Corona-Pandemie
„Niederbayerische Wirtschaft ist derzeit im Krisenmodus“

12.06.2020 | Stand 13.09.2023, 0:40 Uhr
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„59 Prozent der niederbayerischen Betriebe haben in einer IHK-Umfrage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Umsatzeinbruch in den ersten vier Monaten des Jahres gemeldet“, das ist die Nachricht, die Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer IHK Niederbayern, gerade im Gepäck hat. Alle Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungen, Handel und Tourismus sind seiner Aussage nach von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen und beeinträchtigt.

Straubing. Betroffen sind alle Unternehmen, die die IHK Niederbayern vertritt, besonders hart hat es Hotels, die Gastronomie und das Reisegewerbe getroffen, hier sei die „Lagebeurteilung dramatisch schlecht“, so Schreiner. „Viele – bei weitem nicht alle – Bereiche haben Lockerungen erfahren, aber ähnlich wie im Handel läuft auch hier das Geschäft nur äußerst zäh an.“ Und auch die Industrie ist von der Krise voll erwischt worden. „Blickt man aber etwa auf den Bau oder unterschiedliche Dienstleister, beispielsweise im IT-Bereich, so kommen diese offenbar vergleichsweise gut durch die Krise. Die Fragen, Herausforderungen und Schwierigkeiten der Betriebe sind dabei so individuell wie die Unternehmen selbst. Die Bandbreite der Probleme reicht von massiven Einbrüchen bei Umsatz und Aufträgen über abgerissene Lieferketten bis hin zur Angst vor einer Insolvenz.“ Es bestehe hoher Beratungsbedarf, „viele Betriebe haben Fragen und suchen Rat. Die IHK hatte bisher über die unterschiedlichen Kanäle per Telefon, Chat oder Mail mehr als 12.000 Beratungen nur zur Corona-Krise und ihren Folgen“. Immer wieder gab es zum Beispiel Fragen zur Kurzarbeit: „Kurzarbeit ist ein wichtiger Baustein, um einen Betrieb durch die Krise zu bekommen und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten. Deswegen wurde auch hier von staatlicher Seite nachgebessert. Aber bei der Antragstellung gibt es einiges zu beachten, deshalb sind Kurzarbeit und Kurzarbeitergeld wichtige Themen auch in der Beratung der IHK für die Betriebe. Viele Fragen haben uns dazu erreicht, was zeigt, wie wichtig dieses Instrument für die Wirtschaft in der Corona-Krise ist“, so Schreiner.

Erfreulich sei, dass die Soforthilfe ausgeweitet worden ist, unterschiedliche Kreditprogramme auf Bundes- und Landesebene gebe es nun auch für kleine und mittlere Betriebe, positiv sei auch die 100-prozentige Garantieübernahme durch den Staat. Aber: „Solche Hilfskredite müssen zurückgezahlt werden. Die Liquiditätsprobleme der Betriebe sind nicht verschwunden, selbst wenn die Krise überwunden ist. In Zukunft belasten die Rückzahlungen die Kreditfähigkeit der Unternehmen und erschweren vielleicht sogar dringend notwendige Investitionen, während gleichzeitig die Umsätze nur verhalten steigen.“ Die IHK hofft daher auf „steuerliche Maßnahmen, um den Unternehmen schnell, einfach und nachhaltig zu helfen“. Zudem seien „besondere Hilfen für besonders betroffene Betriebe“ nötig. Schreiner erinnert hier an „Unternehmen aus Bereichen wie Event, Messe, Unterhaltung, Sport, Freizeit, Reise und Tourismus“.

Mit dem schrittweise Hochfahren des öffentlichen Lebens müssen auch Unternehmer einiges an Vorgaben beachten: „Unternehmer sind immer auch kreative Problemlöser. Die Betriebe finden für ihre jeweiligen ganz individuellen Anforderungen und Voraussetzungen Lösungen und nehmen die Verantwortung für den Gesundheitsschutz ihrer Kunden und Mitarbeiter sehr ernst. Dass hier mehr Eigenverantwortung zum Zuge kommt, ist ein sinnvoller Ansatz“, so Schreiner. Die Vorgaben seien „aber natürlich auch ein Hemmnis für das Geschäft, gleichzeitig sind sie mit hohem Aufwand und Kosten verbunden. Das führt beispielsweise im Gastronomiebereich dazu, dass es Betriebe gibt, die zwar wieder offen haben und ihre wenigen Gäste bewirten, dafür aber trotzdem jeden Tag draufzahlen“.

Die mittel- und langfristigen Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft kann Schreiner aktuell noch nicht seriös abschätzen. Da vor allem der starke industrielle Sektor sehr exportorientiert ist, komme es hier darauf an, wie sich die Lage in einzelnen Ländern und auf dem Weltmarkt insgesamt entwickelt.

Und was können Unternehmer und ihre Kunden nun tun, um durch die Corona-Krise zu kommen? „Die Unternehmen selbst haben mit viel Kreativität beispielsweise Online-Produkte entwickelt, Lieferservices aufgestellt oder beispielsweise auch die Produktion auf Schutzausrüstung umgestellt“, berichtet Schreiner. Und: „Allgemein sehen wir viel Solidarität, zwischen den Unternehmen untereinander wie zwischen den Betrieben und ihren Kunden. Diese Solidarität sollte unbedingt aufrechterhalten werden, um gemeinsam den Weg aus der Krise zu gehen.“

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