IHK fordert besonnenes Krisenmanagement
Der Coronavirus und seine Auswirkungen auf die ostbayerische Wirtschaft

28.02.2020 | Stand 01.08.2023, 14:39 Uhr
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Mit der Ausbreitung des Coronavirus erwarten die regionalen Unternehmen deutliche Belastungen der weltweiten Wirtschaft.

Regensburg. „Ostbayerns Wirtschaft ist mit einer Exportquote von über 55 Prozent eng mit der Welt vernetzt. Die Ausbreitung des Coronavirus in Ländern mit wichtigen Handelsbeziehungen wie China und Italien beobachten die Unternehmen mit großer Sorge. Der Coronavirus wirkt sich jetzt schon negativ auf den Welthandel aus und trifft somit auch unsere Exportwirtschaft“, sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim Dr. Jürgen Helmes. Je länger die Epidemie dauere, umso schwieriger werde die Lage nicht nur für Importeure aus China. Die Situation in Norditalien beurteilt die IHK als ähnlich kritisch und auch in anderen europäischen Regionen könnten bald schon Quarantänemaßnahmen erforderlich sein, die Produktions- und Lieferausfälle verursachen könnten.

Im Freistaat Bayern soll unter Federführung des Wirtschaftsministeriums nun ein Krisenstab aufgebaut werden, um kleine und mittelständische Unternehmen zu unterstützen, die wegen des Coronavirus in Liquiditätsschwierigkeiten kommen. Die IHKs befürworten hier eine Wiederbelebung des so genannten Mittelstandsschirms. Mit dem konnte bereits während der Finanzkrise vor über einem Jahrzehnt unbürokratisch Hilfe geleistet werden.

Erstinformationen für ostbayerische Unternehmen

Die IHK empfiehlt ihren Mitgliedsunternehmen zur Prävention vor Ansteckungen eine Informationsoffensive zu Hygieneregeln. „An erster Stelle steht jetzt ein besonnenes und professionelles Krisenmanagement“, sagt Helmes. Aktuelles, Erstinformationen und wichtige Links bietet die IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim ihren Mitgliedsunternehmen unter www.ihk-regensburg.de/.

So beurteilen regionale Unternehmer die Coronakrise

Peter Baumann von der Know-How International GmbH & Co KG in Hirschau im Landkreis Amberg-Sulzbach importiert Packaging- und Promotion-Artikel aus dem Reich der Mitte und kennt die aktuellen Entwicklungen dort genau. „Es gibt in China Unternehmen und Fabriken, die ihre Tätigkeit bereits wieder aufgenommen haben, aber unter Personalmangel leiden, weil die Mitarbeiter nicht zur Arbeit kommen können. In einigen Provinzen stehen die Firmen insgesamt noch immer unter Quarantäne.“ Da auch sämtliche Vorlieferanten betroffen seien, komme die gesamte Lieferkette nur schleppend in Gang. Auch ganze Verkehrskorridore seien für Spediteure nicht befahrbar, weil sie in Quarantänegebieten liegen. „Grundsätzlich ist mindestens eine Zeitverzögerung im normalen Ablauf von drei bis sieben Wochen zu verzeichnen“, schätzt Baumann.

Sobald die Produktionen in China wieder flächendeckend aufgenommen werde, könnte aus Sicht von Peter Baumann ein „Run“ auf das gesamte Logistik-Portfolio – Seefracht, Luftfracht und Bahn – einsetzen. „Alle Unternehmen werden versuchen, den Zeitverlust wieder wett zu machen oder zumindest schnellst möglich Ihre Kunden und Verträge zu bedienen.“ Je globaler das Coronavirus werde, umso geringer würden die Möglichkeiten der Unternehmen. „Abgesehen von der menschlichen Katastrophe werden die Auswirkungen des Coronavirus die gesamte weltweite Wirtschaft beeinflussen und enormen wirtschaftlichen Schaden hinterlassen!“

Die Intertec Hess GmbH in Neustadt an der Donau sieht sich seitens ihrer Lieferanten gegenwärtig noch nicht im großen Umfang betroffen. „Die allermeisten unserer Lieferanten sind aus der Region. Aus dem industriellen Kernland Chinas, wo Geschäftsleben und Produktion seit Wochen ruhen, beziehen wir keine dringend benötigten Waren“, sagt Geschäftsführer Martin Hess. Angebote von italienischen Lieferanten blieben indes aus, weil auch dort die Büros geschlossen seien. Das mittelständische Unternehmen, welches Schutzkästen für sensible Technik unter extremen Klimabedingungen herstellt, lässt die Coronakrise dennoch nicht kalt. Martin Hess sieht sich gezwungen, alle Geschäftsreisen seiner Mitarbeiter nach Asien abzusagen. „Auch Reisen unserer Vertriebsmitarbeiter von Südkorea nach Japan oder von Malaysia nach Singapur wurden abgesagt.“

Regensburg