Richtig reagieren
Tödliche Geisterfahrten – Regensburger ACE-Kreisclub fordert Präventionsmaßnahmen

18.11.2020 | Stand 21.07.2023, 1:26 Uhr
−Foto: n/a

Am späten Dienstagabend, 17. November, ereignete sich um 21.39 Uhr auf der Autobahn A99 bei Hohenbrunn südöstlich der bayerischen Landeshauptstadt München ein tragischer Verkehrsunfall. Ein VW Sharan stieß als Geisterfahrer frontal mit einem Audi A4 zusammen. Dabei saßen in beiden Fahrzeugen jeweils zwei Insassen, die aufgrund ihrer schweren Verletzungen trotz Reanimationsversuchen noch an der Unfallstelle verstarben.

Regensburg. „Den Familien und Angehörigen der Verunglückten gelten unsere Gedanken und wir wünschen ihnen in der kommenden schweren Zeit viel Kraft“, betont Stephan Neu vom ACE-Kreisclub Regensburg. Jährlich werden auf Deutschlands Autobahnen schätzungsweise 2000 Falschfahrten gemeldet. Autobahn-Zufahrten, Autobahnkreuze und Rastplätze sind Schlüsselstellen, potenziell in falscher Richtung auf die Autobahn zu gelangen. „Auch die beiden durch Regensburg verlaufenden Autobahnen A3 und A93 bergen dadurch ein gewisses Risiko für Geisterfahrten“, so Neu weiter. Statistisch gesehen ist ein Geisterfahrer-Unfall zwar selten, aber die damit verbundenen Gefahren sind lebensbedrohlich, die Unfallfolgen oft verheerend. Deshalb ist es wichtig, im Ernstfall richtig zu reagieren, um schwere Verkehrsunfälle zu verhindern. Der Regensburger ACE-Kreisclub gibt Hinweise, wie die Unfallgefahr mit einem Falschfahrer verringert werden kann und was zu tun ist, wenn man selbst zum Geisterfahrer wird.

Sobald Kenntnis über einen Geisterfahrer in der Nähe des befahrenen Streckenabschnitts besteht, rät der ACE, Folgendes zu beachten:

1.Radio und Verkehrsfunk einschalten

2.Ruhe bewahren und Geschwindigkeit kontrolliert verringer

3.Warnblinkanlage einschalten

4.Nutzung des äußersten rechten Seitenstreifens. Gegebenenfalls vorsichtig auf die rechte Fahrspur wechsel

5.Keinesfalls überholen

6.Abstand zum Vorausfahrenden halten

7.Abfahren am nächsten Park- beziehungsweise Rastplatz oder an der nächstgelegenen Ausfahrt

8.Seitenstreifen zum Ausweichen im Notfall im Auge behalten

Falls es passieren sollte, dass man selbst versehentlich falsch auf die Autobahn auffährt, rät der ACE:

1.Warnblinkanlage und Licht einschalten, um besser gesehen zu werden.

2.Tempo reduzieren

3.Wenn möglich auf den Standstreifen wechseln, anhalten, aussteigen, Warnweste anlegen und den Notruf wählen

4.Hinter der Leitplanke Schutz suchen und auf das Eintreffen von Polizei, Feuerwehr oder Rettungskräften warten

5.Keinesfalls versuchen, das Fahrzeug zu wenden oder im Rückwärtsgang die Autobahn zu verlassen

Stephan Neu rät zur sofortigen Kontaktierung der Polizei, wenn man selbst einen Geisterfahrer sieht. Keinesfalls sollte auf eigene Faust versucht werden, einen Geisterfahrer zu stoppen. „Zur Verhinderung von Falschfahrten und zum Schutz vor schweren Unfällen plädieren wir vom ACE für die umgehende Einführung geeigneter Schutzmaßnahmen“, so der der Regensburger Kreisvorsitzende. Dazu gehören:

1. Beschilderung, Fahrbahnmarkierungen und Warntafeln: Einerseits bedarf es deutlich sichtbarer Warnschilder, die auf das falsche Befahren hinweisen. Des Weiteren unerlässlich sind eindeutige, auch bei schlechten Sichtbedingungen gut sichtbare Beschilderungen und Fahrbahnmarkierungen der Auf- und Abfahrten.

2. Warnsysteme bei Auf- und Abfahrten: Dies kann durch Sensoren im Fahrbahnbelag sowie am Rand der Fahrbahn geschehen, die bei Auffahrt entgegen der Fahrtrichtung aktiviert werden und Falschfahrer durch Signale warnen.

3. Früherkennungen: Analyse von Gefahrenpunkten und Streckenabschnitten, die statistisch eine erhöhte Auffälligkeit von Geisterfahrten aufweisen und der priorisierte Umbau der Problemstellen. Auch Spurführungen sind auf Eindeutigkeit und Verständlichkeit zu überprüfen. Gegebenenfalls sind bauliche Veränderungen durchzuführen.

4. Ausbau der Verkehrsmanagementsysteme: Vernetzte Verkehrsinformationsdisplays bieten neben der intelligenten Verkehrsbeeinflussung auch die Möglichkeit, effektiv vor Falschfahrern zu warnen, den Verkehr dann kontrolliert zu verlangsamen und auf die ganz rechte Spur zu leiten. Notrufsäulen auf dem betroffenen Streckabschnitt sollten blinken, Warnungen auf Einfahrttafeln in Tunnel werden aktiviert, gegebenenfalls wird die Auffahrt auf den betreffenden Streckenabschnitt vorübergehend gesperrt.

5. Flächendeckender 5G-Ausbau: Potential für mehr Verkehrssicherheit verspricht zudem die verstärkte Nutzung der Möglichkeiten, die das intelligente Management von Verkehrsflüssen und die Vernetzung zwischen Verkehrsteilnehmern bietet. Dazu muss der zügige, flächendeckende Ausbau der 5G-Infrastruktur obligatorisch sein.

Abschließend stellt Stephan Neu klar: „Begegnungen mit Geisterfahrern sind immer lebensgefährlich. Für alle Verkehrsteilnehmenden, die in solche Situationen kommen. Deshalb kann es bei der Prävention von Falschfahrten auch keine Kompromisse geben. Die überwiegende Mehrheit der Autofahrerinnen und Autofahrer fährt vorsichtig, situationsangepasst, vorausschauend und rücksichtsvoll gegenüber anderen im Straßenverkehr. Dennoch sind sie möglichen Geisterfahrer ausgesetzt und diese Begegnungen gehen leider oft tödlich aus, wie sich am tragischen Unfall auf der A99 bei München gestern Abend wieder zeigte. Aus diesem Grund müssen wir alle Verkehrsteilnehmenden schützen und für dieses Szenario sensibilisieren.“

Regensburg