Paranoider Rumäne muss in Psychiatrie
Versuchter Totschlag: Täter hatte Angst vor der ungarischen Mafia

20.09.2019 | Stand 31.07.2023, 3:07 Uhr
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„Wie ein wahrgewordener Ausschnitt aus einem Horrorfilm“ – treffender hätte Staatsanwalt Achim Kinsky die Tat nicht beschreiben können. Ein Einbrecher versteckt sich neben dem Bett, die Bewohnerin betritt nichts ahnend ihr Schlafzimmer, er fällt wortlos über sie her und sticht mit einer spitzen Friseurschere auf sie ein. Dann greift er ihre Freundin an. Für zwei Frauen aus dem Landkreis Dingolfing-Landau wurde dieses Horror-Szenario am Abend des 25. Januar zur Realität. Doch der 25-jährige Täter leidet an paranoider Schizophrenie. Im gestrigen Sicherungsverfahren ordnete die als Schwurgericht tagende 1. Strafkammer des Landgerichts Landshut seine Unterbringung in einer Psychiatrie an, weil sie in ihm eine Gefahr für die Allgemeinheit sieht.

EICHENDORF „Wie ein wahrgewordener Ausschnitt aus einem Horrorfilm“ – treffender hätte Staatsanwalt Achim Kinsky die Tat nicht beschreiben können. Ein Einbrecher versteckt sich neben dem Bett, die Bewohnerin betritt nichts ahnend ihr Schlafzimmer, er fällt wortlos über sie her und sticht mit einer spitzen Friseurschere auf sie ein. Dann greift er ihre Freundin an. Für zwei Frauen aus dem Landkreis Dingolfing-Landau wurde dieses Horror-Szenario am Abend des 25. Januar zur Realität. Doch der 25-jährige Täter leidet an paranoider Schizophrenie. Im gestrigen Sicherungsverfahren ordnete die als Schwurgericht tagende 1. Strafkammer des Landgerichts Landshut seine Unterbringung in einer Psychiatrie an, weil sie in ihm eine Gefahr für die Allgemeinheit sieht.

Der aus Bukarest stammende Rumäne war unter anderem angeklagt wegen Hausfriedensbruch in Tateinheit mit Diebstahl in Tatmehrheit mit versuchtem Mord, gefährlicher Körperverletzung sowie schwerem Raub.

Doch stehlen wollte er nichts, ebenso wenig die Frauen töten, er wollte sich in der Wohnung ein Handy besorgen, um Hilfe zu holen, wie er der Kammer erklärte: „Ich dachte, die ungarische Mafia verfolgt mich und will mich töten.“ Er sei in Panik gewesen und habe gewollt, dass die Frauen „leise sind“.

Schwester bezeichnete ihn als „psychisch auffällig“

Erst drei Tage vor der Tat kam er in Deutschland an, nachdem seine Schwester den verschollenen Bruder über Facebook wiederfand und ihn zu sich einlud. Mit sechs Jahren verschwand er plötzlich und lebte als Straßenkind in Bukarest. Mehrmals landete er dort in einem psychiatrischen Krankenhaus und man diagnostizierte ihm eine bipolare affektive Störung.

Bereits bei seiner Ankunft soll er laut Aussage der Schwester psychisch auffällig gewesen sein. Als sie ihm vom Tod der Mutter erzählt habe, sei er in Panik geraten. „Ich dachte, meine Schwester ist bei der Mafia und sie will mich vergiften“, so der Rumäne. Er floh aus ihrer Wohnung, ging zu dem Haus der Geschädigten in Eichendorf und gelangte unbemerkt in ihre Erdgeschosswohnung. Wie die Beweisaufnahme ergab, schnappte er sich aus einem Umzugskarton im Flur eine Friseurschere – um sich bei Bedarf gegen die Mafia verteidigen zu können, wie er sagte – und eine Jacke gegen die Kälte, dann versteckte er sich im Schlafzimmer auf dem Boden neben dem Bett.

„Ich habe noch geschrien, da ist jemand, dann ist er schon auf mich los“, berichtete die 29-jährige Bewohnerin das Erlebte. Der Angeklagte stach ihr mindestens zweimal mit der Schere in den Bauch. Dabei zog sie sich eine etwa zwei Zentimeter tiefe und breite Wunde zu. Sie konnte sich ins Bad retten und sperrte sich ein. Er hämmerte gegen die Tür. „Ich habe mich zwischen Tür und Dusche eingespreizt und einfach nur versucht, die Tür zu zuhalten, dann war er weg“, sagte sie aus.

Dann fiel er über ihre Freundin her und stach mehrfach auf ihren Oberkörper und Hals ein. Sie erlitt mehrere Stichwunden am Ober- und Unterarm sowie einmal oberhalb der linken Brust. Währenddessen versuchte er, ihr die Handtasche zu entreißen und rief „Tasche, Tasche“. Die Frau schlug auf ihn ein und konnte sich in den Keller flüchten. Der Bruder der 29-Jährigen saß in der Zwischenzeit im Auto und wartete auf die beiden Mädels, weil sie eigentlich gerade weggehen wollten. „Ich habe einen Mann weglaufen sehen und dann kam mir meine Schwester schon blutend entgegen“, wie er der Kammer erzählte.

Sowohl für die psychiatrische Sachverständige als auch für alle anderen Verfahrensbeteiligten stand dessen Unterbringung in der Psychiatrie außer Zweifel. „Sie müssen, ob sie wollen oder nicht, im psychiatrischen Krankenhaus bleiben. Das dient dem Schutz der Allgemeinheit und ihrer Heilung“, wie der Vorsitzende Richter Markus Kring dem Angeklagten am Ende erklärte.

Dingolfing-Landau