Verkehrssicherheit
„Motorradfahren – aber sicher!“ – Verkehrssicherheitsbeauftragter gibt wertvolle Tipps

19.03.2019 | Stand 21.07.2023, 10:23 Uhr
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Der Verkehrssicherheitsbeauftragte des Landratsamtes Kelheim, Bernhard Strauß, informiert im Rahmen der Verkehrssicherheit zum Thema „Motorradfahren – aber sicher!“

LANDKREIS KELHEIM Das Motorrad als Freizeitgerät findet immer mehr Anhänger. Die ständig steigenden Zulassungszahlen belegen diesen Trend. Für jeden verantwortungsbewussten Motorradfan ist es wichtig, sich mit den speziellen Problemen des Motorradfahrers auseinander zu setzen. Denn die fahrerische Kompetenz zeigt sich nicht nur in der Fahrfertigkeit, sondern gerade auch in der Einstellung zum Motorrad fahren. Fahrkönnen und körperliche Fitness sind wichtige Grundvoraussetzungen für die Beherrschung des „Bikes“. Nach längeren Fahrpausen (zum Beispiel im Winter) „verblassen“ diese Fähigkeiten und müssen neu aktiviert werden. Daher informieren wir über Gefahren und geben Tipps und Anregungen, wie Sie mehr Freude am Fahren mit „Sicherheit“ genießen können.

Bremsen

In einer Notsituation das Motorrad optimal abzubremsen, ist weitaus schwieriger, als bei einem Auto. Viele Motorräder haben noch kein Antiblockiersystem, sodass der Fahrer Vorder- und Hinterradbremse abgestimmt betätigen muss. Aber auch ein ABS ist kein „Antisturzsystem“. Um Gefahrensituationen besser zu meistern, wird empfohlen, an einem Sicherheitstraining für Motorradfahrer teilzunehmen.

Auch bei optimaler Bremsung verlängert sich der Anhalteweg schon bei einer geringen Geschwindigkeitssteigerung. Wo ein Motorrad mit einer Ausgangsgeschwindigkeit von 50 km/h zum Stehen kommt, hat es bei einer Geschwindigkeit von 70 km/h noch eine Restgeschwindigkeit von 60 km/h! (Reaktionszeit circa eine Sekunde bei griffiger und trockener Fahrbahn).

Fahrbahn und Witterung

Motorradreifen sind auf glatter, schmieriger Fahrbahn schnell überfordert. Gefahrenquellen sind zum Beispiel Fahrbahnmarkierungen, Schienen und Kanaldeckel, Abfräsungen im Fahrbahnbelag, Splitt und Streusand sowie Laub und Schmutz.

Spurrinnen und unterschiedlich griffige Fahrbahnoberflächen können die Fahrstabilität des Motorrads negativ beeinflussen. Das konzentrierte Beobachten der Fahrbahnoberfläche ist deshalb ständig nötig, um sich rechtzeitig auf kritische Bedingungen einzustellen. Der Reifenzustand trägt im erheblichen Maß zur Fahrsicherheit bei. Deshalb prüfen Sie Luftdruck und Ventile regelmäßig. Untersuchen Sie die Reifen vor jeder Fahrt auf Beschädigungen. Erneuern Sie unregelmäßig abgefahren Reifen und achten Sie auf ausreichende Profiltiefe (mindestens 1,6 Millimeter, bei Mofas, Klein- und Leichtkrafträdern ein Millimeter).

Ansichtssache

Circa zwei Drittel der Verkehrsunfälle mit Motorradfahrern werden von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht. Ursachen hierfür sind unter anderem, dass Entfernungen und Geschwindigkeiten wegen der schmalen Silhouette des Motorrads unterschätzt werden, Motorräder schneller beschleunigt werden können und schwieriger zu bremsen sind als Autofahrer glauben und vielen der Platzbedarf eines „Bikes“ vor allem in Kurven nicht bewusst ist. Oft gelingt es aber auch dem Motorradfahrer nicht, die Situation richtig einzuschätzen. Nicht angepasste Geschwindigkeit, Fehler beim Überholen und ungenügender Sicherheitsabstand führen zu nicht beherrschbaren Situationen. Deshalb kalkulieren Sie Fehler anderer bei der Wahl Ihrer Geschwindigkeit und des Abstandes ein. Reduzieren Sie im Zweifelsfall die Geschwindigkeit und machen Sie sich bremsbereit. Machen Sie sich durch deutliches Verhalten einschätzbar. Suchen Sie vor allem in unklaren Situationen Blickkontakt.

Schutzausrüstung

Motorradfahrer und Sozius müssen einen Schutzhelm in amtlich genehmigter Bauart tragen. Um seine Schutzfunktion zu erfüllen muss ein Helm gut sitzen (ohne zu drücken), immer geschlossen werden und bei Beschädigung ausgetauscht werden. Ein klares Visier und eine auffällige Farbe des Helmes und der Kleidung sorgen für „Sehen und gesehen werden“. Motorradkleidung muss vor Witterungseinflüssen, Sturz- und Unfallfolgen schützen. Deshalb immer mit kompletter Schutzbekleidung fahren. Dazu gehören auch Stiefel und Handschuhe. Protektoren erhöhen die Schutzwirkung erheblich.

Zu einem fairen Miteinander kann der Motorradfahrer beitragen, indem er

- im Straßenverkehr mitdenkt – auch für andere

- die Verkehrsregeln einhält und nur körperlich und geistig fit Motorrad fährt

- stets mit angepasster Geschwindigkeit fährt

- die zulassungsrechtlichen Vorschriften einhält

- auf Anwohner Rücksicht nimmt und keinen zusätzlichen Lärm und Abgase verursacht

- nur überholt, wenn dies im Rahmen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit gefahrlos möglich ist

- den seitlichen Sicherheitsabstand zu anderen Fahrzeugen einhält und darauf achtet, dass er sich nicht im toten Winkel eines Fahrzeugs befindet

Bedenken Sie, dass bei ungünstiger Witterung wie zum Beispiel Kälte, Hitze und Regen die Konzentrationsfähigkeit erheblich nachlässt. Deshalb werden regelmäßige Pausen noch wichtiger.

Kelheim