Umland muss angebunden werden
Regensburgs Spitzenpolitiker sprechen sich einheitlich für Tram aus

15.09.2019 | Stand 31.07.2023, 7:53 Uhr
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Die Interessengemeinschaft (IG) Historische Straßenbahn Regensburg zog am Samstag, 14. September, in den Regensburg Arcaden die Gewinner ihres Bürgerfest-Gewinnspiels. Spitzenkandidaten aus Stadt und Landkreis sprachen sich einhellig für die neue Regensburger Stadtbahn sowie für ein fahrfähiges Konzept für die historische Straßenbahn aus.

REGENSBURG Stefan Christoph (Grüne), CSU-Stadtrat Jürgen Eberwein und Kathrin Fuchshuber (Vorsitzende Hotelverein und Verein der Altstadtkaufleute) positionierten sich klar für einen Fahrbetrieb im Einsatz in der Maxstraße vom Hauptbahnhof zum Dom zur Attraktivitätssteigerung der Altstadt, eingebettet in ein Gesamtkonzept, um die Aufenthaltsqualität als „Einfallstor“ zur Altstadt zu erhöhen. Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, zur Umgestaltung dieser Straße unbedingt in die Konzeption den Gesamtbereich inklusive des Hauptbahnhofumfeldes mit einzubeziehen. Auch Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) und Horst Meierhofer (FDP) wollen einen Fahrbetrieb des historischen Zuges realisieren, jedoch auf anderer Strecke. Die Förderfähigkeit sei nicht gegeben und es entstünde Konkurrenz zur parallel verlaufenden Stadtbahn und zum Altstadtbus. CSU-Landratskandidat Rainer Mißlbeck wollte sich nicht in die „inneren Angelegenheiten“ der Stadt einmischen, als einfacher Bürger fände aber auch er einen Fahrbetrieb in der Maxstraße sehr gut.

Für Kathrin Fuchshuber, anwesend als erste Vorsitzende des Hotelvereins und zweite Vorsitzende des Vereins der Regensburger Kaufleute ist die Attraktivitätssteigerung der Altstadt und der Maxstraße ein Kernthema, hier gelte es nun schnell Maßnahmen zu ergreifen, bevor die letzten Geschäfte vor dem Aus stünden.

In Sachen Stadtbahn sprachen sich alle Teilnehmer einheitlich für einen Start der Stadtbahn spätestens 2030, also in maximal zehn Jahren aus.

CSU-Vertreter Jürgen Eberwein, wie auch der CSU-Landratskandidat Rainer Mißlbeck forderten einen umsteigefreien Verkehr, nach Art des Tram-Train-Systems, der von DB-Gleisen kommend, auf die Tramgleise wechselnd die Umlandbürger in die Stadt, zu den Shoppingzielen und insbesondere in die Altstadt ohne Umstieg und ohne PKW bringt. Auch Horst Meierhofer, Spitzenkandidat der FDP, forderte nicht durch Sanktionen, sondern durch eine Attraktivitätssteigerung den Umlandbürgern den Umstieg weg vom Pkw schmackhaft zu machen. Stefan Christoph, Spitzenkandidat der Grünen, wie auch Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer halten die enge Kooperation der Planung von Stadt und Land sehr wichtig, unterstrichen aber, dass momentan aufgrund mangelnder Nachfrage und damit mangelnder Förderfähigkeit der Neubau von Straßenbahnstrecken ins Umland nicht realisierbar sei. Alle Beteiligten sind sich einig, sogenanntes „Kirchturmdenken“ der Stadt ohne den Landkreis sei absolut nicht zielführend.

Jan Mascheck, erster Vorsitzender der IG Historische Straßenbahn: „Die Tram in der Maxstraße würde sich betriebswirtschaftlich selbst refinanzieren, die Realisierung keine Mittel aus den Budgets der Stadt nehmen, die anderen Projekten fehlen würden. Außerdem wäre diese Tram kein ÖPNV-Angebot, daher keine Konkurrenz zur parallelen Stadtbahn sowie des Altstadtbusses. Stattdessen würde anstatt ca. 500.000EUR ‚Investment‘ der Stadt als totes Kapital in ein Denkmal, die gesamte Restaurierung wie auch die Gleisstrecke gewinnbringend refinanziert und die Stadt sowie die Bürger hätten eine ‚kostenfreie‘ Attraktivitätssteigerung und Aufwertung der Maxstraße. Die Tram würde ohne Oberleitung, mit einer Wasserstoffzellen-Akkukombination fahren und in der Rillenschiene wäre eine Gummieinlage – ein sogenannter Veloschutz – der Fußgänger und Radfahrer vor dem Stolpern schützen würde. Auch die Fahrgeschwindigkeit wäre natürlich der ruhigen und gemütlichen Athmosphäre der zukünftigen Maxstraße als Flaniermeile angepasst.“ Zum Thema Stadtumlandbahn ergänzt Jan Mascheck: „Der Neubau von Straßenbahnstrecken ins Umland ist nicht förderfähig, um diese Kenntnis zu erlangen brauchen keine teuren Gutachter bemüht werden. Jedoch auf vorhandenen Bahngleisen und in die Stadtbahnstrecken dann weiterzufahren bedarf keines Neubaus im Umland, sondern nur die richtigen Fahrzeuge. Auf den DB-Strecken ist ein riesen Bedarf vorhanden, die Züge sind brechend voll. Diese Attraktivitätssteigerung des „Nichtumstiegs“ würde vielen Umlandbürgern die Bahn schmackhaft machen und schon nach wenigen Jahren alle Fahrgastzahlprognosen übertreffen. Wir brauchen also keinen Straßenbahnneubau im Umland auf der grünen Wiese, sondern wir benötigen weiterführende Konzepte auf bereits existierenden DB-Trassen.“

Das Hauptthema im Hintergrund war die Erhöhung der Lebensqualität, der Attraktivität der Altstadt. Sowohl die historische Straßenbahn wie auch die modernen ÖPNV-Konzepte sollen die Attraktivität erhöhen sowie die PKW aus der Stadt herausbekommen. Kathrin Fuchshuber erläuterte, dass anstelle der bisherigen 80.000 Einpendler mit PKW zukünftig bis zu 250.000 Einpendler täglich zu erwarten seien. Maßnahmen, wie einfach PKW aus der Stadt zu „verbannen“ würden zum weiteren Absterben der Altstadt führen, stattdessen seien attraktive Angebote den Umlandbürgern zu machen, sodass diese „freiwillig“ auf ihren PKW verzichten würden und trotzdem in der Altstadt einkaufen.

Insgesamt verlief dieser „Wahlkampfauftakt“ sehr kurzweilig, viele interessante Themen wurden diskutiert. Die Interessengemeinschaft Historische Straßenbahn Regensburg zeigte sich sichtlich zufrieden mit dem Event wie auch den Stellungnahmen der anwesenden Podiumsgäste.

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