Auch in der Region
Armut beeinflusst das soziale Leben und auch die Gesundheit

03.09.2020 | Stand 13.09.2023, 6:26 Uhr
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Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik beträgt die Armutsrisikoquote in Bayern 11,9 Prozent. Die Quote bezeichnet „den Anteil derjenigen Personen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der bundesweiten Bevölkerung auskommen müssen. Es wird dann auch von relativer Einkommensarmut gesprochen.“

Straubing. In der Region „Donau-Wald“, die die Städte Passau und Straubing sowie die Landkreise Deggendorf, Freyung-Grafenau, Passau, Regen und Straubing-Bogen umfasst, beträgt die Armutsrisikoquote 13,7 Prozent. Der Pressesprecher des Landratsamtes Straubing-Bogen, Tobias Welck, erklärt: „Armut wirkt sich in allen Bereichen des Lebens aus. Neben der materiellen Situation wird auch das soziale Leben ebenso wie die gesundheitliche Situation beeinflusst.“ Im Asylbereich sei der Anteil der Leistungsbezieher am höchsten. Und auch Kinderarmut sei – wie überall – ein Problem. Spezielle Zahlen, dass diese im Landkreis Straubing-Bogen niedriger oder höher als woanders wäre, gebe es aber nicht. Ähnlich sieht es in der Stadt aus, hier liegen ebenfalls keine entsprechenden Zahlen vor, so Johannes Burgmayer, Pressesprecher der Stadt Straubing.

Klar ist: „Wenn das Einkommen einer Familie niedrig ist und an allen Ecken und Enden gespart werden muss, haben die betroffenen Kinder beispielsweise schwerer Zugang zu Freizeitaktivitäten. Dies kann unter vielen anderen Dingen Schwimmbadbesuche, Teilnahme an Ferienfreizeiten und Klassenfahrten, Ausflügen, Urlaubsfahrten oder auch Hobbys wie Musik- und Tanzunterricht oder die Mitgliedschaft bei Sportvereinen betreffen“, so Welck.

Bildung – eigentlich ein „Schlüssel für die Bekämpfung von Armut“ – wird durch die oftmals folgende soziale Ausgrenzung und dem darunter leidendem Selbstbewusstsein erschwert. „Kinder, die von Armut betroffen sind, haben es schwerer, ihr Grund- und Alltagswissen zu erweitern, weil eben der Zugang zu den bereits erwähnten Aktivitäten mangelhaft ist und daher viele Reize, Informationen, sowie die Möglichkeiten, Fähigkeiten und Interessen auszubauen, fehlen“, erklärt Welck. Daher sei mit der Armut, dem mangelnden Zugang zu materiellen Dingen und zu sozialen Aktivitäten, häufig auch ein niedrigerer Bildungsstand verbunden.

Geld spielt in ärmeren Familien eine große Rolle, nicht immer fällt es Betroffenen leicht, Hilfe anzunehmen, oft ist eine gewisse Hemmschwelle vorhanden. Über sogenannte Unterstützungsleistungen versucht der Landkreis, allen Schichten Zugang zum Bildungssystem zu geben. Die Ausgaben im Bereich Bildung und Teilhabe liegen in diesem Jahr bisher bei 104.000 Euro, im Jahr 2019 waren es rund 174.000 Euro. Im Landkreis Straubing-Bogen stelle man außerdem fest, dass mit der Armut tendenziell eine schlechtere Gesundheitsversorgung einhergeht: „Behandlungen, die mit Zuzahlungen verbunden sind, können kaum in Anspruch genommen werden und insgesamt werden nötige Arztbesuche oder Vorsorgetermine weniger wahrgenommen.“

Angefangen bei der Ernährung bis hin zur Erziehung – die Auswirkungen von Armut seien oft längerfristige Auswirkungen auf die gesamte Lebenszeit eines Menschen. „Kindliche Erfahrungen mit Ausgrenzung, Stigmatisierung, Mangel prägen die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein. Diese Erfahrungen haben auch Auswirkungen darauf, wie als Erwachsener später soziale Beziehungen gelebt werden, ob man beispielsweise Mitmenschen eher mit mehr Misstrauen begegnet, ob es leichter oder schwerer fällt, Sozialkontakte zu knüpfen, ob das Selbstbewusstsein mehr oder weniger ausgeprägt ist“, erläutert Welck. Abzuwarten sei, inwiefern sich die Corona-Krise langfristig auswirken wird, kurzfristig lasse sich bisher noch nichts beziffern. Gravierende Veränderungen habe man im Landkreis Straubing-Bogen jedoch noch nicht festgestellt.

Straubing-Bogen