Wahlkampf
„WählBar – der Landtalk“ – Fernsehrichter Alexander Hold begeisterte in Neutraubling

24.09.2019 | Stand 31.07.2023, 9:01 Uhr
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Der Jurist wurde vor einem Jahr zum Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags gewählt. Die kommunale Verwurzelung und lösungsorientierte Sacharbeit sind seine Herzensanliegen. In der bestens besuchten Neutraublinger Stadthalle stand der 57-Jährige nun Rede und Antwort.

NEUTRAUBLING Es war ein positives Urteil: „Ein toller Landkreis ist das hier“, zog Deutschlands wohl bekanntester TV-Richter in der Neutraublinger Stadthalle Bilanz. Alexander Hold kämpft ihn mehr als 2040 ausgestrahlten Folgen für Recht und Gerechtigkeit. Noch heute läuft die Sendung im deutschen Fernsehen rauf und runter. Die Richter-Robe hat Alexander Hold inzwischen gegen einen schlichten Anzug eingetauscht. Er ist seit einem Jahr Abgeordneter des Bayerischen Landtags und dessen Vizepräsident. Nun gastierte Hold auf Einladung des Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt und des Neutraublinger Bürgermeisterkandidaten Harald Stadler in der bestens besuchten Neutraublinger Stadthalle.

Viel verändert habe sich im Vergleich zu seinem Job als Fernsehrichter nicht, sagte der Jurist auf die Nachfrage einer Zuhörerin in der vollbesetzten Stadthalle. Als Vizepräsident sitzt Hold, wie auch bei der bayerischen Justiz und in seiner Gerichtsshow, im Bayerischen Landtag ganz vorne: Zu seinen Aufgaben zählt es, die Sitzungen des Parlaments zu leiten. Eine Aufgabe, die nicht immer ganz leicht ist: Hold nennt hier insbesondere die AfD, die öfters unangenehm aufgefallen sei. Teilweise komme es zu Zwischenrufen und Entgleisungen, „die man so nicht hinnehmen kann“, betonte Hold. Die AfD habe etwa ein „des Hohen Hauses nicht würdiges Verhalten“ gezeigt, als sie während der Rede von Charlotte Knobloch bei der Gedenkfeier für NS-Opfer demonstrativ den Sitzungssaal verlassen habe.

Sein Urteil: Die Aufgabe als Vizepräsident sei kein großer Unterschied zum Richterjob. Er sitze vorne, leite die Sitzungen und passe auf, dass alles geordnet und rechtlich einwandfrei abläuft. In Zeiten, in denen die AfD im Parlament vertreten ist, fordernd. „Aber ich kann damit umgehen: Schon als Richter hatte ich viel mit Schwererziehbaren zu tun.“ Hold plädiert dafür, „denen, die poltern, weniger Raum zu bieten“. Es müsse um Sacharbeit und Themen gehen. „Dies ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, dieses Ziel der Bevölkerung klar zu machen.“

Er selbst sei eher durch den Zufall in die Politik gekommen, räumte Hold bei der Fragenrunde im Rahmen der „Wählbar – der LandTalk“ ein. „Ich wollte mir mein Einfamilienhaus bauen und habe mich dann fürchterlich über die Kleinkariertheit des Bauausschusses meiner Heimatstadt geärgert, die mir ein Flachdach nicht genehmigt haben.“ Dieses hätte, so Hold, auch für die Nachbarn mehr Sonne bedeutet. Er habe sich dann kurz geschüttelt und gedacht: „Warum sich ärgern? Dann schau doch, ob du es selbst besser machen kannst. So habe ich mich entschieden, mich ehrenamtlich für den Stadtrat aufstellen zu lassen.“

Er habe sich dabei bewusst für die Freien Wähler entschieden. Deren Markenkern sei, dass sie „die einzige Graswurzelbewegung“ in Bayern darstellen. „Die Meinungsbildung geht von unten nach oben. Genau das wollen und müssen wir uns auch in Regierungsverantwortung bewahren.“ In Bayern seien die Freien Wähler im Hinblick auf die Zahl der Bürgermeister und Landräte die zweitstärkste politische Kraft. „Die kommunale Verankerung ist unser großes Plus.“

Breiten Raum nahm auch die Kandidatur von Alexander Hold um das Amt des Bundespräsidenten im Jahr 2017 ein. Hold war als Kandidat der Freien Wähler 2017 bei der Bundesversammlung unter anderem gegen den von Union und SPD nominierten Frank-Walter Steinmeier angetreten. Obwohl FW/BVB nur über elf Stimmen verfügten, erhielt er bei der Wahl schließlich 25 Stimmen. „Mein Ergebnis war gut und ich sehr zufrieden“, sagte Hold. Doch der Tag sei dennoch unglaublich enttäuschend gewesen: „Ich habe gemerkt, wie viele Menschen die Bundesversammlung nur als Show gesehen haben. Es gab Schauspieler, die zwischen den Berlinale-Terminen mal schnell die Bundesversammlung noch mitgenommen haben.“ Der „Gipfel des Ganzen“ das Foto gewesen, welches er am nächsten Tag in fast allen Zeitungen gesehen haben: „Das Foto der Bundesversammlung nicht der neugewählte Bundespräsident, sondern die schrille Dragqueen Olivia Jones, wie sie die Bundeskanzlerin in den Arm genommen hat. Das hat mich geärgert, weil wir an diesem Tag unser Staatsoberhaupt gewählt haben.“ Die Bundesversammlung „für so eine Show zu missbrauchen, fand ich ungehörig und dass die Medien hier mitgemacht haben, enttäuschend“.

Er habe sich vorgenommen, mit vollem Einsatz und Begeisterung seine Kandidatur auszufüllen. „Ich habe mir mehrere Monate freigenommen und bin durch ganz Deutschland getourt. Mein Ziel war es, für mehr direkte Demokratie zu werben.“ Er sei der Meinung, so Hold, dass es den Bürgerinnen und Bürgern sehr wohl zuzutrauen sei, das Staatsoberhaupt selbst zu wählen. „Wir müssen keine Angst haben, dass ein direkt gewählter Präsident unsere Demokratie aushöhlt. Der Bundespräsident hat schon Einflussmöglichkeiten, doch diese sind sehr wohl dosiert.“ Der Bundespräsident habe dennoch ein scharfes Schwert: die Macht seines Wortes.

Das Urteil nach dem Vortrag von Hold: sehr positiv. Landtagsabgeordneter Gotthardt lobte Hold für seinen begeisternden Vortrag und die Antworten auf sämtliche Fragen: „So muss Politik sein: Nah am Bürger und immer orientiert an Sachlösungen. Ich hoffe, dass wir Alexander Hold bald wieder in Neutraubling begrüßen dürfen.“ Viel Geduld musste Hold im Anschluss haben: Zahlreiche Foto- und Autogrammwünsche galt es im Anschluss an die Veranstaltung zu erfüllen. Eine Aufgabe, die sich nicht geändert hat und die Hold auch noch von seinem Job als TV-Richter kennt.

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