Bilanz 2018
Unfallzahl im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord leicht angestiegen

22.02.2019 | Stand 04.08.2023, 19:05 Uhr
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Die Verkehrsunfallentwicklung des Jahres 2018 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord zeigt eine leicht steigende Tendenz (plus 1,4 Prozent) bei den Gesamtunfallzahlen (in Klammern sind die Vergleichszahlen aus 2017 ersichtlich).

INGOLSTADT Der Dienstbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord umfasst die zehn Landkreise Erding, Freising, Ebersberg, Dachau, Starnberg, Landsberg am Lech, Fürstenfeldbruck, Eichstätt, Pfaffenhofen an der Ilm, Neuburg-Schrobenhausen und die Stadt Ingolstadt. Es wurden insgesamt 49.032 (48.349) Verkehrsunfälle aufgenommen. Bei 6.486 (6.617) Verkehrsunfällen entstand Personenschaden, wobei 8.474 (8.723) Personen verletzt wurden. Leider verloren auch 75 Menschen ihr Leben, 15 Personen mehr als im Vorjahr.

29.621 Verkehrsunfälle ereigneten sich innerorts, dabei wurden 17 Menschen getötet. Außerhalb geschlossener Ortschaften kamen bei 19.411 Verkehrsunfällen 58 Personen ums Leben. Im Jahr 2018 konnte ein Anstieg der Zahl der Unfalltoten festgestellt werden. Wurden 2017 im Präsidialbereich 60 Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr getötet, waren es im Jahr 2018 75 Todesopfer. Der Anstieg ist hierbei insbesondere auf die gestiegene Anzahl der Todesopfer bei der Zielgruppe der Kradfahrer zurückzuführen.

Alkohol und Drogen

2018 war bei 601 (595) Verkehrsunfällen Alkoholgenuss unfallursächlich. Dies stellt einen Anstieg um ein Prozent dar. Bei diesen Unfällen wurden 332 (343) Personen verletzt. Acht (drei) Menschen fanden dabei den Tod.

Die Unfälle unter Drogeneinfluss stiegen von 36 auf 51 an und bewegen sich damit weiterhin, verglichen mit den Alkoholunfällen, auf deutlich niedrigerem Niveau. Bei diesen Unfällen wurden 32 (27) Personen verletzt, keine Person (2) wurde getötet.

Geschwindigkeit

Bei 1.881 Geschwindigkeitsunfällen kamen im Jahr 2018 insgesamt 24 Menschen ums Leben. Im Vergleich zum Vorjahr konnte damit eine Reduktion dieser Unfälle um 14,3 Prozent erreicht werden. Bei den Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang wurden acht Personen oder 50 Prozent mehr Opfer registriert, die Unfälle erwiesen sich damit als deutlich folgenschwerer. Der Anteil dieser Unfälle im Kontext des Gesamtunfallgeschehens bleibt überproportional hoch.

Insgesamt wurden im Jahr 2018 im Rahmen der Verkehrsüberwachung mit technischem Gerät 198.920 Verkehrsteilnehmer beanstandet. Davon lagen 99.546 im Anzeigenbereich und 99.374 wurden verwarnt.

Junge Fahranfänger (18 bis 24 Jahre)

Die Unfallzahlen des Jahres 2018 zeigen erneut, dass die jungen Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren, die selbst nur etwa 8 Prozent der Bevölkerung stellen, überproportional an schweren Verkehrsunfällen beteiligt sind. Diese Risikogruppe war demnach an 4.266 Verkehrsunfällen (4.310) beteiligt. Dies stellt einen Anteil von 8,7 Prozent an der Summe aller Unfälle dar. Dabei wurden 2.450 (2.473) Unfälle durch die jungen Fahrer verursacht. Elf (16) Menschen fanden bei den durch diese Altersgruppe verursachten Unfällen den Tod (14,7 Prozent aller Getöteten). Sieben (sieben) Getötete waren selbst junge Verkehrsteilnehmer. 1.819 (1.900) Personen wurden bei diesen Unfällen verletzt (21,5 Prozent aller Verletzten).

