter dem Vorfall, so der 54-Jährige. Er sei in psychologischer Behandlung und werde sich nach dem Prozess stationär behandeln lassen. Die Strategie der Verteidigung war bereits am ersten Tag ersichtlich: Man wollte herausstellen, dass die Fischereiaufseher den Angeklagten „auf dem Kicker“ hatten, bei einzelnen Fragen schwang – unausgesprochen – auch die Frage einer Ausländerfeindlichkeit mit. Der Angeklagte ist deutscher Staatsbürger mit kasachischem Migrationshintergrund ...Der Prozess wird am Freitag, 7. Februar, um 9 Uhr fortgesetzt. Für den 12. und den 19. Februar sind zwei weitere Prozesstage terminiert.

Kelheim