Reinhard Peter aus Tegernheim tritt an
Ein SPD-Original für das Landratsamt – „mich kann man an der Ehre packen, ich brauche dazu keine Krawatte“

11.11.2019 | Stand 12.10.2023, 10:23 Uhr
−Foto: Foto: jb

Die Kommunalwahlen 2020 rücken unaufhaltsam näher und die Parteien präsentieren all überall ihre Kreistagslisten. Am Samstag, 9. November, lud der SPD-Kreisverband Regensburg-Land in die Jahnhalle in Regenstauf zur Aufstellungskonferenz zum Landratskandidaten und der Kreistagsliste 2020 ein.

REGENSTAUF Von den genau 80 stimmberechtigten Delegierten waren 53 am Samstagvormittag anwesend. SPD-Kreisvorsitzender Matthias Jobst begrüßte die Genossinnen und Genossen. Er mahnte noch vor der offiziellen Wahl an, dass es nicht darum gehe, auf welchem Listenplatz man selbst stehe, sondern darum, Einheit als Partei zu zeigen – besonders im Hinblick auf das geschichtsträchtige Jubiläum, 30 Jahre Deutsche Einheit, das an diesem Tag gefeiert wurde. Er selbst habe sich daher bewusst auf Platz 70 – den letzten auf der Liste – setzen lassen, um ein Zeichen zu setzen, dass „persönliche Befindlichkeiten“ fehl am Platze seien.

Auch Siegfried Böhringer, Bürgermeister in Regenstauf und auf Platz 13 zu finden, schwor die anwesenden Parteimitglieder auf Geschlossenheit ein. Er appellierte in seinem Grußwort als „Hausherr“ ein Stück weit auch an die Bürgerinnen und Bürger: „Immer öfter passiert es, dass Bürgermeister beispielsweise angegriffen werden, meist über die sozialen Medien. Beschwert euch nicht, und postet nicht immer gleich Beleidigungen und Anfeindungen auf Facebook, sondern sucht das Vier-Augen-Gespräch. Dann lässt sich meist viel mehr gemeinsam erreichen.“ Böhringer, der bei der kommenden Wahl nicht mehr für das Bürgermeisteramt in Regenstauf kandidiert, freute sich an diesem Tag, seine junge „Nachfolgerin“ Susanne Nichtewitz präsentieren zu können. Die 32-Jährige stellt sich in Regenstauf als Bürgermeisterkandidatin zur Wahl.

Als Kandidat für das Amt des Landrats stellte sich nach Abschluss der Wahlformalien Reinhard Peter vor, den die Anwesenden damit „aufzogen“, erstmals mit Krawatte gesichtet worden zu sein. „Mich kann man an der Ehre packen. Ich brauche dazu keine Krawatte“, konterte Reinhard Peter. Schmunzelnd musste der fast 63-Jährige aber hinzufügen: „Wir Männer haben nun einmal nicht so viele Möglichkeiten bei modischen Accessoires, um einem solchen Anlass gerecht zu werden.“ In einer kurzen Rede gab der Tegernheimer einen kurzen Einblick in seine Vita. Geboren 1956 in der Konradsiedlung und aufgewachsen in Westheim habe er nach der Realschule eine Lehre zum Betriebselektriker gemacht und sei auf den Baustellen der Region unterwegs gewesen. Seit 1982 war er als Gewerkschaftssekretär der IG BAU in Regensburg tätig und seit 1989 ist Peter Mitglied in der SPD. Lange Jahre war er im Verwaltungsrat der Agentur für Arbeit tätig, war Arbeitsrichter, Sozialrichter und schließlich 24 Jahre als Gemeinderat in Tegernheim tätig. „Reinhard Peter ist ein absolutes Original und ein Paradebeispiel für einen Politiker der ‚Arbeiterpartei’“, begründete Matthias Jobst die Aufstellung Peters zum Landratskandidaten.