Die altersbedingte Risikobereitschaft und noch nicht hinreichend ausgereifte Fahrpraxis führen immer wieder zu Geschwindigkeits-, Vorfahrts- und Abbiegeunfällen, gerade bei nächtlichen Fahrten. Dies belegt auch die Tatsache, dass diese Zielgruppe zu 24,8 Prozent an den Geschwindigkeitsunfällen und zu 22,2 Prozent an den Alkoholunfällen beteiligt ist.

Seniorenunfälle (ab 65 Jahren)

Im Jahr 2018 waren ältere Menschen an 4.050 Verkehrsunfällen beteiligt, dies entspricht einem Anteil von 8,3 Prozent an den Gesamtunfällen. Insgesamt ist ein stetiger Anstieg (17,3 Prozent) bei den Unfällen mit Beteiligung von Senioren in den letzten fünf Jahren festzustellen. Diese Entwicklung ist auch bei den von Senioren verursachten Verkehrsunfällen (20,3 Prozent) zu beobachten. Die Zahl der getöteten Senioren ist mit 21 (23) im vergangenen Jahr erfreulicherweise um 8,6 Prozent zurückgegangen. 2.689 (2.607) Unfälle wurden von Senioren verursacht. Bei diesen Unfällen verloren 17 (14) Menschen ihr Leben und 1.353 (1.262) Personen wurden verletzt.

Gurt- und Helmpflicht

Zehn der insgesamt 38 Todesopfer in Pkw, Llw und Reisebus waren nachweislich nicht angegurtet. Dies entspricht einem Anteil von 26,3 Prozent. Ein getöteter Kradfahrer trug keinen Schutzhelm.

Motorradunfälle

Vergangenes Jahr 2018 waren 870 (864) Kradfahrer an Verkehrsunfällen beteiligt, 23 Kradfahrer wurden hierbei tödlich verletzt, während 2017 noch 7 Kradfahrer ihr Leben ließen. Die Zahl der verletzten Kradfahrer sank bei diesen Unfällen zuletzt hingegen leicht von 749 auf 722 Personen (minus 3,6 Prozent). Damit musste seit Start des Verkehrssicherheitsprogramms ein Höchststand bei den tödlich verletzten Bikern festgestellt werden, während noch unmittelbar im Jahr zuvor mit 7 Personen die wenigsten Todesopfer registriert wurden.

Die häufigsten Unfallursachen bei Motorradunfällen waren erneut zu hohe Geschwindigkeit (22 Prozent), fehlender Sicherheitsabstand (12 Prozent), Fehler beim Überholen (14 Prozent). In 150 Fällen waren die Motorradfahrer selbst die Verursacher. Die Fahrer/-innen ab 45 Jahren waren in diesem Zusammenhang deutlich höher (circa 38 Prozent) als andere Altersgruppen an Motorradunfällen beteiligt.

Schulwegunfälle

Im abgelaufenen Schuljahr war mit 106 Schulwegunfällen ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2016/2017 um knapp 30 Prozent (+ 24) zu verzeichnen. Die Zahl der verletzten Schüler stieg von 91 auf 122 an. Hierzu ist jedoch anzumerken, dass allein 17 Schüler bei einem einzigen Schulbusunfall verletzt wurden. Glücklicherweise wurde im vergangenen Schuljahr zum dritten Mal in Folge wieder kein Schüler tödlich verletzt. Wo eine Verkehrsregelung durch Polizei oder Schulweghelfern stattfand, war nur ein Unfall zu verzeichnen (2016/2017: kein Unfall). Letzteres zeigt einmal mehr, wie wichtig der Einsatz von Schulwegdiensten ist.

Fußgängerunfälle

Im Jahr 2018 ereigneten sich im Bereich der Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord insgesamt 445 (424) Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fußgängern. Dabei kamen 4 (10) Fußgänger ums Leben und 414 (398) wurden verletzt.

Radfahrunfälle

Gab es im Jahr 2017 noch 2.010 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Radfahrern, waren dies im Jahr 2018 mit 2.011 fast genauso viele. Dabei wurden 6 (5) Radfahrer getötet, 1.856 (1.856) Radfahrer wurden bei diesen Unfällen verletzt. Die deutliche Mehrheit, nämlich 65,2 Prozent der Unfälle wurden von den Radfahrern selbst verursacht.

