Wegen Corona zurück aus Iran?
Freiwillig in Deutschland in den Knast

07.05.2020 | Stand 04.08.2023, 12:59 Uhr
−Foto: n/a

Bundespolizisten nahmen 55-Jährigen Deusch-Iraner am Airport fest.

Flughafen. Lieber in Deutschland in den Knast als Corona im Iran? Derzeit melden sich sogar gesuchte Straftäter freiwillig zum Haftantritt: Ein Deutsch-Iraner zog zumindest offenbar einen Gefängnisaufenthalt in Deutschland der Freiheit in seinem Geburtsland vor.

Die Nürnberger Justiz suchte seit Dezember 2017 wegen sexuellen Missbrauchs nach einem 55-Jährigen. Bundespolizisten nahmen den Mann den Gesuchten nun am Mittwochnachmittag, 6. Mai, bei seiner Ankunft mit dem einzigen Auslandsflug des Tages aus Doha fest. Offenbar war er in der Absicht, sich seiner Haftstrafe zu stellen, nach Deutschland zurückgekehrt.

Der gebürtige Iraner, mittlerweile deutscher Staatsbürger und wohnhaft in Nürnberg, war Bundespolizisten im Erdinger Moos bei seiner Ankunft aus Doha, scheinbar zumindest freiwillig ins Netz gegangen. Bei seiner Überprüfung entdeckten die Beamten einen Haftbefehl. Die Behörden in Mittelfranken werfen dem 55-Jährigen sexuellen Missbrauch unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses in drei Fällen vor. Daher hatte ein Richter den Angeklagten zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Nachdem der Verurteilte offensichtlich eine Reise in sein Geburtsland dem Haftantritt in Bayern vorgezogen hatte, schrieb ihn die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Ende 2017 europaweit zur Fahndung aus.

Scheinbar hat die Bundespolizei diesen Fahndungserfolg vor allem dem Mann selbst zu verdanken. Er erzählte nämlich, er sei aus der Hauptstadt seines Geburtslandes über Doha nach Deutschland geflogen, um sich seiner Verantwortung zu stellen. Ob die Corona-Pandemie seine Entscheidung beeinflusst hat, ließ der 55-Jährige offen. Der Festgenommene sitzt nun seine Haftstrafe in der Landshuter Justizvollzugsanstalt ab. − we –

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