Bergwacht Grafenau
Auch ohne Ernstfall aktiv

26.01.2018 | Stand 24.07.2023, 16:03 Uhr
−Foto: n/a

Am Freitag, 12. Januar, veranstaltete die Bergwacht Grafenau einen Informationsabend, um Nachwuchs gewinnen zu können. Bereitschaftsleiter Harald Keller begrüßte die interessierten Besucher und anwesenden Kameraden und erklärte den Aufbau und die Zuständigkeiten der Bergwacht Bayern. Sein Stellvertreter Dr. Bodo Stößenreuther demonstrierte an Hand von Bildern eindrucksvoll das teilweise recht unwegsame Einsatzgebiet der Grafenauer, die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge samt Zubehör für Sommer und Winter sowie Schwierigkeiten, die im Einsatzgebiet der Grafenauer Bereitschaft auftreten können.

GRAFENAU Ausbildungsleiter Matthias Stockbauer berichtete anschließend, welche Grundvoraussetzungen zukünftige Bergwachtler mitbringen sollten, wie man ein „fertiger Bergretter“ wird, und worauf man sich anschließend spezialisieren kann. Die „Neuen“ wurden anschließend quasi zum Einstand gleich zum Grillabend eine Woche später und zur anberaumten Winterübung eingeladen.

Am Sonntag, 21. Januar, wurden die Kameraden um 9.55 Uhr durch die Integrierte Leitstelle Passau alarmiert und trafen sich unverzüglich an der Bergrettungswache. Einsatz- und Ausbildungsleiter Matthias Stockbauer teilte den Rettern seine inzwischen erhaltenen Informationen mit:

Ein Mann hatte bei der Leitstelle angerufen und um Hilfe gebeten. Seine Freundin mache jeden Sonntagvormittag einen Spaziergang/Wanderung und jetzt sei sie schon eine Stunde überfällig. Er konnte sie telefonisch zwar erreichen, aber nicht herausfinden, was genau geschehen sei, da nach wenigen Worten die Verbindung abrissen war. Er wusste nur, dass sie gegenüber der Bushaltestelle Bärnstein an der B533 geparkt hatte.

Da eine Handypeilung durch den Einsatzleiter fehlgeschlagen war, teilte der Einsatzleiter die Kameraden Mathias Simmet, Peter Mixa, Siegfried Stockbauer, Christian Mies und Jo Höcker zusammen mit den Anwärtern Manuel Weber-Stockbauer, Maria Wittensöllner, Alexander Ehrenböck sowie den „ganz Neuen“ Christian Joachimstaller und Holger Meininger in drei Suchtrupps und eine Motorschlittenstreife ein, die mit Schneeschuhen ausgerüsteten Bergretter und die Mannschaft auf dem Motorschlitten sollten zunächst die verschiedenen, der jeweiligen Gruppe zugeteilten Wander- und Forstwege am Frauenberg nach der Vermissten absuchen.

Um 11.45 Uhr konnte ein Suchtrupp das Auffinden der am Knie verletzten und leicht unterkühlten Frau am Aussichtsfelsen melden.

Mit dem Motorschlitten wurde das noch zusätzlich erforderliche Material gebracht und die übrigen Retter vom Einsatzleiter zum Auffindepunkt gebeten.

Da es sich um eine Übung handelte, wurde gewartet, bis alle wieder versammelt waren und erst dann mit der „Versorgung“ begonnen.

Anschließend wurde die Patientin mit dem Motorschlitten im neuem Nachläufer zum Parkplatz am Brudersbrunn transportiert, so dass der „Einsatz“ gegen 13.30 Uhr beendet war.

Aufgrund der hervorragenden Schneeverhältnisse beschlossen die Kameraden spontan, im Langlaufzentrum Rosenau noch eine praktische Ausbildung am Motorschlitten anzuhängen. Alexander Ehrnböck, seit Herbst bei den Grafenauer Bergrettern, meinte anschließend: „Es war eine tolle Übung. Ich bin vom gesamten Team toll aufgenommen worden – super Truppe. Die Stimmung war sehr gut und ich konnte bei der Versorgung gut mithelfen, was für mich wichtig war, weil nur durchs Zuschauen lernt man nix!“

Christian Joachimstaller, der seit der Infoveranstaltung Bergwachtler werden will, meinte: „Ich war sehr überrascht, wie toll ich von allen aufgenommen wurde. Fragen wurden beantwortet und alles wurde sehr ausführlich erklärt. Das Szenario kenn ich von der Feuerwehr, aber hier wurde es sehr realitätsnah gestaltet.“

Und Holger Meininger, ebenfalls erst seit einer Woche Anwärter, meinte: „Es war spannend, den Ablauf einer Personensuche mitzuerleben. Interessant war auch, nach dem Auffinden der gesuchten Person zu erfahren, wie man vorgehen muss bei der Bergung und Versorgung des Verletzten und es ist gar nicht so einfach, wie man sich das vorher gedacht hatte, mit einem Motorschlitten samt Nachläufer durch unwegsames Waldgelände zu fahren.“

Übereinstimmend schwärmten alle Neuen vom „Highlight“ des Tages, der praktischen Ausbildung am Motorschlitten und während sich Alex Ehrnböck eine Übung im Gelände einmal im Monat wünscht, ist Youngster Christian Joachimstaller gespannt, was die nächste Einsatzübung bringen wird. Auch Ausbildungsleiter Matthias Stockbauer zeigte sich sehr zufrieden und resümierte: Die Aufgabenstellung entsprach einer schwierigen, durchaus realistischen Situation, die aber von allen von Anfang bis Ende inklusive des medizinischen Teils äußerst diszipliniert und hervorragend gemeistert wurde. Probleme sieht er allerdings bei der Ausrüstung wie z.B. dem Getriebe des Motorschlittens.

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