Regierungspräsident Axel Bartelt
„Es zählt die Hoffnung auf das Kommende“

25.12.2020 | Stand 24.07.2023, 22:24 Uhr
−Foto: n/a

Regierungspräsident Axel Bartelt übermittelt seine Weihnachts- und Neujahrsgrüße.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Oberpfälzerinnen, liebe Oberpfälzer,

nein – es wird an dieser Stelle nicht DARUM gehen. Es wird in dieser Weihnachtsbotschaft nicht um das gehen, was seit fast einem Jahr unseren Alltag, unser Denken, unser Fühlen und unser Handeln bestimmt – beruflich wie privat. Das gefühlt einzige Thema dieses so oft als „besonders“ bezeichneten Jahres. Das Thema, das wir alle nicht mehr hören können.

Nein – zum Jahresausklang, im von Besinnlichkeit und Einkehr bestimmten Advent, in dieser tatsächlich besonderen Zeit, da will ich Sie mit diesen Zeilen einladen, gemeinsam den Blick auf etwas Anderes zu richten. Auf das, was unter den ganzen – zweifelsohne oft berechtigten – Sorgen, den Ängsten, dem Gefühl der Ausweglosigkeit, der Unklarheit, der Ungewissheit, in den vergangenen Monaten aus unserem Fokus geraten ist: Zuversicht!Die Zuversicht darauf, dass wir im kommenden Jahr – auch wenn es derzeit noch nicht danach aussehen mag – nach und nach die Befürchtungen und Beschränkungen, die wir heuer erleben mussten, gemeinsam überwinden werden und wieder das Leben und nicht die Angst im Mittelpunkt steht.

Dieses Jahr war nicht einfach nur ein besonderes. Es war – lassen Sie uns ehrlich sein – schwierig. Sehr schwierig. Vielleicht das schwierigste seit vielen Jahrzehnten. Es war schlimm. Für jeden Einzelnen. Für den einen sehr, für den anderen etwas weniger. Für viele finanziell. Für noch mehr von uns emotional, mit zum Teil fürchterlichen und nur schwer ertragbaren Schicksalsschlägen. Es hat uns unmissverständlich unsere Verwundbarkeit gezeigt – auch im 21. Jahrhundert. Auf die wenigen Hochs, wie einen beispielsweise in Teilen „normalen“ Sommer, folgten zuverlässig die angekündigten und befürchteten Tiefs: erneute Einschränkungen, erneute Entbehrungen, erneute Ungewissheit.

Und doch haben wir in der zurückliegenden Zeit der Herausforderung, in der Zeit, in der alle Selbstverständlichkeiten zerfallen und uns durch die Finger geronnen sind, viel erfahren und gelernt, was uns bestärken sollte und was mich als Regierungspräsident unseres schönen Regierungsbezirks, nachhaltig beeindruckt, dankbar macht und, ja, zuversichtlich stimmt.

Viele Menschen in der Oberpfalz haben insbesondere im Frühjahr dieses Jahres eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was Solidarität bedeutet. Sie haben gezeigt, was es heißt, füreinander da zu sein. Jeder auf seine Weise. Jeder nach seiner Möglichkeit. Wer die Augen offen hält, findet auch jetzt noch, nach vielen Monaten der Einschränkungen, beeindruckende Beispiele für diesen bisher beispiellosen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Auch bei vielen Jüngeren, was mich besonders gefreut hat. Das beginnt mit dem einfachen Tragen einer Maske, das für uns mittlerweile fest, fast selbstverständlich zum Alltag gehört und uns wohl noch geraume Zeit begleiten wird. Es entstand eine Vielzahl, bis heute aktiver, regionaler Initiativen, die den Blick für das geschärft haben, was in unserer als grenzenlos erlebten Welt, in den Hintergrund geraten ist, zum Beispiel: Kauft regional, macht Urlaub in unserer wunderschönen Heimat, unterstützt euch vor Ort und gegenseitig. Dazu zählen insbesondere auch die zahlreichen Nachbarschaftshilfen, der Einkaufsservice unter Nachbarn; übrigens weit mehr als eine nette Geste: Das war und ist eine unersetzbare, überlebensnotwendige Unterstützung, insbesondere für unsere älteren und kranken Mitmenschen.

Wir durften dieses Jahr eine bislang nicht gekannte Welle der Gemeinsamkeit erfahren. Wir haben uns einander wieder zugewandt. Wir haben uns wieder zugehört. Wir haben wieder mehr Zeit füreinander, aber auch für uns selbst gehabt. Wir haben wieder mehr Zeit gehabt für das, was wirklich wichtig ist. Das sollten wir uns beibehalten. Als Regierungspräsident bestärkt mich das in einem neu gewonnenen Vertrauen in ein starkes „Wir“, das wir uns von einigen wenigen nicht kaputtmachen lassen sollten: Wir, die aufeinander Acht geben. Wir, die niemanden zurücklassen. Wir, die wir auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten. Die Situation, so schlimm wir sie jetzt auch empfinden, sie lähmt uns nicht. Sie sollte uns motivieren und uns Kraft geben.

Einer Welt, der Hoffnung und Zuversicht fehlen, fehlt auch die Zukunft. Also, lassen wir jetzt zur Weihnachtszeit den Berg an Sorgen, Ängste und Nöte hinter uns und blicken wir gemeinsam hoffnungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft. Wir sind es, die an ihr arbeiten und sie gestalten können. So wie es uns die Botschaft des Weihnachtsfests, das Grundgerüst des christlichen Glaubens, seit über 2000 Jahren lehrt: Fürchten wir uns nicht. Es liegt an uns. Heuer mehr als je zuvor. Wenn wir alle weiterhin zusammenstehen, gemeinsam unser Bestes geben – was derzeit bedeutet, aus Achtsamkeit und Rücksicht räumlich voneinander Abstand zu nehmen – dann werden wir rascher zurückkehren in unseren heute mehr denn je geschätzten Alltag, dann werden wir schneller zurückfinden in ein wieder normales Leben, auch wenn es anders sein wird, als das, das wir bisher kannten und als selbstverständlich angesehen haben.

Lassen Sie uns die Herausforderung annehmen, in der festen Überzeugung, dass es im nächsten Jahr wieder gut wird.

Diese Festtage, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sind reich an Entbehrungen – insbesondere, weil sie heuer nicht im großen Kreis der Familie und Freunde begangen werden können. Dieses Weihnachten ist aber auch reich an neuen Erkenntnissen. Zum Beispiel, dass es nicht die Geschenke sind, die uns etwas geben. Es sind unsere Familien und Freunde, die uns Halt geben und Trost spenden, auch wenn wir uns in diesem Jahr nicht so nah sein können, uns nicht in den Arm nehmen können, so wie wir uns das sehnlich wünschen. Und es ist die gemeinsame Hoffnung – auf ein besseres, näheres und unbeschwertes „morgen“.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes, friedvolles, ganz besonderes Weihnachtsfest und einen zuversichtlichen Start in das Jahr 2021. Bleiben Sie gesund.

Regensburg