Einige Themenschwerpunkte aus dem Wahlprogramm des SPD-Kreisverbands für die Kommunalwahl 2020 stellte Reinhard Peter in seiner Rede kurz vor. Er wolle stärkeren Druck auf die Landesregierung ausüben bei der Durchsetzung eines Tariftreue-Gesetzes, denn mit der Tarifflucht müsse Schluss sein. Peter sprach auch das Zukunftsprojekt Stadtbahn an, wobei er sich auf bestehende Buslinien konzentrieren und die Taktung erhöhen wolle. „Hätte ich heute von Brennberg nach Regenstauf mit dem Bus kommen wollen, hätte ich gestern Abend schon losfahren müssen“, monierte der Landratskandidat. Stärkere Lebensmittelkontrollen forderte der Herzblutpolitiker im Hinblick auf Skandale, die auch vor unserer Region keinen Halt machen, wobei er einen Lösungsansatz in personeller Aufstockung sehe. Darüber hinaus will der leidenschaftliche Bassist der Bluesrockband „RUAM“ auch für kulturelle Vielfalt im ländlichen Raum sorgen. Sein Motto ist kurz und prägnant: „Leben, arbeiten und wohnen in einer intakten, sauberen Umwelt.“ Mit nur drei Enthaltungen wurde Reinhard Peter von den Delegierten schließlich zum Landratskandidaten gewählt.

Im Anschluss wurde der Listenvorschlag des SPD Kreisverband Regensburg-Land zur Wahl gestellt. Reinhard Peter führt die Liste auf Platz 1 an. Ihm folgt Petra Lutz aus Hemau, die 2020 als Bürgermeisterin kandidiert und im Kreistag besonders das „Stiefkind“, den Westlichen Landkreis, vertreten möchte. Sebastian Koch, Bürgermeister von Wenzenbach und seit 2004 Mitglied der SPD, zeigte sich zwar sehr stolz auf seinen dritten Platz auf der Liste, jedoch eher skeptisch im Hinblick auf die Wahlen und die tendentiell seit Jahren eher fallenden Prozentzahlen selbst. „Ich weiß nicht, ob wir das Ergebnis erhalten, das wir uns wünschen. Ich bin aber hoffnungsvoll“, so Koch. Stellvertretende SPD-Vorsitzende Katja Stegbauer ist auf dem vierten Listenplatz zu finden. 2020 steht sie auch als Bürgermeisterkandidatin in Lappersdorf zur Wahl. Familie und Bildung gab sie in einer kurzen Vorstellungsrunde als ihre Schwerpunktthemen an. „Nicht ganz unumstritten war der Kreistagskandidat auf Platz 5 bei der Erstellung unseres Listenvorschlags – aufgrund seines jugendlichen Alters“, berichtete Matthias Jobst und bat den erst 18-jährigen Alexander Roth aus Neutraubling um eine kurze Vorstellung. Der Juso-Vorsitzende war so prominent platziert worden, um die Ideen der Jugend besser einzubringen. „Im Landkreis gibt es 50.000 Bürgerinnen und Bürger unter 25 Jahren und im Kreistag ist noch niemand vertreten, der ‚ihre Sprache‘ spricht“, so Roth zu seiner Motivation. Ihm folgt auf Platz 6 die stellvertretende Vorsitzende der Kreis-Jusos und Bürgermeisterkandidatin für Regenstauf, Susanne Nichtewitz, die ebenfalls betonte: „Auch Junge wissen, was Ältere wollen.“ Karl „Charlie“ Söllner, Bürgermeister aus Brunn, der seit 2012 im Kreistag tätig ist, steht auf Platz 7. Paula Wolf aus Diesenbach, seit 2011 im Kreistag, findet sich auf Platz 8 und Otto Wöhrl aus Hainsacker auf Platz 9. Angelika Ritt-Frank, Bürgermeisterin aus Mintraching, die auf den zehnten Platz gewählt wurde, wird den südöstlichen Landkreis vertreten.

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