Frühjahrssitzung in Schönsee
„Heiter bis wolkig“ – IHK-Gremium Schwandorf diskutiert über Konjunkturentwicklung in der Region

05.04.2019 | Stand 04.08.2023, 13:33 Uhr
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Das IHK-Gremium Schwandorf diskutierte bei seiner Frühjahrssitzung zu Gast bei der Irlbacher Blickpunkt Glas GmbH gemeinsam mit Markus Nitsch, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Schwandorf, und Schönsees Bürgermeisterin Birgit Höcherl über die aktuelle Situation der regionalen Wirtschaft und sich abzeichnende Zukunftstrends.

SCHWANDORF Steigende Materialkosten sowie Löhne, fehlende Fachkräfte und politische Unwägbarkeiten seien derzeit die größten Herausforderungen für die Betriebe vor Ort. Obwohl kleine Wolken am Konjunkturhimmel zu sehen sind, blicken die Unternehmerinnen und Unternehmer weitestgehend positiv auf das aktuelle Geschäftsjahr und erwarten, wenn auch mit leichten Einbußen, eine relativ stabile Konjunkturentwicklung.

Horten für Handel

Walter Geyer, Werkleiter bei der Tremco Illbruck GmbH & Co. KG, ist unter anderem für den britischen Produktionsstandort in Colchester zuständig und beobachtet gespannt die Hängepartie des Brexit. „In Colchester produzieren wir zu 80 Prozent für die englische Insel, die anderen 20 Prozent haben wir inzwischen nach Bodenwöhr verlagert“, berichtete Geyer von den Vorkehrungen, um für einen harten Brexit gewappnet zu sein. „Alternativ stocken deutsche wie auch englische Firmen und Kunden derzeit ihre Lagerbestände auf, um zumindest eine mögliche chaotische Anfangszeit zu überbrücken“, bestätigte auch Stephan Irlbacher, Geschäftsführer der Irlbacher Blickpunkt Glas GmbH. „In der Region sind die Auftragsbücher der Unternehmen insgesamt noch voll“, so der Eindruck von Bernhard Werner, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank im Naabtal eG. Während die Bauindustrie weiter boome, machten sich erste Rückgänge in der Automobilindustrie bemerkbar.

Stellschraube Fachkräfte

Von Fachkräfteengpässen unter anderem im Dienstleistungsbereich wusste Hubert Döpfer, Gremiumsvorsitzender und Geschäftsführer der Döpfer Schulen GmbH, zu berichten: „Die Löhne der Unternehmen und insbesondere einzelner Berufszweige steigen, um im Pool der vielen Beschäftigungsalternativen für potenzielle Mitarbeiter attraktiv zu bleiben.“ Umso wichtiger sei es, bestehende Mitarbeiter zu halten und weiterzubilden. „Die Qualifizierung der eigenen Fachkräfte ist eine Stellschraube, an der die Firmen insbesondere im Hinblick auf den digitalen und strukturellen Wandel drehen können“, stimmte Nitsch zu. Aktuell gebe es viele Fördermittel, die genutzt werden wollen. Beratung und finanzielle Förderung biete die Agentur für Arbeit für verschiedene Anschlussqualifizierungen – unabhängig von Alter und Ausbildung des Mitarbeiters sowie der Unternehmensgröße. Bei der Akquise von Fachkräften aus dem Ausland bekämen die Betriebe ebenso Unterstützung.

Das Konzept Fachkräfte aus dem Ausland funktioniert bei Irlbacher auch wegen der räumlichen Nähe zum tschechischen Arbeitsmarkt seit vielen Jahren gut. Inzwischen kommen 20 Prozent der Belegschaft aus dem Nachbarland. Höcherl ist sich neben dem wirtschaftlichen auch des gesellschaftlichen Beitrags der Unternehmen für ihre Stadt bewusst: „Städtebauliche Maßnahmen und Events sind wichtig, um Lebensqualität vor Ort zu schaffen. Doch damit sich Menschen für eine Region als Wohnort entscheiden, braucht es vor allem einen sicheren Arbeitsplatz.“

Elektronik auf Glas

Im Vorfeld der Sitzung besichtigten die Gremiumsmitglieder das 1935 gegründete international tätige Unternehmen der Familie Irlbacher. Die Irlbacher Blickpunkt Glas GmbH verarbeitet Spezialgläser unter anderem für Bedienfelder von Haushaltsgeräten, Gebäudetechnik, Kaminöfen und Leuchtmittel. Das Unternehmen mit inzwischen 645 Mitarbeitern hat sich als Spezialanbieter für Elektronik auf Glas etabliert. Als Geschäftsführerduo beweisen die Brüder Günther und Stephan Irlbacher in vierter Generation die Innovationsstärke im ländlichen Raum. Gemeinsam mit einem Unternehmenskunden entwickelten sie beispielsweise das weltweit erste Blinden-Tablet. Durch Eingaben verschiedener Kombinationen über gefräste Mulden in der Glasoberfläche kann der Benutzer Nachrichten schreiben. Eine mechanische Leiste im unteren Bereich des Tablets ermöglicht durch variable Erhöhungen das Lesen von Texten in Blindenschrift. Nur einer von jährlich 11.500 kundenspezifischen Wünschen. Um diese zu erfüllen, entwickelt das Unternehmen nicht nur das Produkt, sondern auch die Maschinen, um es herzustellen.

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