Wie Maschinen lernen
Innovationstag in Pilsen – was Künstliche Intelligenz in der Wirtschaft leisten kann

25.01.2020 | Stand 04.08.2023, 3:29 Uhr
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Beim Bayerisch-Tschechischen Innovationstag am Mittwoch in der Westböhmischen Universität Pilsen diskutierten rund 120 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Institutionen beiderseits der Grenze über Chancen und neue Technologien im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI).

REGENSBURG Entscheidend war dabei die Frage nach dem Nutzen von KI für die industrielle Anwendung und für die Entwicklung neuer Produkte. Eingeladen zu dem Tag im Forschungscampus NTIS der Westböhmischen Universität in Pilsen hatten das Regionalbüro Pilsen von IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und Deutsch-Tschechischer Industrie- und Handelskammer sowie das Beratungsbüro Oberpfalz des Bezirks Oberpfalz.

Bei einer Führung durch die Labore von NTIS konnten sich die Vertreter regionaler Industrieunternehmen einen Überblick zur dortigen Forschung im Bereich KI verschaffen. An Informationsständen im Foyer präsentierten Firmen, Forschungsinstitute und Start-ups insbesondere aus Ostbayern und Westböhmen unterschiedlichste Lösungen von der Dienstleistung bei Virtueller Realität bis hin zur intelligenten Lagerlogistik. „Mit unserem bayerisch-tschechischen Innovationstag wollen wir die Firmen bei ihrer regionalen Vernetzung unterstützen. Hier entstehen Projektideen für die Praxis“, so die beiden Technologie- und Netzwerkmanager Lucie Valentová und Michael Zankl. Tschechien und Deutschland brauchen bei der Industrie 4.0 den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. „Der Technologietransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in Ostbayern und Westböhmen fruchtet dank seiner Einbettung in das EU-weite Forschungsnetz“, sagten die Leitenden Mitarbeiter des IHK Regionalbüros Pilsen Karla Stánková und Richard Brunner am Rande der Veranstaltung.

„Knight Rider“ wird Wirklichkeit

Mehrere Vorträge namhafter KI-Experten und spannender Unternehmen zeigten die Bandbreite des Themas auf. Das Start-up Neuron Soundware aus Prag zum Beispiel hat eine KI entwickelt, welche anhand einer Audioanalyse Störungen von Maschinen erkennen kann. Die Firma Audeering aus Gilching identifiziert menschliche Emotionen über die Aufzeichnung der Stimme. Gründerin Dagmar Schuller zeigte, wie die Fiktion aus der US-Serie „Knight Rider“ aus den 80er Jahren, in der das Auto die Gemütslage des Fahrers erkennt und daraus Rückschlüsse auf dessen Fahrtüchtigkeit schließt, heutzutage in vielen Bereichen Realität geworden ist. Das führt so weit, dass neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson audiovisuell diagnostiziert werden können.

Maschinen entwickeln eine Seele

„Unsere Hauptaufgabe ist es, Algorithmen zu identifizieren und sie in die Industrie zu übertragen“, sagte Vladimir Marik vom Tschechischen Institut für Informatik, Robotik und Kybernetik CIIRC in Prag. Tschechiens Top-Experte für Forschung in der Industrie 4.0 und für KI sieht die Industrie technologisch auf einer neuen Stufe angekommen. Maschinen lernen aus eigenen oder ihnen übertragenen Erfahrungen. Einige Produktionsunternehmen stünden heute an einem Punkt, an dem ihre Maschinen „eine Seele entwickeln“, will heißen: Produktionslinien beginnen, aus eigenen Prozessen zu lernen und sich weiter zu verbessern.

Die Schaffung eines KI-Ökosystems, in das Hochschulen, Firmen und Institutionen eingebunden sind, sieht Marik als zielführend. In den Hochschulen entwickelte Applikationen sollten direkt in den Firmen angewandt werden können.

Zwei Milliarden Euro für KI in Bayern

Ein politisches Statement setzte Franz Löffler, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz und Landrat des Landkreises Cham. Er stellte die Hightech-Agenda des Freistaats mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden Euro und 1.000 neuen Professuren im Bereich KI vor, von der auch der Technologie Campus in Cham profitiert. Den tschechischen Nachbarn zollte er höchsten Respekt, denn Tschechien sei einer der ersten Staaten der EU, der eine nationale Strategie für Künstliche Intelligenz auf den Weg gebracht habe. Löffler betonte: „Das sind die besten Voraussetzungen, um das weltweite Wettrennen um die besten KI-Technologien zu gewinnen.“

Regensburg