Historisch einmalige Entscheidung
Corona-Pandemie – DGB-Kundgebung am 1. Mai in Schwandorf findet nicht statt

06.04.2020 | Stand 03.08.2023, 14:43 Uhr
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Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) trifft eine schwere Entscheidung: Alle 17 Kundgebungen am 1. Mai in der Oberpfalz sind abgesagt – darunter auch die Kundgebung in Schwandorf.

Schwandorf. Der 1. Mai ist ein symbolträchtiger Tag: der Tag der Arbeit. Weltweit demonstrieren Menschen aus der Arbeiterklasse an diesem Tag für fairere Arbeitsbedingungen – seit über 160 Jahren. Auch in Cham wird jedes Jahr demonstriert, organisiert vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Doch in diesem Jahr macht der Coronavirus einen Strich durch die Rechnung. „Die Solidarität, die die weltweite Ausbreitung des Corona-Virus uns allen abverlangt, zwingt uns auch zu einer historisch einmaligen Entscheidung. Schweren Herzens müssen wir die 1. Mai Kundgebungen dieses Jahres leider absagen“, so Katja Ertl, Regionssekretärin des DGB in der Oberpfalz. Solidarität heißt in diesem Jahr: Abstand halten! Das gilt auch für die Maikundgebung in Schwandorf.

Der DGB spricht die Folgen der Corona-Pandemie an: Kitas und Schulen, die geschlossen sind, Verwandte und Freunde, die man nicht mehr treffen kann. Aber auch die Sorge um die Existenz – denn viele Menschen können nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz. „Ein Leben im Ausnahmezustand“, so der DGB. Aber auch gute Dinge sieht der DGB in der Krise. Neue Formen der Solidarität, wie Nachbarschaftshilfen und Unterstützungsangebote oder kreative Lösungen, wie virtuelle Museen und neue Lehrmethoden an Schulen.

Die Solidarität der Gesellschaft brauche aber auch diejenigen, die von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie besonders betroffen sind, die um ihre Existenzgrundlage fürchten oder um die ihrer Familien, die von Betriebsschließungen, Kurzarbeit oder Geschäftsaufgabe bedroht sind. „Viele Menschen müssen zuhause arbeiten und sich gleichzeitig um ihre Kinder kümmern. Wir müssen dafür sorgen, dass ihr Arbeitsplatz und ihr Einkommen gesichert bleiben. Wir warnen Arbeitgeber vor jedem Versuch, die Situation zu missbrauchen und Arbeitnehmerrechte einzuschränken! Wir fordern von der Politik, dass sie alle notwendigen Mittel zur Überwindung der Krise mobilisiert“, so Ertl.

„Solidarisch ist man nicht alleine“, das gelte auch mit Blick auf Europa. „Der Virus kennt keine Grenzen. Deshalb müssen die Regierungen der Europäischen Union eng zusammenarbeiten und ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie miteinander abstimmen“, fordert Ertl. Der DGB werde es nicht zulassen, dass der Kampf gegen das Corona-Virus den Nationalisten in die Hände spiele und sich zum Spaltpilz für das geeinte Europa entwickle. „Angst, Wut und Nationalismus sind keine guten Ratgeber. Nur mit Solidarität, mutigem und entschiedenem Handeln und Besonnenheit stehen wir die Krise gemeinsam durch“, so die Gewerkschaftssekretärin.

Der DGB beruft sich dabei auf sein diesjähriges Motto: „Solidarisch ist man nicht alleine“. Und Solidarität sei aktuell vor allem eine Sache – Abstand halten. Im nächsten Jahr will der DGB wieder mit vielen Menschen die Straßen und Plätze in der gesamten Oberpfalz füllen und den 1. Mai feiern: „Das – weltweit – größte Fest der Solidarität. Und wir werden feiern, dass wir die Corona-Krise gemeinsam überwunden haben“, ist sich Ertl sicher.

Schwandorf