Tag 2 im Brandanschlags-Prozess
„Morddrohungen gab es öfters“

05.07.2019 | Stand 29.07.2023, 8:31 Uhr
−Foto: n/a

Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um den von einem 16- und einem 20-Jährigen verübten Brandanschlag mit Molotowcocktails hat das Marklkofener Brandanschlagsopfer (41) über bedrohliche Besuche und Beleidigungen berichtet.

MARKLKOFEN WhatsApp- und Facebook-Nachrichten mit wüsten Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen – diese habe das mutmaßliche Opfer (41) über sich ergehen lassen müssen, wie er vor Gericht erklärte. Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um den verübten Brandanschlag mit Molotowcocktails, wurden zahlreiche Chatverläufe zwischen den beiden Angeklagten, dem 41-Jährigen und weiteren Familienmitgliedern verlesen.

Wie bereits berichtet, müssen sich Peter S. (20) und Florian R. (16) (Namen v. d. Red. geändert) aus dem Landkreis Dingolfing-Landau derzeit wegen versuchtem Mord vor der Jugendkammer des Landgerichts Landshut verantworten. Laut der von Staatsanwalt Achim Kinsky vertretenen Anklage fassten sie am späten Abend des 12. November 2018 den gemeinsamen Entschluss, mit selbst gebastelten Molotowcocktails das Anwesen des gemeinsamen Bekannten in Marklkofen anzuzünden. Der Grund dafür seien sexistische Nachrichten und Nachstellungen des 41-Jährigen dem 16-jährigen Florian R. gegenüber gewesen. Beide räumten den Sachverhalt der Tat ein, wehrten sich aber gegen den Vorwurf der Tötungsabsicht seitens der Staatsanwaltschaft. „Wir haben beschlossen, es ihm heimzuzahlen“, so die Erklärung von Peter S. und fügte hinzu, dass es „nur ein bisschen brennen sollte, als Abschreckung und als letzte Warnung“. Bei der Tatbegehung sei beiden allerdings bewusst geworden, dass es falsch sei. „Wir konnten es aber nicht mehr rückgängig machen und sind abgehauen“, so die Entschuldigung des erst 16-jährigen Florian R. am ersten Prozesstag.

Doch es gab bereits ein paar Tage vor dem Brandanschlag zwei „Besuche“ zuhause beim 41-Jährigen. Wie Peter S. selbst berichtete, fuhren er, Florian R. und dessen Bruder am 10. November zum Anwesen nach Marklkofen, um ihren Bekannten zur Rede zu stellen wegen der anzüglichen Nachrichten und dass er endlich damit aufhören solle. Dabei habe ihnen dessen 78-jähriger Vater vom Balkon mit dem Messer gedroht, dass sie sich „verpissen“ sollen, „sonst sticht er uns ab“, so der Angeklagte.

„Sie haben mich als Kinderf... beschimpft und ,Heil Hitler‘ gerufen“, so der 41-Jährige. Auch Morddrohungen über Facebook habe er öfters erhalten, ebenso vom Vater des Angeklagten. Auch zuvor, am 6. November, hätten sie ihm bereits einen ersten Besuch abgestattet und ihn bedroht.

Zahlreiche Chatverläufe, die vom Vorsitzenden Richter Theo Ziegler verlesen wurden, bekräftigten die Aussage des 41-Jährigen. Der ermittelnde Kriminalbeamte war der Meinung, dass sich die Situation in den Chats gegenseitig hochgeschaukelt habe, wobei die Attacken eher seitens der Familie des Angeklagten gekommen seien, und sich der 41-jährige eher verteidigt habe. Auch seien polizeiliche Maßnahmen zum Schutz des Anwesens nötig gewesen. Grund dafür seien WhatsApp-Nachrichten wie „Schade, dass die Drecksau nicht tot ist“ und „das wird noch erledigt“ gewesen, die die Jugendlichen an Familie und Bekannte auf deren Flucht nach Ungarn versendet haben. „Es hätte ja sein können, dass sie wieder zurückkommen und nochmals einen Brandanschlag durchführen“, wie der Beamte der Kammer erklärte.

Der Prozess wird am 18. Juli um 9 Uhr fortgesetzt.

Dingolfing-Landau