Politik
Erster CSD − endlich ist auch Straubing bunt!

24.09.2020 | Stand 13.09.2023, 6:52 Uhr
−Foto: n/a

„1.000 Farben – Queer durch Niederbayern“, so lautet das Motto dreier Veranstaltungen, die am Samstag, 26. September, in Straubing, Landshut und Kelheim stattfinden. Der Verein „Queer in Niederbayern“ lädt zum Christopher Street Day (CSD), dem Aktionstag der LGBTIQ-Community. In Straubing geht es um 16.30 Uhr am Ludwigsplatz los.

Straubing. „Wir machen sichtbar: Niederbayern ist bunt! Hier leben über eine Million unterschiedliche Menschen. Egal welchem Geschlecht sie angehören, wen sie lieben oder welche Lebenspläne sie haben, sie alle gehören dazu und verdienen die gleichen Rechte, Chancen und Freiheiten“, schildert Marlene Schönberger, Vorsitzende von „Queer in Niederbayern“. In Straubing ist Matthias Tobler der Versammlungsleiter des ersten CSDs in der Gäubodenstadt. „Der Grund, warum wir erst jetzt CSDs in Niederbayern abhalten, ist, dass sich vorher keine Organisation mit der Thematik in Niederbayern beschäftigt hat. Mit ,Queer in Niederbayern‘ haben wir für die Community eine Anlaufstelle geschaffen.“ Oft begegnen Tobler auch Menschen, die mit dem Begriff „queer“ nicht viel anfangen können. „,Queer‘ wird als Sammelbegriff für Menschen benutzt, die nicht heterosexuell sind oder sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren oder deren Geschlecht nicht in weiblich oder männlich eingeteilt werden kann. Bei Letzterem handelt es sich um das dritte Geschlecht“, erklärt der 20-jährige Student.

Der erste CSD in Straubing erfährt auch prominente Unterstützung: „Sowohl Oberbürgermeister Markus Pannermayr als auch Bürgermeister Dr. Albert Solleder und die stellvertretende Landrätin Rosi Deser haben sich gerne und interessiert für Gespräche gezeigt und sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Alle haben ihre Unterstützung betont, außerdem werden Solleder und Deser beim CSD jeweils eine Rede halten und mit uns demonstrieren“, so Tobler. „Darüber hinaus haben sich einige Stadträte uns beratend zur Seite gestellt und werden an der Kundgebung teilnehmen. Für die Offenheit und die Unterstützung der Mandatsträger möchte ich mich herzlich bedanken!“ Die Veranstaltung wird gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“, im Rahmen der Straubinger Partnerschaften für Demokratie.

In den letzten Jahren hat sich viel Positives getan für die LGBTIQ-Community, „rechtlich hat sich einiges geändert, aber nicht unbedingt gesellschaftlich“, beklagt Tobler. „Dieses Jahr wurde mir schon gesagt, ,Schwule und Lesben sollen privat feiern und mir nicht mit diesem ekligen CSD auf den Sack gehen‘.“ Auch zu Übergriffen ist es schon gekommen: „Die Studie ,Queeres Leben in Bayern 2020‘ hat gezeigt, dass unter den Befragten jeder zweite in den letzten drei Jahren Diskriminierung erfahren hat. In 16 Prozent der Fälle wurde mit Gewalt gedroht oder die Personen wurden tätlich angegriffen. Problematisch ist aber, dass manche Opfer sich weigern, die Straftat anzuzeigen, oder der Fall als einfache Schlägerei statt einer motivierten Straftat abgetan wird.“

Trotz vieler positiver Entwicklungen gibt es immer noch Benachteiligungen – zum Beispiel beim Blutspenden: „Gerade während einer Pandemie muss doch jedem klar werden, dass Blut nicht schwul oder hetero ist und wir auf jeden Spender angewiesen sind“, sagt Tobler. Der CSD soll daher ein „Zeichen gegen Diskriminierung und Hass und für Akzeptanz und Vielfalt “ sein.

Da 2020 alles etwas anders ist als sonst, steht auch der CSD im Zeichen der Corona-Pandemie: „Es wird wegen der aktuellen Auflagen und Anordnungen keine Parade geben. Der CSD wird als ortsfeste Kundgebung am Ludwigsplatz von 16.30 bis 19 Uhr stattfinden. Neben einigen Reden wird uns ,Everbody needs a hobby!‘ musikalisch begleiten. Trotzdem gilt aber bei dieser Demonstration: Maske tragen und Abstand halten!“, so Tobler. Somit steht dem ersten CSD in der Stadt Straubing nichts mehr im Wege!

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