Netzausbau muss schneller gehen
IHK-Ausschuss in Sorge um sichere Energieversorgung

21.02.2020 | Stand 01.08.2023, 9:59 Uhr
−Foto: n/a

Die regionalen Unternehmerinnen und Unternehmer des Ausschusses für Industrie, Umwelt, Energie und Technologie der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim verfolgen derzeitige Aussagen der Politik zum Netzausbau in Bayern mit großer Sorge und erachten diese als sachlich nicht nachvollziehbar.

Regensburg. Eine weitere Verzögerung notwendiger Maßnahmen, wie beispielsweise der Bau des „SüdOstLinks“, gefährde die Versorgungssicherheit und somit die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes, so der Konsens der Ausschussmitglieder bei ihrer Sitzung im Technologie Campus (TC) in Cham. Im Zuge der Energiewende soll die Energieversorgung nachhaltiger werden – dazu bekennen sich auch immer mehr Betriebe. Erneuerbare Energien, beispielsweise aus Photovoltaik oder Windkraft, verringern CO2-Emissionen und leisten einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz.

„Doch eine stabile, nachhaltige Energieversorgung braucht eine leistungsfähige Infrastruktur, die den Strom zuverlässig zu den Abnehmern bringt“, betonte IHK-Ausschussvorsitzender Stephan K. Fischer. Dazu müssten schnellstmöglich die Netze weiter ausgebaut werden. Nur wenn die nötige Infrastruktur vorhanden sei, können Erneuerbare Energien eine größere Rolle spielen und Atom- sowie Kohlestrom weitgehend abgeschaltet werden, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Diese sei für Betriebe, gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung, essentiell. Schon eine Sekunde Unterbrechung der Stromversorgung könne eine ganze Produktion lahmlegen und hohe Schäden verursachen. Ebenso sollte eine nach dem Atomausstieg ab 2023 drohende Versorgungslücke in Bayern geschlossen werden. Eine sinnvolle Option in diesem Zusammenhang sei es, vom Markt gehende fossile Kraftwerke durch emissionsärmere Gaskraftwerke zu ersetzen. Die Politik sei daher auf allen Ebenen, von den Kommunen bis zum Bund, gefordert, die öffentliche Akzeptanz für den Ausbau der Stromnetze zu steigern und erforderliche Maßnahmen ganz oben auf die Agenda zu setzen, forderten die Ausschussmitglieder.

Wissen vernetzen

Wirtschaft und Wissenschaft in der Region profitieren in vielerlei Hinsicht voneinander. Wie der Wissens- und Technologietransfer vor allem im Zukunftsfeld der Digitalisierung noch stärker gefördert werden kann, erläuterte Boris Goldberg vom gemeinsamen Verbundprojekt „TRIO – Hochschulverbund Transfer und Innovation in Ostbayern“ der Hochschulen Regensburg, Amberg-Weiden, Deggendorf, Landshut, der Universität Passau und der Universität Regensburg. Die Digitalisierung sei in vielen Bereichen ein starker Wachstumstreiber und bietet für Unternehmen zahlreiche Chancen. Der bedarfsgerechte Austausch über konkrete Projekte bringe Wirtschaft und Wissenschaft näher zusammen, betonte der Verbundkoordinator. Unternehmen hätten durch „TRIO“ innerhalb kürzester Zeit den Kontakt zu Fachexperten an den Hochschulen zur Hand. So können neue Ideen und Ansätze schnell in die Praxis umgesetzt werden. Dass nicht nur große Zentren Leuchttürme für Innovationen vorweisen können, zeigte Prof. Dr. Wolfgang Aumer, Leiter des Technologie Campus (TC) in Cham, der die Ausschussmitglieder durch das Labor des Campus führte und das integrierte digitale Gründerzentrum vorstellte. Derzeit studieren 228 junge Menschen aus über 13 Nationen im Studiengang Bachelor Mechatronik und dem internationalen Masterstudiengang. In der Forschung kooperiert der TC mit seinen Schwerpunkten Kollaborative Robotik, Additive Fertigung und Automatisierung mit regionalen und überregionalen Unternehmen. Dadurch werde der TC auch immer mehr zu einer Plattform für Start-ups und junge kreative Unternehmen, so Aumer.

Marktplätze der Zukunft

In den vergangenen Jahren sind Online-Plattformen zu einem dominierenden Geschäftsmodell der digitalen Wirtschaft geworden. Holger Seidenschwarz vom Beratungs- und Forschungsinstitut „ibi research“ erklärte, welche Auswirkungen Online-Marktplätze auf Einkauf und Vertrieb von Unternehmen haben können. „Unternehmen bestellen ihre Waren heute bevorzugt im Internet. Rund 40 Prozent nutzen Online-Shops ihrer Lieferanten“, sagte Seidenschwarz. Diese Tendenz werde sich laut einer aktuellen Umfrage im B2B-Vertrieb in den nächsten Jahren weiter steigern. Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, Websites und Online-Shops gehörten dann zu den wichtigsten Vertriebskanälen, dicht gefolgt von digitalen Marktplätzen und Plattformen wie beispielsweise Amazon Business. Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe riet Seidenschwarz, nach Bedarf zu entscheiden, ob sie sich an digitalen Marktplätzen oder Plattformen beteiligen oder ob ein eigener Online-Shop beispielsweise für das Ersatzteilmanagement aufgebaut wird. Entscheidend sei, alle Prozesse digital und nutzerfreundlich abbilden zu können.

Regensburg