Diskussion im „Degginger“
Acht OB-Kandidatinnen und OB-Kandidaten zur Frage der Kultur- und Kreativwirtschaft in Regensburg

23.01.2020 | Stand 13.09.2023, 0:22 Uhr
−Foto: Foto: Ursula Hildebrand

Was kann die Stadt Regensburg für die Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt tun? Was kann die Kultur- und Kreativwirtschaft für die Stadt tun? Wir können sich die Akteure (noch besser) einbringen? Diese und ähnliche Fragen diskutierten acht Frauen und Männer, die den OB-Sessel in Regensburg erobern wollen, am Mittwoch, 22. Januar, im „Degginger“. Eingeladen hatte das „Forum Kreativwirtschaft“.

REGENSBURG Ludwig Artinger (Freie Wähler), Stefan Christoph (Grüne), Irmgard Freihoffer (Linke), Dr. Astrid Freudenstein (CSU), Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD), Horst Meierhofer (FDP), Bernhard Suttner (ÖDP) und Joachim Wolbergs („Brücke“ standen Christian Omonsky und dem Publikum Rede und Antwort. Knapp 200 Bürgerinnen und Bürger waren ins „Degginger“ gekommen, wer sich zuvor nicht angemeldet hatte, hatte kaum eine Chance, noch einen der Plätze zu ergattern. So groß war das Interesse am Thema des Abends: „Wie wollen die Bewerber den Standortfaktor und Innovations-Booster Kreativwirtschaft für Regensburg nutzen?“

In drei Themenblöcken kam jede/jeder einmal dran, zwei Minuten Zeit hatte sie oder er dabei. Zwei Joker konnten gezogen werden, als Antwort auf eine Kandidatin oder einen Kandidaten konnten zweimal 30 Sekunden zusätzliche Redezeit genutzt werden.

Bei allen Kandidatinnen und Kandidaten gleich war die Wertschätzung, die sie der Branche entgegenbringen – nur bei der Frage wie viel Unterstützung die einzelnen Bereiche der Branche brauchen, war man sich nicht mehr ganz so einig.

Horst Meierhofer betonte, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft eigene Kraft habe, die man entfesseln müsse. Man müsse Räume zur Verfügung stellen, wo Kreative ihre Ideen ausprobieren können. Man könnte Leerstände in der Stadt bespielen, dabei sollte sich die Branche seiner Meinung nach auf alle Stadtteile verteilen.

Ludwig Artinger betonte, dass die Stadt gut gefahren sei mit der Clusterpoltitik. Das Stadtlagerhaus, das zu einem Kreativzentrum werden soll, könnte zu einem „leistungsstarken“ Ort werden. Hier wären eventuell sogar Fördermittel vom Freistaat möglich. Artinger berichtete, dass die Förderung für die Kultur- und Kreativwirtschaft bereits im Koalitionsvertrag der Bunten Koalition niedergeschrieben ist, andere hätten das damals ja eher nicht als so wichtig angesehen. Er zielte damit auf die CSU an.

Dies wollte dann Dr. Astrid Freudenstein nicht auf sich sitzen lassen, schließlich sei sie ja vor ihrer ersten Wahl in den Bundestag selbst in der Kreativbranche tätig gewesen. Die Branche sei sehr beliebt, viele junge Menschen würden hier arbeiten wollen. Ziel müsse es sei. Diese Kreativität in Wirtschaftlichkeit umzuwandeln. Sie wünschte sich, dass der öffentliche Raum mehr bespielt werde.

Bernhard Suttner hält es für sinnvoll, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft mehr in den einzelnen Stadtteilen präsent ist. Er wünscht sich „Häuser des Engagements“, zum Beispiel mit Möglichkeiten fürs Co-Working. In Wie gebe es zum Beispiel Holzcontainer, die für studentisches Wohnen genutzt werden. Solch ein Modell könnte man in Regensburg für die Kultur- und Kreativwirtschaft nutzen.

Gertrud Maltz-Schwarzfischer bewertet die Kultur- und Kreativwirtschaft als „wichtig für die Zukunftsfähigkeit der Stadt“. Man habe mit dem „Degginger“ angefangen, um die Branche in der Stadt sichtbar zu machen. Nach dem Auszug der RTG aus dem „Degginger“ müsse man nun überlegen, wie die Räume verwendet werden könnten. Hoffnungen setzt Maltz-Schwarzfischer – wie auch weitere Kandidatinnen und Kandidaten – in das Stadtlagerhaus im Stadtosten. Hier könnte ein Kreativzentrum entstehen. Aktuell ist eine Machbarkeitsstudie angedacht.

Joachim Wolbergs bat darum, die Kultur- und Kreativwirtschaft nicht nur in Wachstumsraten zu messen. Mit dem Degginger habe die Stadt ziemlich viel richtig gemachte, in der weiteren Entwicklung sei aber alles falsch gelaufen. Das „Degginger“ sollte seiner Meinung nach ausschließlich für die Kreativen zur Verfügung stehen. Wolbergs rechnet mit zehn bis 15 Jahren, bis das Stadtlagerhaus als kreatives Zentrum umgesetzt werden könne, man brauche aber schnell Räume. Er regte an, Leerstande in der Stadt zu nutzen und „subventioniert“ weiterzugeben.

Stefan Christoph könnte sich ebenfalls die Schaffung von Räumen vorstellen, er sprach auch die Maxstraße an, der die Branche sicher gut tun würde. Die Schaffung dieser Räume sei eben auch Aufgabe der Stadt.

Irmgard Freihoffer betonte, dass gerade die Kreativwirtschaft viel erreichen könne. Sie wolle nicht alles an einem Ort konzentrieren, sondern auch in die Stadtteile gehen, das habe nur Vorteile.

Im Anschluss an die Fragerunden entwickelte sich eine rege Diskussion mit dem Publikum – am Ende stand dann eine Online-Abstimmung: 163 Stimmen wurden abgegeben. Auf Joachim Wolbergs entfielen 44 Prozent, 26 Prozent votierten für Dr. Astrid Freudenstein. Es folgten Stefan Christoph mit zehn und Gertrud Maltz-Schwarzfischer mit sieben Prozent. Bernhard Suttner erhielt sechs Prozent der Stimmen. Horst Meierhofer erreichte vier Prozent, Ludwig Artinger drei Prozent. Für Irmgard Freihoffer hatte keiner der Anwesenden gestimmt.

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