Pandemie
Über 200 Corona-Fälle bei 6.700 Asylbewerbern in der Oberpfalz

04.06.2020 | Stand 13.09.2023, 0:31 Uhr
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Trotz der vielen Lockerungen hat uns das Coronavirus immer noch fest im Griff. Stadt und Landkreis Regensburg sind dabei auf der Karte mit den absoluten Fallzahlen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit dunkelblau – die Fallzahlen liegen über 450. In der Stadt waren zu zu Redaktionsschluss am Dienstagmittag, 2. Juni, 633 bestätigte Infektionen, im Landkreis 489. In der Stadt gab es bislang 15 Todesfälle, im Landkreis zehn.

Regensburg. Schlagzeilen als „Hochburg“ für Infektionen machte die Region in den vergangenen Tagen. Aber ist da was dran? Grund für diesen „Titel“ waren mehrere Infektionen, die in Asylunterkünften festgestellt worden sind. Kein Einzelfall, auch in weiteren Unterkünften in der Oberpfalz gab und gibt es Infizierungen.

6.700 Asylbewerber werden aktuell i der Oberpfalz betreut, 2.700 lebe in Gemeinschaftsunterkünften. 2.850 in dezentralen Unterkünften, 1.070 Asylbewerbern wurde eine „private Wohnungsnahme ermöglich“, so die Regierung der Oberpfalz auf Anfrage. Im Stadtgebiet Regensburg leben 1.112 Asylbewerber, weitere 386 leben in der Anker-Einrichtung.

Das Coronavirus wurde in der Stadt Regensburg der Anker-Einrichtung in der Pionierkaserne festgestellt, 93 Personen waren hier betroffen. Weitere Fälle gibt es in der Gemeinschaftsunterkunft in der Dieselstraße (64), in der Wohnanlage Alte Straubinger Straße (ein Fall). Im Landkreis gibt es einen Fall in der Gemeinschaftsunterkunft in Regenstauf. Im Landkreis Schwandorf sind die Gemeinschaftsunterkünfte Schwandorf (17 Fälle) und Neunburg vorm Wald (29 Fälle) betroffen. „Insgesamt gab es in der Oberpfalz 202 positive Fälle bei Asylbewerberinnen und Asylbewerbern. Bei einer Gesamtzahl von 6.700 untergebrachten Asylbewerbern entspricht das circa drei Prozent. Circa ein Viertel davon gilt als wieder genesen“, so die Regierung.

Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner schnellte vor allem in Regensburg in die Höhe – hat sich aber mittlerweile wieder weit unter der kritischen Marke von 50 eingependelt.

Seitens der Regierung gab es bereits seit Februar besondere Maßnahmen: „Im Ankerzentrum Oberpfalz werden seit 28. Februar alle Neuzugängen separat untergebracht und auf das Virus SARS-CoV-2 getestet. Zudem wurden alle Zugänge seit dem 30. Januar rückwirkend getestet. Von Seiten der Unterbringungsverwaltung wurden schon vor den jeweiligen Infektionen Maßnahmen ergriffen, um die Bewohnerinnen und Bewohner vor Covid-19 zu schützen: Es erfolgten in allen Unterkünften mehrsprachige Informationen zum Coronavirus und zur richtigen Hygiene. Die Unterkunftsverwaltung und – soweit vorhanden der Sicherheitsdienst – haben in den Unterkünften in der gesamten Oberpfalz ein Auge darauf, dass soziale Kontakte auf das Minimum reduziert werden und der Mindestabstand von 1,5 Metern in Gemeinschaftsräumen und auf Freiflächen der Einrichtungen gewahrt wird“, so die Regierung. „Zudem wird Bewohnern, die einer Risikogruppe angehören, der Auszug in Privatwohnungen gestattet.“ Bei mehreren Fällen in einer Gemeinschaftsunterkunft wurde diese von den örtlichen Gesundheitsbehörden unter Quarantäne gestellt. Dort gelten dann verschärfte Hygienemaßnahmen. „Die positiv ermittelten Personen wurden soweit notwendig in die eingerichtete Quarantänestation der Anker- Dependance Pionierkaserne gebracht. Das weitere Geschehen wird engmaschig durch das jeweilige Gesundheitsamt in Zusammenarbeit mit der Unterbringungsverwaltung beobachtet, um weitere Maßnahmen bei Notwendigkeit umzusetzen“, informiert die Regierung. Seit vergangener Woche betreut ein Infektiologe die Regensburger Gemeinschaftsunterkünfte als Heimarzt – schwerpunktmäßig die Gemeinschaftsunterkunft Dieselstraße –, „um auf die aktuelle Lage schnell reagieren zu können“.

Die BI Asyl Regensburg will all das nicht einfach so hinnehmen, „Dass Massenunterbringung in Flüchtlingslagern ein sehr hohes Infektionsrisiko darstellt, ist allgemein bekannt.“ Verhaltensvorschriften seien für die Bewohnerinnen und Bewohner nicht umsetzbar. Unter dem Motto „Solidarität mit Geflüchteten – weitere Infizierungen stoppen – Lagerpflicht abschaffen!“ wurde deshalb am Donnerstag, 28. Mai, demonstriert. Der Bundestagsabgeordnete Erhard Grundl aus Straubing hat die Schließung der Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber gefordert. „Corona zeigt ganz aktuell, dass Gemeinschaftsunterkünfte völlig ungeeignet sind für eine verantwortungsvolle Unterbringung“, so der Abgeordnete.

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