Betrügereien
„Falsche Polizeibeamte“ lösen den Enkeltrick ab

29.12.2017 | Stand 03.08.2023, 9:33 Uhr
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Am Freitag, 29. Dezember, informierten der Münchner Polizeivizepräsident Werner Feiler und Erster Kriminalhauptkommissar Uwe Dörnhöfer, Leiter der AG „Phänomene“, gemeinsam mit Oberstaatsanwältin Anne Leiding, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft München I, im Rahmen einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage bei den Betrugstaten „Falsche Polizeibeamte“.

MÜNCHEN Nachdem das Phänomen des Enkeltricks von 2015 bis Anfang des Jahres 2017 um 90 Prozent zurückging, musste das Polizeipräsidium München einen Anstieg im Deliktsbereich der „Falschen Polizeibeamten“ feststellen. Im Vergleich zu 2016 gab es 2017 acht Mal so viele Taten und die Fallzahlen stiegen auf etwa 3000 an.

Im ersten Quartal des Jahres 2017 ereigneten sich 440 Delikte mit einem materiellen Schaden von 1,2 Millionen Euro. Aus diesem Grund wurde beim Polizeipräsidium München eine intensive Präventionskampagne gestartet. Erste Erfolge zeigten sich von Mai bis Mitte Juli, als fünf Festnahmen erfolgten, auch aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung sowie von Bankangestellten. Im Sommer nahm die Zahl der Anzeigen auf bis zu 100 Stück pro Tag enorm zu. Bis September wurden 1300 Anzeigen aufgenommen, darunter elf vollendete Taten mit einem Schaden von mehr als 1,6 Millionen Euro. Im gesamten Jahr 2017 kam es bisher zu 39 Tatvollendungen mit einem Schaden von über vier Millionen Euro und etwa 3000 Anzeigen. Es wurden insgesamt 26 Täter festgenommen, darunter befanden sich Deutsche, aber auch kosovarische, türkische, irakische, iranische und kasachische Staatsangehörige. Besonders hob Feiler hervor, dass durch die intensive Ermittlungsarbeit immer wieder Fälle bekannt wurden, bei welchen es gelang, die Opfer rechtzeitig zu kontaktieren und so einen immensen Schaden zu verhindern. Insgesamt konnten 250 Taten im gesamten Bundesgebiet verhindert werden.

Die präventive Information von älteren Mitbürgern, die häufig Opfer von derartigen Straftaten werden, ist bei der Bekämpfung dieser Phänomene von entscheidender Bedeutung.

Folgende Verhaltensregeln sollten dabei eingehalten werden: Ein gesundes Misstrauen am Telefon ist niemals schädlich, vor allem wenn am Display als Telefonnummer des Anrufers die Notrufnummer 110 angezeigt wird. Die 110 ist der schnellste und direkte Draht zur Einsatzzentrale. Allerdings tätigt die Polizei selbst mit der 110 keine Anrufe, auch nicht mit der Vorwahl 089/110. Betroffene sollen am Telefon niemals Auskunft über familiäre und finanzielle Verhältnisse geben und bei Zweifel, ob der Anrufer ein echter Polizist ist, nicht zögern, die Notrufnummer 110 selbst zu wählen und den Sachverhalt zu melden.

Dörnhöfer stellte einen Fall vom 19. Oktober 2017 vor, bei dem die AG „Phänomene“ zwei sogenannte „Abholer“ festgenommen hat. Durch kriminaltaktische Ermittlungen wurde bekannt, dass die Täter im Raum München Geld bei einer unbekannten Geschädigten abholen wollten. Bei den intensiven Fahndungsmaßnahmen konnte das Fahrzeug der Tatverdächtigen identifiziert und lokalisiert werden. Bei einer anschließenden Kontrolle des Pkw wurde ein Geldbetrag in Höhe von mehreren Zehntausend Euro aufgefunden und die beiden Beschuldigten, ein 27-jähriger Türke und ein 25-jähriger Deutscher, beide mit Wohnsitz in Esslingen, vor Ort festgenommen. Der Geldbetrag konnte im Anschluss einer 89-jährigen Münchnerin zugeordnet werden, die sich am selben Tag am Notruf meldete und angab, Opfer eines Betrugs durch „falsche Polizeibeamte“ geworden zu sein. Gegen die Tatverdächtigen wurden Haftbefehle erlassen.

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