Um Unfallfolgen zu minimieren, tragen die Fahrradfahrer auch selbst eine Verantwortung. Fahrradunfälle ohne Helm führen meistens zu gravierenden Kopfverletzungen – vor allem bei einem Zusammenstoß mit einem Kfz. So ist es besonders auffällig, dass ausnahmslos alle getöteten Radfahrer keinen Helm trugen. Auch bei den schwerverletzten Radfahrern ist festzustellen, dass 204 (59,8 Prozent) der Radler keinen Helm trugen, bei den Leichtverletzten waren es 1.013 (66,9 Prozent).

Verkehrsunfälle mit einspurigen Elektrofahrzeugen (Pedelec/S-Pedelec)

Der Anteil der Unfälle mit Pedelecs und S-Pedelecs (das sind schlicht ausgedrückt einspurige Fahrzeuge mit Elektroantrieben und Geschwindigkeiten von über 25 km/h und/oder ohne die Notwendigkeit des Tretens) ist im Verhältnis zur Gesamtzahl der Radunfälle verhältnismäßig gering. Gleichwohl zeigt sich jedoch in den letzten Jahren eine deutlich ansteigende Tendenz. So wurden im Jahr 2018 insgesamt 173 Unfälle (+24,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) mit Pedelecs und S-Pedelecs aufgenommen. Hierbei wurden insgesamt 179 Pedelecfahrer verletzt und einer getötet.

Schwerverkehr

Im Jahr 2018 ereigneten sich 2.635 (2.436) Verkehrsunfälle, bei denen Schwerverkehrsfahrzeuge beteiligt waren. Bei 1.804 (1.741) Unfällen, also bei 68,5 Prozent aller Unfälle mit Schwerverkehrsbeteiligung, war der Schwerverkehr selbst der Unfallverursacher. 8 (6) Menschen wurden bei diesen Unfällen getötet und 486 (553) wurden verletzt.

Polizeiliche Begleitung von Großraum- und Schwertransporten

Die Entlastung der Polizei von Aufgaben der Großraum- und Schwertransportbegleitung zeigt nach und nach Wirkung. Trotz weiter rückläufiger Gesamtanzahl der Schwertransportanmeldungen im Jahr 2018 bewegt sich die Zahl der polizeilichen Großraum- und Schwertransportbegleitung aber weiterhin noch auf einem hohen Niveau.

Beim Polizeipräsidium Oberbayern Nord gingen 2.107 (Vorjahr: 2.230) Anmeldungen von Firmen im Rahmen der 48-stündigen Voranmeldeverpflichtung ein. Jedoch konnte die Einsatzbelastung im Zusammenhang mit der Transportbegleitung ein gutes Stück minimiert werden, da bei 350 Transportanmeldungen das Verwaltungshelfermodell angewendet werden konnte. In Bayern werden bisher die Modelle „Verwaltungshelfer der Straßenverkehrsbehörde (VwHS)“ und „Verwaltungshelfer der Polizei (VwHP)“ praktiziert. Aufgrund dessen werden polizeiliche Transportbegleitungen im Zuge der Bundesstraßen (z.B. B 300 und B 471) entweder gänzlich hinfällig oder der polizeiliche Kräfteansatz kann aufgrund der Unterstützung von privaten Begleitfahrzeugen der Stufe 4 minimiert werden. Eine weitere Entlastung erfahren die Dienststellen durch die Anhebung der polizeilichen Einsatzgrenzen bei der Begleitung von Großraum- und Schwertransporten auf der Autobahn. Der bisher durchgeführte Pilotversuch auf der Autobahn A 9 wurde im Januar 2019 um eine zusätzliche Pilotstrecke erweitert. Demnach wurde die Einsatzgrenze auf der Autobahn A 8 zwischen AD München/Eschenried und der Landesgrenze Bayern/Baden-Württemberg für beide Richtungen auf 6,50 m, bezogen auf die Breite des Schwertransportes, angehoben.

