Die Kreuzhofkapelle
Ein Ort der bayerisch-österreichischen Freundschaft

15.09.2020 | Stand 20.07.2023, 23:15 Uhr
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Die Kreuzhofkapelle in Regensburg ist ein verstecktes Kleinod. Doch die historische Bedeutung und Geschichte ist besonders für das Land Österreich von besonderem Interesse. Nun besuchte der Zweite Präsident des Salzburger Landtags die Kapelle an der Stadtgrenze.

Regensburg. Es ist historischer Grund, den der Zweite Präsident des Salzburger Landtags, Dr. Sebastian Huber, in Regensburg betritt. Die Kreuzhofkapelle in Regensburg, direkt an der Landkreisgrenze zu Barbing, gilt landläufig als der Gründungsort des Herzogtums Österreich. Von dieser Geschichte hat auch der Regensburger Landtagsabgeordnete Tobias Gotthardt, der den Europaausschuss des Bayerischen Landtags leitet, den Salzburger Kollegen bei einem Dienstgespräch berichtet. Die ausgesprochene Einladung nahm Dr. Huber umgehend an: „Für mich als Österreicher ist das ein spannender Ort.“

Die Regensburger Kreuzhofkapelle liegt versteckt am Regensburger Ostrand. „Die Kreuzhofkapelle ist vielen Bürgern in der Region kein Begriff, dabei ist sie ein ganz besonderer Ort“, sagte Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, als frühere Archäologin selbst bestens mit der örtlichen Historie vertraut, bei der Begrüßung. „Ich finde es überaus erfreulich, dass solche historischen Momente beleuchtet werden und Interesse finden. Die Kreuzhofkapelle spielt ja eine besondere Rolle in der Geschichte Österreichs. Österreich hat als selbstständiges Herzogtum hier an der Landkreisgrenze begonnen, als es den Streit zwischen zwei Herzogsgeschlechtern gab, die beide das Herzogtum Bayern beansprucht haben.“ Die Region könne stolz sein, ein solch bedeutsames und zugleich eindrucksvolles Bauwerk bieten zu können.

Für Landrätin Tanja Schweiger ist der Austausch mit den Gästen aus dem Salzburger Landtag „ein besonderer Termin zur Völkerverständigung, der gleichzeitig zeigt, wie viele kulturelle und historische Highlights wir vor Ort bieten.“ Sie freue sich, dass sich so ein Schmuckstück in der Region findet. „Gerade hier zeigt sich ganz deutlich, wie sehr uns die historischen Wurzeln mit Österreich verbinden.“

Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl, ein ausgewiesener Experte für die Geschichte der Kreuzhofkapelle und schon seit seiner Kindheit von dem Kleinod fasziniert, räumt zu Beginn seiner Ausführungen gleich mit zwei Legenden auf: „Dass der Name der Kreuzhofkapelle von den Kreuzzügen kommt, stimmt nicht. Und auch, das in der Kapelle Österreich als eigenständiges Herzogtum gegründet worden ist, entspricht so nicht ganz den Fakten.“ Doch die Kreuzhofkapelle sei ein besonderer Ort, der sich bestens dafür eigne, die bayerisch-österreichische Geschichte zum Jahr 1156 aufzugreifen. Die Erhebung Österreichs, so Appl, sei im Rahmen eines kaiserlichen Hoftages in Regensburg beschlossen und durchgeführt worden. Die feierliche Zeremonie fand dabei, wie Dr. Appl erforschte, in „prato Barbingin“, also auf der Barbinger Wiese statt.

Es soll eine feierliche, prächtige Zeremonie gewesen sein, bei der im September 1156 das Privilegium Minus, in welchem die Ergebnisse des Kompromisses schriftlich fixiert wurden, verabschiedet wurde. Heinrich Jasomirgott erhielt so das neue Herzogtum Österreich übertragen. Unter den Kunsthistorikern selbst sei es umstritten, in welchem Jahr die Kreuzhofkapelle genau errichtet worden sei. Fest steht nur: Im Laufe des 12. Jahrhunderts. Das Jahrzehnt ist ungewiss. „Es könnte also auch sein, dass die Kapelle bei der friedlichen Einigung 1156 noch gar nicht erbaut war.“

Zweiter Präsident Dr. Sebastian Huber bezeichnete die Visite als „ein tolles Erlebnis“. Die Kreuzhofkapelle sei ein wahrhaft historischer Ort: „Hier wurden Grenzen neu gesetzt, ein Herzogtum ist hier entstanden und es ist ein ganz wichtiger Ort für die Freundschaft, die Bayern und Salzburg verbindet.“ Abgeordneter und Europaausschussvorsitzender Tobias Gotthardt betonte, dass für ihn die Kreuzhofkapelle ein Ort sei, „an dem der europäische Geist spürbar wird“. Die Kapelle zeige auch, wie eng verwoben die Bande zwischen Österreich und Bayern ist. „Wir waren uns hier auch einig, dass diese Bande nicht abgerissen werden darf, sondern weiterentwickelt werden muss.“

Das war auch Grundlage für eine Flaschenpost, die die beiden Abgeordneten zusammen mit Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer und Landrätin Tanja Schweiger in der Donau auf die Reise schickten. Der Inhalt: eine Botschaft zum Termin und Ansteckpins zum europapolitischen Treffen an der Kreuzhofkapelle.

Regensburg