Bundesautobahnen

Im Jahr 2018 wurden insgesamt 7.271 (6.925) Verkehrsunfälle auf den Bundesautobahnen im Bereich des PP Oberbayern Nord registriert. Dies entspricht einem Anstieg um fünf Prozent. Dabei verloren neun Menschen ihr Leben, einer mehr als im Vorjahr. 141 (101) Personen wurden schwer verletzt, 1.431 (1.477) leicht verletzt. Die Beamten der Verkehrspolizeiinspektionen/Autobahnpolizeistation betreuen im hiesigen Bereich die Autobahnen A8, A9, A92, A93, A94, A96 und die A99.

Diese Unfallstatistik umfasst auch Verkehrsunfälle im Übertragungsbereich der BAB im Bereich des Polizeipräsidiums München.

Landstraßen außerorts

Im Jahr 2018 wurden insgesamt 14.959 (15.115) Verkehrsunfälle auf Landstraßen außerorts registriert. Dies entspricht einem Rückgang um ein Prozent. Dabei verloren 52 Menschen ihr Leben, 11 mehr als im Vorjahr. 3.080 (3.152) Personen wurden verletzt.

Die Geschwindigkeitsüberwachung mit Schwerpunkt auf der Landstraße wurde aufgrund ihrer hohen Bedeutung in die Zielvereinbarung des PP Oberbayern-Nord für das Jahr 2019 aufgenommen.

Wildunfälle

Die Anzahl der Wildunfälle bildet mit rund 21 Prozent einen erheblichen Anteil am gesamten Unfallgeschehen im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord. Bei den Wildunfällen gab es im Präsidialbereich einen leichten Rückgang um knapp ein Prozent von 10.247 auf 10.160.

43 (55) dieser Unfälle waren Unfälle mit Personenschaden, dabei wurden keine (null) Person getötet und 44 (60) Personen verletzt, schwere Verletzungen erlitten zehn (14) Personen. Zwölf (zwölf) dieser Unfälle waren schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden und bei 99,5 Prozent (10.105) aller Wildunfälle handelte es sich um Kleinunfälle.

Wildunfälle ereignen sich im gesamten Jahresverlauf, wobei der späte Frühling bzw. Frühsommer und der Herbst im natürlichen Jahreskreislauf einen Schwerpunkt bilden.

Zudem verteilen sich Wildunfälle gleichmäßig auf alle Wochentage, wobei am Wochenende mangels Berufsverkehr etwa 16 Prozent weniger Unfälle aufgenommen werden. Vom Tagesverlauf gesehen konzentriert sich das Unfallgeschehen auf die Morgenstunden von 5 bis 7 Uhr und die Zeit von 21 Uhr bis Mitternacht.

Die größte prozentuale Steigerungen verzeichnen der Landkreis Landsberg mit 6,7 Prozent und der Landkreis Erding mit 4,6 Prozent, den größten Rückgang die Landkreise Starnberg und Pfaffenhofen mit je 6,4 Prozent.

Etwa 77,9 Prozent der Wildunfälle werden durch Rehwild verursacht, den prozentual größten Rückgang gab es mit 28,6 Prozent bei den Wildunfällen mit Schwarzwild.

Falschfahrerstatistik

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord wurden im vergangenen Jahr 52 Falschfahrer auf Bundesautobahnen gemeldet. Zehn der Falschfahrer konnten ermittelt werden. Sieben waren männlich, drei weiblich. Fünf der ermittelten Falschfahrer waren über 70 Jahre alt. Ein ermittelter Falschfahrer hatte einen Blutalkoholwert von 0,3 Promille. Durch die Falschfahrer wurden keine Verkehrsunfälle verursacht. Die häufigsten Ausgangspunkte für Falschfahrten sind mit 60 Prozent die Autobahnanschlussstellen, es folgen Autobahndreiecke und Autobahnkreuze mit 17 Prozent und freie Streckenbereiche mit 15 Prozent.

Diese Unfallstatistik umfasst auch Verkehrsunfälle im Übertragungsbereich der BAB im Bereich des Polizeipräsidiums München.

Unfallursachen

Hauptunfallursache Nummer 1 bei den registrierten Verkehrsunfällen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord bleibt nach wie vor Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und beim Ein- und Anfahren (19,3 Prozent), gefolgt vom ungenügenden Sicherheitsabstand (14,1 Prozent). Als dritthäufigste Unfallursache wurde die Nichtbeachtung der Vorfahrt bzw. des Vorranges (12,8 Prozent) festgestellt.

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